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Lässt man den Wii außer Acht, war die Auswahl für Next-Gen-Golfer bisher mickrig: Entweder Tiger Woods PGA Tour oder gar nichts. Zum Glück hat Sony das Problem erkannt und es verstanden, den ersten PS3-Teil der hauseigenen Everybody’s Golf-Serie einigermaßen zeitnah in den Westen zu bringen. Wieso ’nur’ acht Monate als zeitnah gelten? Die PS2-Vorgänger haben fast zwei Jahre gebraucht (Teil 4) oder blieben uns gleich vorenthalten (Teil 3).
Die Entwickler von Claphanz wurden jedoch von der EA-Sports-Seuche befallen. Deren Symptom: Beim ersten Sprung auf die nächstbessere Hardware schrumpft der Spielinhalt. Für Everybody’s Golf World Tour bedeutet dies vor allem eine kleinere Kurszahl. Ihr zeigt Euer Können auf sechs 18-Loch-Anlagen – der Vorgänger hatte derer zwölf sowie zusätzliche Minigolf- und Par-3-Plätze zu bieten. Dafür gibt’s einen verdienten Rüffel. Doch das Vorhandene überzeugt: Die Architektur aller Kurse ist einfallreich, zudem unterscheiden sich die Umgebungen deutlich, wenn Ihr z.B. in Japan, dem alten Europa oder auf einer Steppe zum Schläger greift.
Auch der Herausforderungs-Modus wurde gestrafft. Ihr tretet zu vorgegebenen Runden an, die gelegentlich durch Sonderbedingungen wie z.B. Strafschläge bei Bunkerlandungen variiert werden. Habt Ihr genug Pokale gesammelt, geht’s in Duelle mit einem der 15 Charaktere, die Ihr bei einem Sieg freischaltet. Das macht so viel Spaß wie immer, was nicht zuletzt der klassischen Drei-Click-Steuerung zu verdanken ist – modischer Schnickschnack wie Analogschwung bleibt außen vor. Erstmals gibt es eine erweiterte Alternativ-Kontrolle, dahinter verbirgt sich aber in Wirklichkeit nur eine kleine Variation. Ihr drückt weiterhin Knöpfchen, nur braucht Ihr beim Einschätzen der Stärke etwas mehr Augenmaß, weil die nicht über einen Balken, sondern anhand der Schwunganimation visualisiert wird. Also alles (fast) wie immer, was in diesem Fall genau der richtige Weg ist.
Dazu gesellt sich ein Online-Modus, den wir allerdings noch nicht antesten konnten. In Japan hatte der mit einigen obskuren Eigenheiten zu kämpfen – ob diese auch bei uns auftreten, klären wir im Online-Nachtest. Nicht vermeiden lässt sich eine Zwangsinstallation beim ersten Start: Mächtige 4,5 GB Daten werden auf Eure Festplatte geschaufelt – ziemlich viel für ein Golfspiel.
Meinung
Ulrich Steppberger meint: Für ein Everybody’s Golf lasse ich jedes Tiger Woods sausen – klar, dass mich auch World Tour reizt. Die klassische Steuerungsart macht heute noch Spaß und den Einstieg leicht. Die neue Variante ist eine intelligente Ergänzung, ohne das Konzept unnötig zu verkomplizieren. Auch die hübsche Grafik mit den knuffigen Charakteren und den liebevoll gestalteten Umgebungen begeistert mich ein weiteres Mal. Nur der eingeschränkte Umfang trübt die Freude etwas, denn da hat der EA-Konkurrent deutlich mehr zu bieten. Trotzdem vergeht einige Zeit, bis Ihr alle Sportler und Plätze freigeschaltet habt. Außerdem steht Quantität nicht zwingend für Qualität, wichtiger ist der Spielspaß – und der stimmt bei Everybody’s Golf World Tour.
Wertung
6 Golf-Plätze
15 Sportler und 6 Cadddies
klassische Drei-Click-Steuerung sowie leicht modifizierte ’erweiterte’ Variante
Grafikstil mit Japano-Anime-Charme
Hübsches und traditionelles Golfspiel, das etwas in Sachen Umfang geizt – trotzdem die ideale ”Tiger Woods”-Alternative.
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