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Eigentlich ist es komisch, dass es noch nicht mehr klassische Adventures auf Wii und DS gibt. Das am PC entstandene Genre lässt sich perfekt auf die Nintendo-Konsolen übertragen: Per Remote oder Stylus klickt Ihr auf Orte, Personen oder Gegenstände und seht zu, wie Eure Spielfigur zum Zielort zischt, mit Leuten labert oder Sachen stibitzt. Durch die kluge Kombination von Objekten aus Eurem Inventar mit der Umwelt löst Ihr Rätsel und treibt so die Handlung voran. Mit Geheimakte Tunguska der deutschen Entwickler Animation Arts und Fusionsphere wird dieses Potenzial nun endlich genutzt.
Das PC-Adventure aus dem Jahr 2006 wurde von Keen Games bis auf die etwas ungünstige Tastenbelegung der Remote souverän konsolentauglich gemacht. So erlebt Ihr die Suche der rotzfrechen Nina Kalenkow nach ihrem verschwundenen Vater bequem vom Sofa aus. Um den Verbleib von Prof. Kalenkow und seinen sensationellen Forschungsergebnissen zur Tunguska-Katastrophe von 1924 zu klären, tingeln Nina und ihr wohlklingender Kumpel Max Gruber auf 80 Bildschirmen um die Welt. Genretypisch läuft die Abenteuerfahrt rätselhaft ab: Am Startpunkt Berlin repariert Ihr ein Fahrrad mit einem Gummihandschuh. Im Moskauer Militärbahnhof stibitzt Nina eine Uniform, indem Ihr die Besitzerin des Rauchens überführt. Schließlich führt Ihr im ewigen Eis einen Eiertanz mit einem Pinguin auf, um an eine von ihm bebrütete Metallkugel zu gelangen. Fairerweise werden auf Knopfdruck alle manipulierbaren Zonen mit Lupen markiert. Weniger fair wirkt dagegen an manchen Stellen das Rätseldesign – zu abstrus erscheint z.B. die Behandlung eines eingerosteten Wagenhebers mit einem Butterbrot. Der Humor der Designer ist dagegen über jeden Zweifel erhaben!
Meinung
Max Wildgruber meint: Das wirkliche Geheimnis von Tunguska: Warum sind manche Rätsel so unlogisch, wenn das Team offensichtlich über profunde Genre-Kenntnisse verfügt? Zahlreiche Genre-Anspielungen beweisen dies. Wer Day of the Tentacle liebt, darf aber doch kein Handy auf eine Katze kleben! Ansonsten fast nur Lob: Detailreiche, wenn auch technisch biedere Hintergründe, extrem witzige Dialoge (Neulich im Pub: ”Ich hätte gern einen Fisch.” ”Ja, ich auch.”) und die Möglichkeit, lange Wege durch einen Doppelklick abzukürzen, tragen zum Spielspaß bei. Für die im Abspann angekündigte Geheimakte 2 wünsche ich mir genau so viel Charme, Rätsel, die nicht dem Hirn von Dr. Fred entsprungen scheinen, sowie eine weniger wirre Schlußpointe.
Wertung
Point & Click- bzw. Tipp-Steuerung per Remote respektive Stylus
Wii-Version komplett mit Sprachausgabe
die zwei Spielfiguren Nina und Max rätseln mitunter im Team
basiert auf einem PC-Spiel
Witzige Adventure-Reise mit leichten
Schwächen beim Rätseldesign, aber ungemein viel Komik und detaillierten Hintergründen.
Singleplayer78MultiplayerGrafikSound