In Cyberpunk 2077 können verschiedene NPCs von den Spielern “geromancet” werden. MeinMMO-Autorin Johanna Heuck hält eigentlich nichts von Romancing in Videospielen, hat es bei diesem Spiel allerdings ausprobiert. Doch ausgerechnet dieses Spiel bricht ihr das erste Mal das Herz.
Ich habe mich nie wirklich für Romancing-Optionen in Spielen interessiert. Für mich hatte das nie wirklich eine tiefgründige, sondern eher eine zweckdienliche Funktion.
Ysolda aus The Elder Scrolls V: Skyrim habe ich beispielsweise nur zur Frau genommen, weil sie Händlerin in Weißlauf war. So konnte ich, jedes Mal, wenn ich nach Hause kam, einen Teil ihres Einkommens durch den Laden abholen und gleichzeitig mit ihr handeln.
Das war ganz schön praktisch, hatte aber keinen romantischen Sinn. Sorry, dass du es auf diese Weise erfahren musstest, Ysolda!
Bei Cyberpunk 2077 habe ich mich allerdings dazu entschieden, die Romancing-Optionen von Judy zu erkunden. Ich konnte jedoch nicht ahnen, dass meine erste tiefgründigere Romancing-Erfahrung mir direkt das Herz brechen würde.
Autoplay
Judy, meine Auserwählte
In der Hauptquest von Cyberpunk 2077 begegnet man Judy. Sie ist eine Hackerin, die einem relativ am Anfang der Hauptstory hilft, wichtige Hinweise in einem Braindance zu finden.
Hat man den Questabschnitt abgeschlossen, in dem sie vorkommt, kann man noch eine Nebenquest mit ihr abschließen. Diese Nebenquest ist auch gleichzeitig der Weg, um zu sie romancen. Es gibt ja auch keinen anderen Weg in das Herz eines NPCs.
Sie ist außerdem die einzige frauenliebende Frau, mit der man eine Beziehung eingehen kann. Doch das ist auch in Ordnung, denn sie ist wundervoll. Ich bin verliebt und sie ist auch in mich verliebt, als ich endlich ihre Questline abschließe.
Als Abschluss unserer Romanze machen wir einen gemeinsamen Tauchgang. Sie erzählt mir viel aus ihrem Leben und dann, na ja, gut, ok, sterbe ich fast da unten und sie muss mich retten.
Ich weiß, flirten kann ich. Aber alles Absicht. Ich wollte ihr nur näher kommen.
Nachdem wir also ein romantisches Date hatten, uns tatsächlich näher gekommen sind und uns die ewige Liebe geschworen haben (also ich habe das zumindest vor meiner PlayStation gemacht), gibt sie mir den Zugang zu ihrem Apartment.
Schicksalhafte Trennung
Nachdem ich nun also in einer festen Beziehung mit Verpflichtungen bin, spiele ich noch etwas weiter und erledige weitere Quests.
Zwischendurch bekomme ich immer wieder Nachrichten von Judy. Sie nennt mich „mein kleiner Kürbis“. So nennt sie bestimmt niemand anderen, sondern nur mich. Alles ist perfekt.
Ich komme in den Quests von Phantom Liberty voran. Ich wähle das Ende, bei dem einem von Solomon Reed eine rettende Operation versprochen wird.
Kurz bevor ich mich dazu entscheide, diese über mich ergehen zu lassen, habe ich die Möglichkeit, mich von meinen Freunden zu verabschieden. Natürlich bekommt auch Judy eine Nachricht. Ich sage ihr, dass ich für ungefähr drei Monate Night City verlassen muss, dann bin ich wieder da.
Schließlich wache ich nach einigen Traumsequenzen auf. Solomon Reed erklärt mir, dass die Operation zwar gut verlaufen ist, ich aber nie wieder Kampfcyberware in mich einbauen lassen kann und ach ja, ich lag zwei Jahre im Koma und niemand wusste, wo ich bin. Ah, ok, chillig.
Eigentlich ist das aber gar nicht so schlimm. Schließlich hatte ich sowieso vor, mit Judy in den Sonnenuntergang zu reiten und mich zur Ruhe zu setzen. Also alles gut, oder?
Ich raffe mich auf und rufe als erstes Judy an. Sie hat eine andere Frisur, sieht aber natürlich immer noch wie der Engel aus, mit dem ich damals zusammengekommen bin. Als ich mit ihr rede, ist sie sehr kühl.
Dann der Schock: sie ist nicht mehr in Night City und hat eine Frau. Mir entfällt ein lautes „Was!?“ und ich kann mein Herz klirren hören.
Ich meine, klar, ich bin auch zwei Jahre einfach weg gewesen. Ohne irgendein Lebenszeichen. Also, ich verstehe das, aber mein Herz…
Der weitere Verlauf des Endes ist noch deprimierender. Ich habe niemanden mehr so wirklich an meiner Seite und ich bin dazu verdammt bis an mein Lebensende wie ein NPC durch Night City zu laufen.
Kein Happy End, aber doch glücklich
Das erste Mal habe ich mich tatsächlich für einen Romancing-NPC und für ein Happy End interessiert und dann das.
Cyberpunk 2077 hat hier etwas in seinem Storytelling richtig gemacht. Judy und auch V selbst sind tragische Charaktere, die viel in Night City verloren haben und als Spieler wünscht man sich nichts anderes als ein Happy End.
Doch das gibt uns CD Projekt Red nicht und auch wenn mir das, das Herz bricht, so finde ich es gleichzeitig schön. Diese (Liebes-)Geschichte ist nicht fair und das macht sie real. Und reale Geschichten sind das, was mir am meisten zusagt.
Es ist eine Geschichte, die mich beeindruckt hat und an die ich mich immer zurückerinnern werde. Eine 0815-Helden-und-sie-reiten-in-den-Sonnenuntergang-Geschichte würde mich nicht so lange beschäftigen. Auch wenn ich wirklich gerne ein Happy End mit Judy bekommen hätte.
Vielleicht ist es auch einfach nur das Karma, das auf mich zurückkommt, nachdem ich NPCs wie Ysolda immer nur aus Zweck geheiratet habe.
Wie sagt man so schön: Die erste Liebe tut immer am meisten weh, hm? Wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet, ich lade einen Save-Slot, bei dem ich noch mit Judy zusammen bin und alles in Ordnung ist.
Nicht nur Romancing war bisher ein Fremdwort in Videospielen für mich, sondern auch das Shooter-Genre. Space Marine 2 wollte ich jedoch unbedingt ausprobieren. Über meine Erfahrungen und meine neu entdeckte Liebe für die Lore könnt ihr hier lesen: Space Marine 2 hat mir Lust auf Warhammer 40.000 gemacht, dabei bin ich richtig mies darin
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