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Rollenspielern wird oft vorgeworfen, sie würden Eskapismus, also Weltflucht betreiben. Schön, dass gerade die Dragon Ball– und Final Fantasy”Macher dem Trend entgegenwirken und ein RPG auf den DS bringen, das Japans trendbewusste Subkultur und deren Zentrum, das Tokioter Stadtviertel Shibuya, in den Mittelpunkt der Handlung rückt.
Square Enix lässt den Hauptcharakter Neku ohne Gedächtnis in einer Parallel-Variante des echten Shibuya aufwachen. Hier veranstalten die Reaper, zwielichtige Typen mit roten Kapuzenjacken oder wilden Tribal-Tattoos, ’Das Spiel’. Sieben Tage lang müssen die unfreiwilligen Teilnehmer, darunter Neku, in Zweierteams eine Mission pro Tag lösen und gegen schrille Comic-Monster kämpfen (Noise genannt). Löst keiner der Mitspieler die Aufgabe, z.B. die Säuberung einer mit Graffiti verunstalteten Statue, droht die Auslöschung. Trotz des dementsprechend großen Erfolgsdrucks bleiben Neku und seine Mitstreiter, die schicke Shiki und der altkluge Joshua, ihrer Rolle gemäß stets schön geschmeidig.
Das liegt vor allem daran, dass die Truppe im Laufe des Spiels immer mehr Broschen sammelt, die Neku zum Psi-Genie machen, wenn er sie ansteckt. So befähigt z.B. der von Anfang an verfügbare schwarze Totenkopf-Pin zum Scan der zackig gezeichneten Spielumgebung. Die Gedanken der Passanten und eventuell vorhandene Noise werden im blauen Scan-Bereich sichtbar. Später nutzt Ihr diese Technik, um gezielt die vorherrschenden Meinungen in Shibuya zu manipulieren. Im Kampf gegen die Noise führt Neku auf dem unteren Bildschirm je nach Pin andere Attacken aus. Jeder Pin verlangt eine andere Stylus-Bewegung, Neku selbst steuert Ihr ebenfalls per Touchscreen, ähnlich wie in Zelda: Phantom Hourglass. Spektakulär: Ihr kontrolliert simultan Nekus aktuelles Teammitglied auf dem oberen Bildschirm – mit Steuerkreuz oder Tasten wählt Ihr die passende Attacke des ansonsten automatisch kämpfenden Kumpels. Löst Ihr auf einem Screen eine Combo aus, fliegt ein grüner Energieball zum Spieler auf dem anderen Schirm, erfolgt auch hier eine Combo, wird die Leuchtkugel zurückgeschlagen. Wer dieses Kampf-Pong perfekt beherrscht, erzielt deftige Angriffsboni.
Neben den Kämpfen kauft Ihr Eurer Party trendige Klamotten – je schriller die aussehen, desto mehr Mut benötigt Ihr, sie zu tragen. Je nach gerade vorherrschendem Trend verbessern Klamotten und Lebensmittel Eure Attributswerte mehr oder weniger. In Multiplayer-Minispielen könnt Ihr Eure Pins aufleveln.
Meinung
Max Wildgruber meint: TWEWY ist so vollgestopft mit tollen Ideen, dass eine Seite kaum ausreicht, um alles zu beschreiben. Einziger Kritikpunkt ist der superinnovative Kampfmodus, der erst nach Stunden halbwegs zu beherrschen ist, dann aber einschlägt wie eine Bombe. Mit der Idee, Elemente der Jugendkultur wie Modetrends oder Graffiti zum Spiel-Element eines rotzfrechen RPGs zu erheben, lacht Square Enix all jenen ins Gesicht, die dem Giganten seine ewigen Fantasy-Szenarien vorwerfen. Bitte fortsetzen!
Wertung
moderne Rollenspielwelt im Tokioter In-Viertel Shibuya
innovatives Action-Kampfsystem – simultan auf beiden Bildschirmen
Modetrends und Zeitgeist als Angelpunkt der RPG-Spielmechanik
lest die Gedanken der Passanten
Apartes Action-RPG mit innovativen Doppelschirm-Kämpfen und einem auf Modetrends basierenden Wertesystem.
Singleplayer87MultiplayerGrafikSound