Devil May Cry 4 – im Klassik-Test (PS3 / 360)

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Spiel:Devil May Cry 4Publisher:CapcomDeveloper:CapcomGenre:ActionGetestet für:360, PS3Erhältlich für:360, PS3USK:16Erschienen in:3 / 2008

Was haben der wohl einflussreichste Dichter des Mittel­alters und der letzte römische ­Kaiser der julisch-claudischen Dynastie ­gemein? Kleiner Tipp gefällig? Gut, der Erste von beiden hat in der göttlichen Komödie seine Reise durch die Hölle beschrieben, während sich der andere für einen Künstler hielt, den meisten jedoch (zu Unrecht) als ­notorischer Brandstifter in Erinnerung blieb. Klingelt’s jetzt? Genau, beide sind die Namens­paten für das dynamische Heldenduo in Devil May Cry 4: Dante und Nero. Ersteren kennt Ihr ja sicher schon: Dreimal hat er bereits den Teufel zum Weinen gebracht und lässig zwei Gastauftritte in Viewtiful Joe 2 und Shin Megami Tensei: Lucifer’s Call absolviert. Nero hingegen ist ein unbeschriebenes Blatt in der Videospielwelt – sicher wird die Hauptrolle in Devil May Cry 4 nicht der letzte Auftritt des Mannes mit der Dämonenfaust gewesen sein – soweit lehnen wir uns schon mal aus dem Fenster.

Neros Teufelshand bereichert das Kampfsystem des vierten Serienteils um viele spielspaßfördernde Facetten, die Pranke des Novizen kann aber noch viel mehr: Schneller als mit jedem Aufzug geht es jetzt in luftige Höhen. Mit einer Schultertaste visiert Ihr blau glühende Anker­punkte an, dann zischt Nero auf Knopfdruck wie von einem Seil gezogen in die Höhe. Wollt Ihr hingegen auf den (von Kratos schon recht ausgelatschten) Pfaden des persischen Prinzen wandeln, hat Neros Faust die Antwort parat: An bestimmten Stellen bringt Ihr mit einem kernigen Hieb das Zeitgefüge aus der Balance. Saust dann geschwind an gefährlichen Laserbarrieren vorbei, solange diese sich im Schneckentempo bewegen. Doch Nero kann noch mehr: Mit erspielten Erfahrungspunkten kauft Ihr neue Schwerttechniken, Knarren-Upgrades oder Gimmicks wie erhöhte Laufgeschwindigkeit. Wer sich später umentscheidet, darf diese auch wieder verkaufen.

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Gelegentlich nerven die hektischen Sprungbewegungen des Helden – der Kerl hüpft zwar ziemlich hoch, dafür aber leider saukurz. Kommt Euch dann noch die störrische ­Kamera in die Quere, ist Kollege Frust nicht weit. Meist macht der virtuelle Kameramann seine Sache recht ordentlich – zudem dürft Ihr in vielen Einstellungen die Perspektive selbst ändern. PS3-­Zocker können das sogar durch Handneigung erreichen, werden aber nach einigen verkorksten Versuchen schnell die Finger davon lassen. Vielmehr sollten sie sich über die kürzeren Ladezeiten freuen, die Ihr dem dicken Datenpaket zu verdanken habt, das DMC 4 auf Eurer Platte parkt. Praktischerweise lest Ihr während der Installation die Hintergrundgeschichte der ersten drei Teile durch. Xbox-360-Besitzer schalten dieses Gimmick erst nach einmaligem Durchzocken frei. ­Rumble-­Effekte gibt’s jetzt endlich auf beiden Systemen – PS3-Besitzer, ­denen der Gang zum Importhändler zu umständlich oder teuer ist, müssen eben auf die Deutschland-Veröffentlichung des Dualshock 3 warten.

Wie es sich für ein derbes Hack’n’Slay-Abenteuer gehört, ist der steinige Weg durch die prachtvollen HD-Szenarien nicht nur mit unzähligen Standard-Gegnern gepflastert, auch einige heftige Schlaglöcher in Form von Bossgegnern (die sich leider wiederholen) stehen auf dem Programm: egal, ob schleimiger Riesenfrosch, bizarres Schlangenmonster, Feuerdämon, erhabenes Engelwesen, Insektenschurke oder Koloss. Allen Obermotzen gemein sind taktische Angriffsfolgen und Superattacken, denen Ihr tunlichst ausweichen solltet – vor allem auf dem höheren Schwierigkeitsgrad.

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Wer sich für das ’Einsteiger’-Niveau entscheidet, dürfte kaum Probleme haben. Auf der härteren Stufe werden rote Orbs schnell knapp und Gegner richten deutlich mehr Schaden an. Fällt Euch allerdings bei der Hälfte des Spiels auf, dass der leichtere Schwierigkeitsgrad besser geeignet wäre, heißt es DMC-­typisch: noch mal von vorne!

Devil May Cry 4 ist einfach altmodisch: Das fängt bei den klas­­sischen Speicherpunkten an, geht bei den eng gesteckten Levelgrenzen weiter und endet bei den knackigen Kämpfen mit gigantischen Obermotzen noch lange nicht. Doch auch in einem anderen Punkt könnt Ihr Euch auf Capcom verlassen: Bei der Präsentation gilt ’Klotzen, statt kleckern’. Zahllose opulente Zwischensequenzen und eine klasse englische Sprachausgabe veredeln das epische Abenteuer, das Euch nicht nur mit ­sehenswerten Landstrichen und Innenlevels verwöhnt. Auch die Stilsicherheit der gesamten Inszenierung verblüfft ein ums andere Mal: Etlichen matschigen Texturen und flimmernden Schatten zum Trotz stimmt das Gesamtkunstwerk, das unter Leitung von Hiroyuki Kobayashi aus Coolness, Kitsch, Kreativität, klassischen Serienelementen und tollen, neuen Features geformt wurde.

Zu verdanken habt Ihr diese Spielspaßwiedergeburt vor allem Nero: Dessen Dämonenhand, der ’Devil Bringer’, verleiht den Kämpfen mehr Dynamik und macht ellenlange Combos zum ­Vergnügen. Veteran Dante strengt sich ganz schön an, um mitzuhalten­… und übertreibt es ein bisschen: In den gut 25% des Spiels, in dem er die Hauptfigur mimt, habt Ihr kaum Zeit, die zahllosen Möglichkeiten, die seine Kampfstile und Waffen bieten, auszuschöpfen. Aber wozu gibt’s den Schwierigkeitsgrad ’Son of Sparda’? Die coolste Sau der Videospielwelt bleibt er allemal!

Meinung

Matthias Schmid meint: Vielleicht war es ganz gut, dass mich das schwächere, erste Drittel des Spiels ­etwas enttäuscht hat – umso ­begeisterter war ich von den fulminanten (Boss-)Kämpfen der Spielstunden sechs bis vierzehn. Einige Sequenzen und Fights raubten mir den Atem – ein hochaufgelöster Hochgenuss. Als ich nach dem Durchzocken der Xbox-360-Version mit Ollis PS3-Nero auf Dämonenjagd ging, verblüffte mich der spielerische Unterschied – mit den unzähligen Upgrades habt Ihr ziemlich viel Einfluss auf das Kampfsystem. Im Gegensatz zu dem, was mir Produzent Kobayashi vor zwei Monaten versprach, nervten mich die gleichen Areale für Dante aber doch etwas. Da vor allem der aber so viele ­Moves und Feinheiten bietet, freue ich mich auf den zweiten Durchlauf. Für mich das beste DMC-Spiel und eine Kaufempfehlung für jeden Xbox-360- oder PS3-Besitzer.

Oliver Schultes meint: So ein ausgeklügeltes Kampfsystem wünsche ich mir beim nächsten God of War: Könner vollführen nicht enden wollende Combos und zerlegen die dämonischen Biester so stylisch wie in keinem anderen Spiel. Die Betonung liegt auf Könner: Denn alle Tasten sind mit Funktionen belegt und es erfordert einiges an Fingerakrobatik, die tödlichen Special-Moves vom Stapel zu lassen – für Gelegenheitszocker heißt es da üben, üben, üben! Und selbst Profis müssen auf dem normalen Schwierigkeitsgrad – gerade gegen Ende hin – schauen, dass sie bei den großteils furios inszenierten Bosskämpfen nicht gnadenlos untergehen. Apropos Bosse: Teil 4 ist in diesem Punkt ein Fest für alle Oldschool-Actiongamer. Bis Ihr die Angriffswellen auswendig gelernt habt, werdet Ihr einige Male ins Gras beißen, nur um dann mit der richtigen Taktik erbarmungslos zurückzuschlagen. Das befriedigende Gefühl danach ist unbezahlbar!

Jan Königsfeld meint: ’Stylish-Hard-Action’ – die zum ersten Teil von Capcom eingeführte Genre-Bezeichnung hält immer noch, was sie verspricht. Seien es die stilsicher übertrieben coolen Charaktere in den superb choreografierten Cutscenes der wendungsreichen Story, der fordernde, aber nicht unfair hohe Schwierigkeitsgrad oder die ausgeklügelten Gefechte während des Spiels: Devil May Cry 4 ist ein Action-Knaller, den sich kein ”DMC”-Fan entgehen lassen sollte!

André Kazmaier meint: Was für ein Comeback des Dämonenjägers! Schon nach dem unglaublich coolen Intro hatte mich die Capcom-Schnetzelei in ihren Bann gezogen. Nicht minder beeindruckt war ich von den packenden Kämpfen, der Edel-Optik (die mich immer wieder hat innehalten lassen) und den coolen Charakteren. Die erstmals frei justierbare Kamera hat allerdings ihre Schattenseiten: Ständig muss ich manuell nachjustieren – komme in der Hitze des Gefechts aber nicht dazu. Insgesamt aber ein sehr feines Action-Paket!

Wertung

20 Levels voller schauriger Monster
2 spielbare Hauptcharaktere
Bosse wiederholen sich teils mehrfach
ca. 2 Stunden edle Zwischensequenzen
zahlreiche Geheimnisse und Boni

Zurück zu alter Stärke und darüber hinaus: spielerisch wie technisch feines Fantasy­gemetzel mit erstklassigem Kampfsystem.

Singleplayer86MultiplayerGrafikSound

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