Der Entwickler eines Indie-Spiels auf Steam sagt, er sei seit Monaten das Opfer einer gezielten Kampagne. Twitch-Streamer Asmongold springt ihm bei.
Das ist die Situation: Am 28. Dezember 2024 veröffentlichte Artur Smiarowski, Entwickler des Rogulikes „Soulash“, einen Post auf X, in dem er sich über eine andauernde Kampagne von „verwöhnten Regenbogen-Bälgern“ gegen sich und sein Spiel beschwerte.
Jedes Update hätte negative Reviews zur Folge, unter jedem Post zu seinem Spiel würden sich Beleidigungen finden
„Sie“ würden so weitermachen, bis alle Verkaufs-Plattformen, Communitys und Influencer ihn „gecancelt“ hätten
2025 wolle er gegen diese Unterdrückung kämpfen
Der Post wurde vom Twitch-Streamer Asmongold aufgegriffen. In einem Stream-Ausschnitt mit dem Titel „WTF stimmt nicht mit diesen Leuten?“, den über 700.000 Menschen auf YouTube gesehen haben, erklärte er: Der Entwickler würde zu Unrecht belästigt, nur, weil er keine gleichgeschlechtlichen Beziehungen in seinem Spiel wollte.
Asmongold stehe ganz klar hinter dem Entwickler.
Diskussion um gleichgeschlechtliche Beziehungen im Spiel eskaliert
Das steckt dahinter: Die Diskussion geht auf ein Update vom 15. August 2024 zurück, mit dem Smiarowski Familiengründung als Feature in sein Spiel einführte. Dadurch sollte es Spielern möglich sein, nach dem unweigerlichen Ableben der Spiel-Figur als Nachkommen weiterzuspielen.
Ein Spieler fragte den Entwickler, ob es möglich sei, zukünftig auch gleichgeschlechtliche Beziehungen im Spiel zu ermöglichen.
Der Entwickler erklärte: Das System diene nur der Fortpflanzung. Aufgrund der eingeschränkten Interaktionen mit NPCs sehe er keine Möglichkeit, Beziehungen darüber hinaus darzustellen, weshalb er zu diesem Zeitpunkt keine Pläne habe, sie zu erweitern.
Daraus entstand im Steam Community Forum eine Diskussion: Einige Spieler wünschten sich eine Überarbeitung des Beziehungs-Features, während andere sich dagegen aussprachen.
Manchen passte die Entscheidung des Entwicklers offenbar nicht und sie drückten ihr Missfallen über negative Reviews auf Steam aus. Soulash 2 hatte zuvor überwiegend positive Bewertungen gesammelt, für den 19. August zeigt Steam jedoch 34 negative Reviews an. Ein Spieler moniert, er sei aus dem Forum gebannt worden, nur, weil er um gleichgeschlechtliche Ehen gebeten habe.
Entwickler auf Steam sieht Regenbogenflagge als Symbol der Unterdrückung
Am 24. und 25. August veröffentlichte der Entwickler dann mehrere Posts auf X, in denen er queeren Menschen vorwarf, „alles vögeln zu wollen, was sich bewegt.“ X und die Regenbogen-Flagge, das Symbol der LGBTQ-Community, mit der Unterdrückung durch Religion oder den Nationalsozialismus verglich (via X).
Der stärkere negative Ausschlag von 103 negativen Bewertungen wird jedoch erst für den 26. August angezeigt. Zwar lässt sich rückwirkend schwer nachvollziehen, welche Review welcher Aussage folgte, es scheint jedoch, als sei der Großteil der negativen Bewertungen erst nach den Kommentaren des Entwicklers auf X erfolgt.
Für denselben Tag vermeldet Steam auch 510 positive Wertungen, nachdem das Thema von Meinungsführern wie Mark „Grummz“ Kern und eben Asmongold aufgegriffen worden war.
Das sind die Fakten:
Soulash 2 bekamt im August 2024 negative Bewertungen, nachdem der Entwickler erklärt hatte, das Beziehungs-System im Spiel diene in erster Linie der Reproduktion, weshalb die Implementierung gleichgeschlechtliche Beziehungen für ihn keine Priorität habe
Einige negative Reviews beziehen sich auf den Entwickler, nicht auf das Spiel.
Unter dem Post von itch.io auf Bluesky befinden sich Kommentare, die Smiarowski beleidigen und davon abraten, sein Spiel zu kaufen.
Reaktion auf negative Kritik durch Influencer hilft dem Spiel mehr als die Kritik schadet
Die Fakten sind aber auch:
Die Kritik bezieht sich nicht ausschließlich auf die Entscheidung, keine gleichgeschlechtlichen Beziehungen zu implementieren, sondern auch auf Äußerungen des Entwicklers auf X
Viele negative Kommentare weisen dutzende Stunden Spielzeit auf und kritisieren das Gameplay. Unter den positiven Kommentaren gibt es viele, die kaum Spielzeit haben, und offen zugeben, den Entwickler nur wegen seiner Einstellung zu unterstützen.
Unterm Strich profitierte Smiarowski von der Situation. Nach eigenen Angaben verkaufte er binnen einer Woche über 3.500 Einheiten, mehr als er sonst in 2 Monaten verkaufe (via X)
Auch jetzt profitiert der Entwickler wieder: Nach der ursprünglichen Aufregung im Spätsommer 2024 gab es nur noch wenige neue Bewertungen auf Steam, mit einer insgesamt positiven Tendenz. Nach dem Post vom 28. Dezember kamen zwar ein paar negative Reviews dazu, aber viel mehr positive:
Das Narrativ „Indie-Entwickler wird fertig gemacht, weil er keine gleichgeschlechtlichen Beziehungen in seinem Spiel haben wollte“, mit dem Asmongold 700.000 Menschen auf YouTube erreicht hat, bildet also nur einen Teil der Wahrheit ab.
Wie Asmongold selbst sagt, konnten er und seine Community die negative Kritik durch positive Reviews abfedern und ausgleichen.
Eine ähnliche Situation gab es im Februar 2023, zum Release von Hogwarts Legacy. Damals sprachen sich zwar einige Leute dagegen aus, das Franchise und seine Schöpferin zu unterstützen, die Unterstützung war jedoch sehr viel größer als die Kritik. Twitch: Fans unterstützen Gronkh mit 37.000 € nach Trubel um Hogwarts Legacy – „Sollte öfter Shitstorms haben“
Der Beitrag Ein Gaming-Entwickler wird auf Steam heftig kritisiert, doch ausgerechnet Asmongold eilt zur Hilfe erschien zuerst auf Mein-MMO.de.