Rock Band – im Klassik-Test (360)

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Spiel:Rock BandPublisher:Electronic ArtsDeveloper:HarmonixGenre:MusikGetestet für:360Erhältlich für:360, PS2, PS3, WiiUSK:Erschienen in:7 / 2008

Guitar Hero ist ein tolles Spiel: Ihr drückt ein paar bunte Knöpfe auf einer Plastikklampfe und die Stereoanlage schmettert Euch fette Riffs von Pantera, Dragonforce & Co. um die Ohren, für deren korrekte Ausführung Ihr auf einer echten Gitarre jahrelang üben müsst. Das macht richtig Spaß, schmeichelt dem Ego und fordert auf höheren Schwierigkeitsstufen all Euer Können. Ist das noch zu toppen? Ist es, denn Guitar Hero-Erfinder Harmonix holt die restlichen Bandmitglieder ins Boot – oder besser ins Wohnzimmer.

Dafür braucht Ihr Platz in Eurer Bude. Wer Rock Band voll ausnutzen will, muss vier Leute unterbringen. Einer trällert ins Mikro, zwei haben sich Gitarren umgeschnallt und der Vierte sitzt hinter dem Schmuckstück des Titels, dem hochwertigen Schlagzeugnachbau aus Kunststoff. Um Euch gleich die Angst zu nehmen: Selbst wenn Ihr noch nie getrommelt habt – das Spiel nimmt Euch an die Hand und erklärt Euch in Tutorials die Grundregeln des rhythmischen Schlagens. Dasselbe gilt für Gitarren-Einsteiger: Übt einzelne Songteile in verschiedenen Geschwindigkeiten und steigert so Note für Note die Koordination von rechter und linker Hand.

Das Spielprinzip gleicht dem von Guitar Hero: Auf dem Bildschirm erscheinen bunte Rechtecke, die es im richtigen Takt auf der Gitarre nachzudrücken gilt. Für den Schlagzeuger gelten dieselben Regeln, der Sänger bekommt am oberen TV-Rand die Liedtexte vorgegeben und eine Linie, die die Tonhöhe symbolisiert – ganz wie in SingStar. Und genauso wie in Sonys Karaoke-­Serie kann der Sänger auch bei Rock Band schummeln und summen statt singen. In puncto Spielvarianten gibt es für den geneigten Guitar Hero-Fan keine großen Überraschungen: Schnelles Spiel, Solo- und Multiplayer-Karriere (off- und online), Mehrspieler-Battle, Übungs-Modus – kennen wir! Overdrive durch Hochreißen der Gitarre, jubelnde und mitsingende Konzert­zuschauer bei entsprechend guter Leistung sowie coole Ladepausensprüche – lieben wir! Aber bietet Rock Band denn gar nichts Neues?

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Doch! Da wären zunächst die zusätzlichen kabelgebundenen Instrumente (Mikrofon und Schlagzeug), die bei der Xbox-360-Version über ein USB-Hub Anschluss an die Konsole finden. Die Rock Band-Gitarre unterscheidet sich zudem in einigen Details von dem Gui­tar Hero-Pendant: Die fünf Druckknöpfe am Hals sind breiter und eingelassen – das heißt, sie schließen mit der Oberfläche ab. Dies macht die Orientierung beim Umgreifen auf dem Griffbrett nicht leichter. Apropos Umgreifen: In Korpusnähe findet Ihr auf dem Hals ein weiteres Quintett an Knöpfen. Sie haben die gleichen Funktionen, gerieten deutlich ­schmaler als die anderen Buttons und dienen in erster Linie zum Posen bei den Solo-Passagen. Darüber hinaus fühlt sich die Anschlagwippe für Guitar Hero-Profis ungewohnt an: Sie besitzt eine andere Oberflächenform und bietet beim Betätigen weniger Rückmeldung – es fehlt das typische metallische Klacken. Schließlich lassen sich über einen Kippschalter verschiedene Gitarren-Effekte wie Wah-Wah oder Flanger aktivieren. Die Auswirkungen sind jedoch gering und nur während der Soli wirklich zu hören.

Im Spielverlauf hat sich ebenfalls was getan: Trefft Ihr markierte Noten, füllt sich Eure Overdrive-Leiste. Zockt Ihr als Band, kann dieser Balken Leben retten. Dann, wenn ein Mitglied zu viele Noten versemmelt und ausscheidet. Aktiviert ein anderer jetzt den Overdrive, ist der Ausgeschiedene wieder im Rennen. Das fördert den Teamgedanken, schließlich können auch Sänger und Schlagzeuger zum Beispiel den Gitarristen zurückholen. In einigen Songs tauchen Freestyle-Passagen auf, in denen Ihr Eurer Geltungssucht freien Lauf lassen könnt: Zockt coole Drum-Fills, fiedelt auf der Klampfe flinke Soli und schreit Euch am Mikro die Seele aus dem Leib – dann hagelt es Bonuspunkte und Spaß macht’s obendrein!

Die Songliste

29 Fingers – The Konks
Are You Going To Be My Girl – JET
Ballroom Blitz – Sweet*
Beetlebum – Blur*
Black Hole Sun – Soundgarden
Blitzkrieg Bop – The Ramones
Blood Doll – Anarchy
Brainpower – Freezepop
Can‘t Let Go – Death of the Cool
Celebrity Skin – Hole
Cherub Rock – Smashing Pumpkins
Countdown to Insanity – H-BlockX
Creep – Radiohead
Dani California – Red Hot Chilli Peppers
Day Late, Dollar Short – The Acro-Brats
Dead on Arrival – Fallout Boy
Detroit Rock City – KISS
Don‘t Fear the Reaper – Blue Oyster Cult
Electric Version – New Pornographers
Enter Sandman – Metallica
Epic – Faith No More
Flirtin’ With Disaster – Molly Hatchet
Foreplay/Long Time – Boston
Gimme Shelter – Rolling Stones
Go With the Flow – Queens of the Stone Age
Green Grass and High Tides – The Outlaws*
Here It Goes Again – Ok Go!
Hier Kommt Alex – Die Toten Hosen
Highway Star – Deep Purple
Hysteria – Muse
I Get By – Honest Bob and the Factory-to-Dealer Incentives
I Think I‘m Paranoid – Garbage
I‘m So Sick – Flyleaf
In Bloom – Nirvana
Learn to Fly – Foo Fighters
Main Offender – The Hives
Manu Chao – Les Wampas
Maps – Yeah Yeah Yeahs
Mississippi Queen – Mountain*
Monsoon – Tokio Hotel
New Wave – Pleymo
Next to You – The Police
Nightmare – Crooked X
Orange Crush – R.E.M.
Outside – Tribe
Paranoid – Black Sabbath*
Perfekte Welle – Juli
Pleasure (Pleasure) – Bang Camaro
Reptilia – The Strokes
Rock ’n’ Roll Star – Oasis
Run to the Hills – Iron Maiden*
Sabotage – Beastie Boys
Say It Ain‘t So – Weezer
Seven – Vagiant
Should I Stay or Should I Go – The Clash
Suffragette City – David Bowie
The Hand That Feeds – Nine Inch Nails
Time We Had – The Mother Hips
Timmy and the Lords of the Underworld – Timmy and the Lords of the Underworld
Tom Sawyer – Rush*
Train Kept a Rollin’ – Aerosmith*
Vasoline – Stone Temple Pilots
Wanted Dead or Alive – Bon Jovi
Wave of Mutilation – Pixies
Welcome Home – Coheed & Cambria
When You Were Young – The Killers
Won‘t Get Fooled Again – The Who

Bei den Songs wurden die Master-Bänder verwendet, d.h. Ihr lauscht den echten Interpreten. Nur die mit * gekennzeichneten Songs sind Cover-Versionen.

Meinung

Oliver Schultes meint: Hier kommt der neue König des Musikspiel-Genres: Rock Band erweitert das tolle ­Guitar Hero-Prinzip gelungen um Gesang und Schlagzeug. Als passionierter Gitarrist war ich besonders aufs Trommeln gespannt. Und ich gestehe: Ich bin hin und weg! Als Anfänger wird man nicht überfordert und die Lernkurve verläuft prima – wer zumindest ein bisschen rhythmisches Gefühl besitzt, zockt bald auf Schwierigkeitsstufe ’Schwer’. Nicht ganz so gut gefällt mir dagegen die Gitarre: Die Anschlagwippe bietet für meinen Geschmack zu wenig Feedback.

Jan Königsfeld meint: Ich liebe dieses Drumset! Für mich ist das Schlagzeug der Kaufgrund für Rock Band. Aber auch so zieht das Spiel an Guitar Hero vorbei: Die Gitarren-Parts sind nicht so unnötig schwer wie bei der Konkurrenz und damit wieder näher am echten Instrument. Und bei der fetten Präsentation mit singenden Zuschauern kommt viel mehr Gig-Stimmung rüber: Rock Band degradiert Gui­tar Hero zum simplen Reaktionstest! Schade nur, dass die Band-Karriere nicht online spielbar ist: Eure Band muss immer vor Ort sein. Wenn Ihr aber zu viert vor der Glotze musiziert, kocht die Stimmung.

Wertung

67 Lieder auf der Disc, die meisten davon sind Original-Songs
über 70 Titel stehen zum Download zur Verfügung; Kosten: je 180 Punkte
 ”Guitar Hero”-Gitarre verwendbar

Mehr als ein Saitenhieb auf die ”Guitar Hero”-Serie: riesige Songauswahl, hochwertige Instrumente und echtes Band-Feeling – fett!

Singleplayer92MultiplayerGrafikSound

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