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Es weht ein zarter, frischer Wind durch das Call of Duty-Universum. Das neue Omni-Movement-System impft dem Multiplayer-Part mehr Tempo ein und die Kampagne war in der Seriengeschichte noch nie so abwechslungsreich.
Der Kalte Krieg ist vorbei, aber schon kurz darauf steht der Zweite Golfkrieg vor der Tür. Doch der Irak spielt nur eine Nebenrolle. Der wahre Feind in der frischen Kampagne ist ein anderer. Die Geheimorganisation Pantheon hat das CIA infiltriert und Euer Team wird nach einem fehlgeschlagenen Einsatz in Kuwait suspendiert. Wie in einem Spionagefilm macht Ihr mit Eurer Crew und dem Rückkehrer Russel Adler im Alleingang Jagd auf Pantheon und durchkreuzt deren Pläne.
Ihr selbst schlüpft dabei die meiste Zeit in die Haut des gesichts- und stimmlosen Helden ”Case”, dessen Hintergrundgeschichte im Verlauf leider nur sehr vage offenbart wird und viel Raum für Spekulation lässt.
Ähnlich wie in Cold War habt Ihr in einem erkundbaren Anwesen eine Basis, in der Ihr Euch zwischen den Missionen mit Eurem Team unterhaltet oder gefundenes Geld in drei Upgrade-Bäume investiert. So könnt Ihr Euch beispielsweise schützende Panzerplatten einhändig anlegen oder simpel mehr Magazine tragen oder mehr Treffer einstecken.
Die Missionen bieten Euch nach dem Prolog ungewohnt viel Freiheit. Statt wie meist üblich mit Nachtsichtgerät drei oder mehr Kameraden durch Gänge und Schlachtfelder zu folgen, habt Ihr hier häufig das Tempo oder auch Wege selbst in der Hand. In ”Blutfehde” schleichen wir uns im fiktiven Stadtstaat Avalon zwischen Feinden auf einen Turm, um ein Auftragsziel per Scharfschützengewehr auszuschalten.
Während ”Meistgesucht” besuchen wir als Fotograf eine politische Veranstaltung von Bill Clinton und schalten hinter Vorhängen leise Wachen aus und entscheiden selbst, welche Hinweise wir verfolgen, um an einen Netzhaut-Scan zu kommen. Kurz darauf befinden wir uns in der Wüste Iraks und fahren durch ein Hub-Areal, in dem wir drei Flaks zerstören müssen, aber auch Nebentätigkeiten nachgehen, die uns unter anderem die Möglichkeit zum Luftschlag bescheren, was die Dinge deutlich vereinfacht.
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Später erwarten Euch noch surreale Horrortrips in einem Areal, das visuell an Atomic Heart erinnert, oder der Einbruch in ein Casino. Natürlich gibt es auch die üblichen Call of Duty-Momente, in denen Ihr aus einem Helikopter Feinde niedermäht oder doch wieder durch Gänge und Schlachtfelder rennt um Gegner und gepanzerte Spezialtruppen im Sekundentakt abzuschießen. Diese Augenblicke sind hier jedoch meist kürzer oder dezenter eingesetzt, sodass ein gelungener, abwechslungsreicher Spielfluss entsteht.
Die Story birgt zwar keine großen Überraschungen, unterhält aber ähnlich gut wie ein unkomplizierter Actionfilm aus den 1980ern mit harten Haudegen und sympathischen Mitstreitern.
Der obligatorische Zombie-Modus für Solo-Spieler oder vier Koop-Freunde verzichtet auf die Roguelike- oder Open-World-Spielereien der letzten zwei Ableger. Stattdessen schlagt Ihr Euch wie schon im ersten Black Ops wieder rundenweise durch die Horden. Sammelt mit Abschüssen Geld, um Upgrades zu kaufen und Wege freizuschalten, sodass Ihr die Hauptquest erfüllen könnt. Mit permanenten Augmentierungen und netten Spielereien wie Kaugummi-Effekten sind die Neuerungen dezent. Aktuell gibt es mit der malerischen Kleinstadt Liberty Falls und der Gefängnisinsel Terminus zwei Missionen, die sich im Aufbau angenehm unterscheiden. Ein dritter Auftrag wurde bereits angekündigt. Wie immer heißt es hier: Mit Freunden habt Ihr langfristig mehr Spaß. Da Ihr Euren Level mit dem Multiplayer-Modus teilt, wird außerdem der Grind abgemildert.
Der Multiplayer-Part liefert die gewohnte Kost. Abgesehen vom üblichen Free-For-All-Modus tretet Ihr auf 16 neuen Karten mit dem typischen Drei-Wege-Aufbau in zwei Sechser- sowie Zweier-Teams gegeneinander an.
Die Schauplätze sind gut designt und halten für alle Waffenklassen attraktive Punkte bereit. Auch die je nach Zählweise ca. elf Spielmodi plus deren Hardcore-Varianten sowie das Spawnen auf ungünstigen Plätzen kennen Serienfans bereits aus dem Effeff. Was sich ändert: ”Prestige” aus Modern Warfare kehrt zurück. Startet Ihr jedoch diesmal nach Stufe 55 wieder von vorne, könnt Ihr durch einen Token eine Waffe langfristig freischalten. Der Levelgrind für diese Knarre entfällt also. Das Omni-Movement-System, durch das Ihr nun in alle Richtungen sprinten, rutschen und hechten könnt, sorgt für noch mehr Dynamik und einige neue Möglichkeiten auf dem Schlachtfeld. Die Bewegungen fließen wunderbar natürlich in das klassische Spielgefühl ein – im Gegensatz zu den ”Exo”-Bewegungen aus Advanced Warfare. Nur ein kleiner, aber zumindest spürbarer Fortschritt für die Serie.
Meinung
Steffen Heller meint: Ich hatte während der Kampagne zeitweise das Gefühl, dass ich kein Call of Duty vor mir habe. Das meine ich als dickes Kompliment! Schlussendlich sind die Schleicheinlagen und der Levelaufbau zwar nie komplex genug, um Ego-Shooter-Veteranen zu fordern, aber das erwartet wohl auch niemand von der Serie. Es ist fantastisch, dass jede Mission ihren eigenen Aufbau hat und frische Elemente mit sich bringt. Nur in Sachen Gegnertypen fordere ich weiterhin mehr Kreativität. Zwar macht die Serie auch hier Fortschritte, jedoch benötige ich immer noch keine neue Taktik oder Herangehensweise, um Feinde zu bezwingen. Kommt es zu den simplen Deckungsgefechten, bleibt sich Call of Duty also treu. Da ich gut damit leben kann und Abwechslung schätze, ist Black Ops 6 für mich der beste Serienteil seit Modern Warfare.
Wertung
Kampagne mit viel Bewegungsfreiheit
4 Schwierigkeitsgrade
Karten-Klassiker ”Nuketown” an Bord
2 Zombie-Missionen zum Start
neue ”Warzone”-Map: ”Area 99”
Im Multiplayer setzt man auf alte Stärken und im Solo-Modus entwickelt sich ”Call of Duty” endlich konsequent nicht nur für eine Mission weiter!
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