Top Spin 3 – im Klassik-Test (PS3 / 360)

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Spiel:Top Spin 3Publisher:Take 2Developer:PAMGenre:SportGetestet für:360, PS3Erhältlich für:360, PS3, WiiUSK:Erschienen in:8 / 2008

Die Top Spin-Serie verfolgte schon immer einen realistischeren Ansatz als der Genre-Kollege Virtua Tennis. Mit dem dritten Teil hat sich Entwickler PAM endgültig vom Arcade-Tennis verabschiedet. Vor allem das anspruchsvolle Schlagsystem setzt viele Trainingsstunden voraus: Euer Filzball-Profi schwingt sein Racket erst dann, wenn Ihr die Taste loslasst – bei den Vorgängern erfolgte der Schlag noch automatisch bei gedrücktem Knopf. Das Timing ist knifflig: Schwingt Ihr zu früh oder zu spät, bekommt Ihr keinen Druck hinter den Ball. Ohnehin wurde die Spielgeschwindigkeit im Vergleich zu den Vorgängern heruntergeschraubt. Selbst bei einem satt getroffenen Power-Schlag (via gehaltener Schultertaste) denkt Ihr Euch: ”Das war jetzt alles?!” Nicht gerade befriedigend. Außerdem produziert Ihr mit den Spezialschlägen (für Kraft oder extreme Winkel) mehr ’Unforced Errors’ als direkte Punkte.

Grafisch sind die Matches ordentlich in Szene gesetzt. Leider gibt es für jedes Lob auch einen Kritikpunkt: Die Spieler sind detaillierter als im Vorgänger, viele Stars erkennt man trotzdem nur auf den zweiten Blick (z.B. Andy Roddick). Bei längeren Ballwechseln fangen die Teilnehmer an zu schwitzen, laufen rot an und verdrecken mit Sand. Von der angepriesenen Auswirkung aufs Spiel merkt man jedoch kaum etwas. Die Stadien sind bei Grand Slams mit Zuschauern vollgestopft, Turnier-Atmosphäre hört sich dennoch anders an. Die Animationen der Spieler sind an sich lebensnah (etwa der Aufschlag von Boris Becker), die abgehackten Übergänge zwischen den Phasen stören indes. Mit dem Editor könnt Ihr Euch für den Karriere-Modus die schrägsten Typen erschaffen; das macht den unins­pirierten Ablauf aber auch nicht besser. Da ist die Änderung willkommen, dass Ihr die Fähigkeiten Eures Charakters in Online-Partien ausbauen dürft – das war im zweiten Teil nicht möglich. Zu viel versprochen haben die Entwickler in puncto Wetterumschwung: Außer ein paar Wolken, die über den Platz ziehen, konnten wir keine Änderungen feststellen.

Mit mehr Feinschliff hätte aus Top Spin 3 die Referenz in Sachen realistisches Tennis werden können. Was bleibt, ist ein ambitioniertes, in einigen Bereichen gescheitertes Projekt. Dasselbe gilt für die Wii-Ver­sion: Ihr habt nie das Gefühl, dass Eure Remote-Schwünge akkurat auf den Bildschirm übertragen werden, zäh spielt es sich obendrein.

Meinung

André Kazmaier meint: Top Spin 3 ist wie ein Roger Federer, der unter Krämpfen leidet: Potenzial ohne Ende, nur sieht man nicht viel davon. Das neue Schwungsystem klingt klasse, in der Praxis sorgt es für einen schweren Einstieg und zähe (weil langsam ablaufende) Ballwechsel. Nur wenn Ihr nach einem Schlag sofort wieder ausholt, bekommt Ihr Druck hinter die Filzkugel – Realismus ist etwas anderes. Spaß kommt bei mir nur auf, wenn ich Kollege Schmid über den Sandplatz scheuche – dann fühlt sich Top Spin 3 zumindest in manchen Ballwechseln an wie echtes Tennis. Mein bitteres Fazit: Top Spin 3 ist für den Vorgänger keine ernst zu ­nehmende Konkurrenz. Besser als der vergurkte Wii-Ableger sind die Next-Gen-Versionen aber allemal.

Matthias Schmid meint: Mein erster Eindruck war denkbar schlecht: Ich meckerte über lahme Ballwechsel, belächelte die Schneckensportler und störte mich an meiner grauenvollen Punkteausbeute. Zum Glück habe ich mich durchgebissen: Nachdem ich den realistischeren Ansatz verstanden und die Lektionen umgesetzt hatte, konnte ich den Gegner plötzlich von einer Ecke in die andere schicken. Auch die Stopbälle und Aufschläge mittels rechtem Analogstick fühlen sich natürlich an. Leider fehlt in fast allen Belangen das letzte Quäntchen Feinschliff, die Perfektion, welche z.B. Pro Evolution Soccer über FIFA hebt. Auf lange Sicht werde ich Virtua Tennis 3 die Treue halten – der erfrischend andere Flirt mit Top Spin 3 tut aber gut.

Wertung

neue, anspruchsvolle Schlagmechanik
Online-Turniere auf PS3 und Xbox 360
Minispiele auf Wii
spielbare Legenden: Björn Borg, Boris Becker, Monica Seles, Justine Henin
PS3-exklusiv: Rafael Nadal

Auf Realismus getrimmtes Tennisspiel mit vielversprechenden Ansätzen, das hauptsächlich an undynamischen Ballwechseln krankt.

Singleplayer75MultiplayerGrafikSound

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