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1997 stellte für viele Final Fantasy-Fans ein goldenes Jahr dar. Square, damals noch ohne Enix, veröffentlichte das erste Final Fantasy der 32-Bit-Generation. Auch die lächerlich schlechte deutsche Übersetzung konnte nicht daran rütteln: ”Der Siebener ist der Beste!” Noch heute verteidigen Fans den Kultstatus des Endzeit-Rollenspiels um den blonden Söldnerpunk Cloud und seine Truppe anarchischer Umwelt-Aktivisten.
Mehr als zehn Jahre später kommt nun der letzte Teil der ”Compilation of Final Fantasy VII“ nach Deutschland. In Crisis Core: Final Fantasy VII rückt Mastermind Yoshinori Kitase mit der Vorgeschichte des oft rätselhaften Ur-Spiels heraus. Endlich erfahren wir, warum Cloud das Buster-Schwert seines schwarzhaarigen Mentors Zack übernahm, wie das Jenova-Projekt startete und womit Frauenliebling Sephiroth sein wallendes weißes Haar pflegt (kein Witz!).
Formal kommt das PSP-Prequel als Action-RPG daher. Linear durchlebt Ihr die kurze Karriere des Elitesoldaten Zack beim Energiemonopolisten Shinra. In elf Kapiteln spurtet er mit seinem Riesenschwert huckepack durch das Shinra-Hauptquartier, die Slums von Midgar sowie idyllische Naturschauplätze – eine Oberwelt gibt es nicht. Kämpfe beginnen meist zufällig, viele Gegner sind unsichtbar. Doch es wird in keine Kampfarena umgeblendet: Ohne nervige Pause zückt Zack seine Klinge und wirft sich in irrwitzige Schnetzeleien. Standardangriffe, Blocken, Ausweichen und per Schultertaste wählbare Materia-Aktionen erfolgen per Tastendruck, jedoch teils mit Verzögerung und halbautomatischer Zielerfassung. Die Pseudo-Echtzeitkämpfe werden lediglich unterbrochen, wenn die drei rotierenden Räder der DMW-Slotmaschine das gleiche Bild zeigen. Je nach Motiv kommen Zack nun seine Kameraden oder Beschwörungsmonster zu Hilfe und brennen mit viel audiovisuellem Brimborium eine Spezialattacke ab. Fällt dreimal die Sieben, winkt der Levelaufstieg. Je mehr (unsichtbare) Erfahrungspunkte Ihr sammelt, umso höher die Wahrscheinlichkeit auf den DMW-Jackpot. Minispiele und Missionen runden Crisis Core: Final Fantasy VII ab. Zahlreiche Storysequenzen in exquisiter Spielgrafik und seltene Renderfilme auf ”Advent Children”-Niveau visualisieren den Plot, dessen emotionales Potenzial von einem energetischen Soundtrack unterstützt wird.
Meinung
Max Wildgruber meint: Der Test schäumt über vor Euphorie, warum dann keine 90 Prozent? Zwei Gründe: Spielerisch gibt es außer den tollen Zufallskämpfen kaum etwas zu tun. Alle Missionen sind mehr oder weniger gelungene Variationen der Schwertfuttervertilgung. Außerdem häufen sich gegen Ende Löcher im Plot, wer alles über Clouds und Zacks Flucht aus Nibelheim erfahren will, braucht die FF VII Animé-Serie ”Last Order”. Fan-Modus an: Na und? Crisis Core ist zum Heulen schön, die neuen Gitarrenriffs und Remixes alter Nummern gehen tierisch ins Ohr und am Ende hatte ich so einen dicken Kloß im Hals, dass ich zur Beruhigung das PSone-Original einlegen musste, um die Geschichte weitergehen zu sehen. Ein tolles Prequel!
Wertung
Prequel von ”Final Fantasy VII”
Wiedersehen mit Cloud, Aerith und Sephiroth
11 Kapitel und 300 optionale Missionen
ca. 30 Minuten hochwertige Renderfilme
Technisch fulminantes Action-RPG mit starkem ”Final Fantasy VII”-Fanservice und wegweisendem Kampfsystem.
Singleplayer86MultiplayerGrafikSound