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Beijing 2008 ist nicht das erste Mal, dass sich Sega mit dem Thema Sommerolympiade beschäftigt: So gab es u.a. 1996 das quirlige und spaßige Athlete Kings für den Saturn und 2001 die dröge Leichtathletik-Sammlung Virtua Athlete 2K auf dem Dreamcast – dummerweise hat der neueste Versuch etwas zu viel mit Letzterem gemeinsam…
Aber von vorn: Bei Beijing 2008 versucht Ihr Euch an 35 Sportarten, die teilweise doppelt besetzt sind – also verfügbar in Männer- und Frauen-Variante. Der Schwerpunkt (vor allem bei den Tempodisziplinen) liegt auf reiner Muskelkraft bzw. wie schnell Ihr die Analogknüppel rütteln oder auf zwei Buttons hämmern könnt. Beim Turnen kommt es oft darauf an, im rechten Moment das richtige Knöpfchen zu drücken oder mit Feingefühl einen Pfeil in markierten Bereichen zu halten. Geht es an die Schussdisziplinen, sind eine ruhige Hand und ein Adlerauge Pflicht. In Sachen Umfang und Abwechslung wird der Summer Athletics-Rivale aus Deutschland klar übertrumpft, allerdings finden sich auch einige Durchhänger: Beim Tischtennis neigt der Ball zu merkwürdigen Flugbahnen, der Kajak-Slalom entpuppt sich als kaum kontrollierbar und Judo lässt der Sportart unkundige Teilnehmer einfach im Regen stehen.Auch sonst schwankt die Ausführung laufend zwischen ’für jeden sofort zugänglich’ und ’beherrschen nur Profis nach langer Übung halbwegs’; zu allem Überfluss nerven einige Präsentationsmacken.
Wieso muss man z.B. beim Hochsprung jede einzelne Höhe umständlich bestätigen oder ablehnen? Oder warum weiß ich nie vorab, was meine persönlichkeitslosen CPU-Gegner an Leistung vorlegen? Das stört vor allem beim eigentlich interessanten, aber durch die hohen Anforderungen schnell frustigen Olympia-Modus. Bleibt die Feststellung, dass Beijing 2008 Höhen und Tiefen hat, die zum Glück in geselliger Runde weniger stören – das gilt allerdings nicht für Online-Matches, bei denen ergebnisbeeinflussende Lagprobleme und langatmige Wettbewerbsregeln für Ärger sorgen.
Meinung
Ulrich Steppberger meint: In Beijing 2008 steckt so viel Potenzial drin, das aber nur vereinzelt abgerufen wird: Für jede gute Steuerungsidee gibt es eine Disziplin, die Euch in den Wahnsinn treibt – teilweise einfach, weil Ihr die Sportart erst gar nicht richtig erklärt bekommt. Und wieso gibt es keine wählbaren Schwierigkeitsstufen? Stattdessen hauen Euch die lieblos nur ’CPU Nationalität’ genannten Gegner öfters in die Pfanne. Dass die Grafik technisch gelungen, aber völlig charmefrei daherkommt, verschmerze ich schon eher. Auf Solorunden oder die selten problemlos funktionierenden Online-Duelle habe ich indes nur noch wenig Lust – im Kampf mit Sofa-Kumpels hält die Laune dagegen länger.
Wertung
35 Disziplinen, teilweise mit männlichen oder weiblichen Athleten spielbar
Olympia-Modus mit einigen zusätzlichen Elementen wie Charakterwerten
unflexible Online-Optionen
kaum Personalisierungs-Optionen
Viel Masse, aber wenig Klasse: teils simple, teils nervige Olympiade mit einigen Macken, aber für Mehrspieler-Runden immer gut.
Singleplayer69MultiplayerGrafikSound