Pure – im Klassik-Test (PS3 / 360)

Seite 1

Spiel:PurePublisher:Disney Interactive StudiosDeveloper:Black Rock StudioGenre:RennspielGetestet für:360, PS3Erhältlich für:360, PS3USK:6Erschienen in:10 / 2008

Bei Pure ist der Name Programm. Anhand der vier Buchstaben alleine käme man zwar kaum auf die Idee, dahinter ein Rennspiel zu vermuten, doch die Absicht der Entwickler ist damit gut umschrieben. Es sollte eine Arcade-Raserei werden, die sich nicht in unnötigem Schnickschnack verzettelt, sondern den puren Spaß am Temporausch durch offenes Gelände vermittelt – und das ist ihnen gelungen.

Als ausgewähltes Vehikel steht das Quad im Mittelpunkt – im Gegensatz zu etwa MotorStorm gibt es bewusst keine anderen Fahrzeuge. Mit der Offroad-tauglichen Mischung aus Auto und Motorrad haben die Entwickler schon Erfahrungen gesammelt, denn die letzten beiden ATV Offroad Fury-Teile entsprangen ihren Computern. Kein Wunder also, dass das Handling der flotten Maschinen tadellos funktioniert: Eigenheiten wie das ’Vorladen’ bei Sprüngen sind weiter vorhanden (und sollten auch genutzt werden), doch ihre Bedienung fällt leicht – ganz dem Arcade-Gedanken entsprechend.

Bevor Ihr das erste Mal über eine Piste heizt, braucht Ihr ein Vehikel: Pure stellt Euch keine vorgefertigten Maschinen zur Verfügung, Ihr müsst Euch im Editor selbst eine basteln. Was leicht zur nervigen Fummelarbeit hätte werden können, entpuppt sich als äußerst komfortabler Geniestreich, der die Konstruktion zum Spaß macht. Ein Quad besteht aus 23 Elementen von Rahmen über Räder und Schaltung bis hin zum Handschutz am Lenker. Davon liegen jeweils mehrere Varianten vor, zwischen denen Ihr beliebig tauschen könnt – klar, dass einige Bestandteile diverse Leistungskategorien unterschiedlich beeinflussen. Wer keine Lust darauf hat, lässt sich automatisch ein Musterfahrzeug zusammenstellen, doch die Selbstschrauberei macht Laune. Einziger Kritikpunkt: Die Wirkungsänderungen beim Wechsel eines Bauteils werden nicht klar angezeigt.

Seite 2

Ist die Maschine fertig, geht es zum Rennen: Das halbe Dutzend Veranstaltungsorte hat jeweils mehrere Pisten, darunter kurze Sprintkurse und lange Runden, die für normale Rennen und Trickwettbewerbe dienen. Allen gemeinsam ist, dass Ihr mitten durch die Botanik heizt und jede Menge Anstiege und Abfahrten dabei sind.

Optisch erwarten Euch hier die wohl schönsten Rennspiel-Umgebungen der Next-Gen-Ära: Egal, ob dicht bewachsene Bergwälder, tropische Vegetation oder die verschiedenen Bauwerke, an denen Ihr vorbei zischt – alles steckt voller Details und glänzt mit feinen Texturen. Bildrate und Fernsicht sind tadellos, selbst wenn das komplette Fahrerfeld im Bild ist. Nur gelegentlich seht Ihr Draw-In. Beeindruckend wird es, wenn Ihr nach einem Sprung den ’Vertigo Rush’ erlebt. Dann geht es lange nach unten, während Ihr die ganze Pracht der weitläufigen Umgebung seht.

Pure wäre schon als geradlinige Raserei ein dickes Ding. Ihr gebt aber nicht nur Vollgas, sondern macht auch Tricks. Sämtliche Aktionen lassen sich mit einem Knopf (und optional einer Schultertaste) ausführen, komplizierte Kombinationen sind tabu – so wird ein potenzieller Nerv-Faktor zum spaßigen Element. Wichtig ist nur, dass Ihr beim Absprung Höhe gewinnt und die Landung nicht verbockt. Hat es geklappt, dürft Ihr immer wildere Stunts bis hin zu den durchgeknallten Supertricks machen oder Eure Power alternativ als Boost einsetzen.

Neben Einzelrennen beweist Ihr Euch in der Karriere, die alle Rennarten umfasst, um neue Outfits, Quad-Bauteile und Pisten freizuschalten. Dabei werden nicht nur die Konkurrenten besser: In höheren Rennklassen legt vor allem das Tempo gewaltig zu und Ihr braucht zwingend auf die Wettbewerbstypen zugeschnittene Quad-Modelle. Nicht fehlen darf ein ausgewachsener Online-Modus, bei dem das 16 Mann starke Teilnehmerfeld komplett von menschlichen Piloten gestellt wird.

Meinung

Ulrich Steppberger meint: Ein Rennspiel von Disney? Und dann mit so einem nichtssagenden Namen? Aber schmeißt gleich alle Zweifel über Bord, denn Pure ist wirklich die pure Freude. Schon lange habe ich nicht mehr so viel Spaß mit einem Arcade-Rennspiel ge­habt: Natürlich spielt die bombastische Optik dabei eine große Rolle, doch auch sonst passt fast alles. Strecken­design, Fahrverhalten, selbst die Tricks machen dank der einfachen Ausführbarkeit Laune. Okay, die Gegner profitieren gelegentlich vom berüchtigten Gummiband-Effekt und der Karriere-Modus hat nicht den größten Tiefgang, aber wir reden hier auch nicht von einer Simulation. Für mich ist Pure ein Highlight, an das MotorStorm: Pacific Rift erst einmal rankommen muss.

André Kazmaier meint: Kein Witz: Ich schaffe es bei Pure oft nicht, ein Rennen ernsthaft zu beenden. Ständig halte ich an, um mir die fantastische Umgebung anzuschauen. Was das eigentliche Spiel anbelangt, bin ich hin- und hergerissen: Die Geschwindigkeit ist hoch, das Geschehen jederzeit flüssig und die Stunts machen eine Mordslaune. So cool das Trickprinzip allerdings ist, so sehr beißt es sich meiner Meinung nach mit dem Boostsystem. Außerdem hätte ich mir eine zweite ­Kameraperspektive gewünscht.

Wertung

6 Umgebungen mit je 4 Strecken, die teils zusätzliche Abzweigungen haben
leicht zu lernendes Tricksystem
Vehikel können fast beliebig selbst zusammengebaut werden
Schwerpunkt klar auf Arcade

Offroad-Arcadespaß deluxe: Dynamische ­Vehikel, gelungenes Tricksystem und ­bombastische Grafik freuen HD-Raser.

Singleplayer85MultiplayerGrafikSound

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *