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Graciano ”Rocky” Rocchigiani hat einmal an einem Rocchigiani-Ähnlichkeitswettbewerb teilgenommen. Er wurde Zweiter – hinter einem Pfund Zwiebelhackfleisch.
Ob die Macher von FaceBreaker diesen sinnfreien Sparwitz, den ohnehin nur Kenner der 90er-Jahre-Duelle zwischen Henry Maske und Graciano Rocchigiani verstehen können, im Sinn hatten, ist fraglich – thematisch passt der Kalauer aber gut zu FaceBreaker. Schließlich sind die nach einem Kampf übel verbeulten Comic-Visagen der Hingucker von EAs Spaß-Schlägerei. Auch selbst erstellte Fighter leiden sichtlich unter den Folgen der Auseinandersetzungen: Überzeichnete Beulen, blutunterlaufene Augen und zermatschte Nasen sorgen für Lacher – hier ist der Spielname Programm.
Passend zum reduziert-unrealistischen Look präsentieren sich auch die Spielmodi: Außer schnellen Matches und einer Alibi-Einzelspieler-Variante ohne jegliche Story stehen die Mehrspieler-Modi im Mittelpunkt. Online prügelt Ihr in Einzelmatches oder Ligen um die Wette – offline locken Versus-Duelle und ein Turnier-Modus.
FaceBreaker lässt die klassische Punktewertung des Boxsports außen vor – wie schon beim Urahn Punch-Out!! zählt nur der Knock-out. Um selbigen herbeizuführen, malträtiert Ihr den Gegner mit drei Schlagbuttons und einem simplen Wurf. Wer jedoch das Blocken mittels Schultertaste vernachlässigt, ist heillos verloren: Schläge prasseln im Sekundentakt auf Euch ein, Ausweichen ist schlicht unmöglich. Da das Kontern von feindlichen Schlägen ebenfalls die Abwehrtaste mit einbezieht, duellieren sich meist zwei Dauerblocker – spontane Konter überfordern die menschliche Reaktionszeit.
Landet Ihr Treffer, färbt sich eine vierstufige Leiste am unteren Bildrand bunt; je nach Füllgrad führt das Hämmern auf die Knöpfe zu Brutalo-Schlägen wie ’Ground-’ oder ’FaceBreaker’ – bei letzterem ist der Kampf sofort beendet. Der Haken an der Sache: Ein Gegentreffer und die Leiste ist leer – ein selten dämliches Konzept.
Meinung
Matthias Schmid meint: Partytauglich ist FaceBreaker allemal: Wenn meine Kumpels und ich unsere Gesichter auf die virtuellen Muskelpuppen heften und die Visagen immer verbeulter werden, kommt Stimmung auf. Zwar taugt das simple Kampfsystem nur für einige launige Runden – das war beim Dreamcast-Klopper Ready 2 Rumble aber nicht viel anders. Im Solo-Modus jedoch legt FaceBreaker all seine Schwächen offen: Die Spielgeschwindigkeit ist viel zu hoch, das Kontersystem unsinnig, die Schlagvariationen spärlich. Der Editor wäre eine feine Sache, krankt aber an Optionsarmut und endlosen Ladezeiten. Schreckt Euch der Comic-Look nicht ab, dann leiht Euch den Titel für einen Abend aus und gut ist’s.
Wertung
12 Charaktere balgen sich in 10 Arenen
’Couch Royal’-Modus für Partyrunden an einer Konsole
Charakter-Editor mit Gesichtsimport
äußerst simples Kampfsystem
lustiges ’Schadensmodell’ der Kämpfer
Schickes Comic-Boxen ohne Tiefgang – wegen grober spielerischer Schwächen gerade noch partytauglich.
Singleplayer58MultiplayerGrafikSound
