S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chornobyl – im Test (Xbox Series X)

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Spiel:S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of ChornobylPublisher:GSC Game WorldDeveloper:GSC Game WorldGenre:Ego-ShooterGetestet für:XSXErhältlich für:XSXUSK:18Erschienen in:1 / 2025

Nach 15 Jahren und schweren Entwicklungsrückschlägen aufgrund des russischen Angriffskriegs ist die lang erwartete Fortsetzung zum Survival-Ego-Shooter im Handel. Die ist zwar technisch extrem problembehaftet, aber Fans von Metro und Fallout sollten den Titel auf der Wunschliste behalten.

Als Stalker Skif reist Ihr in die Sperrzone von Tschernobyl, um ein Artefakt zu aktivieren. Doch Ihr scheint aufs Kreuz gelegt worden zu sein und einige Fraktionen sitzen Euch fortan auf der Suche nach dem Drahtzieher im Nacken.

Schon die ersten Spielminuten zeigen: Ihr werdet ins kalte Wasser geworfen und müsst die Regeln der Spielwelt größtenteils auf eigene (manchmal sehr harte) Faust herausfinden. Beispiels­weise kommt die erste Begegnung mit einem Riesengehirn auf zwei Beinen ohne Einführung daher und die sich hektisch bewegenden Viecher stecken einiges weg. Ähnlich ergeht es Euch mit den Anomalien, die Euch in den ca. 40 Stunden in den unterschiedlichen Zonen der frei erkundbaren Welt erwarten. Blitzkugeln, Minitornados, Flammenstrahlen und fast unsichtbare Dimensions­löcher sind einige der ständigen Umweltgefahren, die Euch neben der auftretenden Radioaktivität das Leben schwer machen. Damit umgehen zu lernen, gehört zu ­faszinierendsten Faktoren des Abenteuers.

Die drei Vorgänger zum Spiel müsst Ihr übrigens nicht kennen, um Euch zurechtzufinden. Wer einen Fallout-Ableger seit 2008 gespielt hat, dem wird spielerisch vieles vertraut erscheinen. Euch erwarten haufenweise Quests und Begegnungen, die Ihr häufig auf mehrere Arten lösen könnt. Spannend dabei ist, dass Ihr nie wisst, ob Euch jemand schluss­endlich doch übers Ohr hauen wird. ­Diverse Entscheidungen wirken sich außerdem auf den Spiel- und Storyverlauf aus. Schließen wir uns in den ersten Stunden den kontrollsüchtigen Wächtern oder den freischaffenden Stalkern an, hat das Auswirkung auf unseren Reiseweg und auf Treffen mit story­relevanten Charakteren.

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Ebenfalls ähnlich wie in Fallout ist das Looten – jedoch ohne unnützen Krempel und mit mehr Haushalterei. Ihr könnt nämlich ohne Verbesserungen wie einem Exosuit oder ausrüstbare Artefakte maximal 80 kg tragen, und die sind schnell erreicht. Schon ab 50 kg zehrt das Gewicht merklich an Eurer Ausdauer und Geschwindigkeit. Eine dritte Waffe oder Munition für andere Kaliber im Gepäck? Luxus! Macht Euch lieber mit dem Gedanken vertraut, dass Ihr trotz stärkerer Panzerungen und Waffenverbesserungen nie allmächtig seid und nicht benö­tigte Ressourcen für Geld verscherbelt, sobald Ihr einem Händler begegnet. Das kann sich je nach Spielertyp frustrierend oder motivierend anfühlen.

Die Sperrzonen wirken insgesamt sehr atmosphärisch mit ihren Wetterwechseln – wenn Ihr Euch darauf einlasst. Denn es gehört auch zur Wahrheit, dass hier viel Leere herrscht und eine Menge Gebäude abseits der vielen Haupt- und Nebenquests eher karg bestückt sind. Die Story braucht außerdem etwa 12 Stunden, um richtig Fahrt aufzunehmen und sie vermittelt nur schwer, wer die Fraktionen sind, mit denen wir uns gerade anlegen oder anfreunden.

Dann wäre da noch das umständliche Inventar-Management, das an betagte Rollenspiele wie ­Diablo erinnert und dessen Controller-Steuerung aktuell überfrachtet ist. Die wichtigsten Funktionen wie das Aufsammeln aller Ressourcen funktionieren aber immerhin flott.

Eine Geschmackssache stellen die Schießereien und der Waffenverschleiß dar. Waffen verziehen sehr schnell und einige Kreaturen wie die unsichtbaren Blutsauger stecken deutlich zu viel ein, wodurch die tumben Gefechte mit zunehmender Spielzeit lästig werden. Da bei getöteten Mons­tern keine Belohnung winkt, fehlt bei Kämpfen zudem oft eine Moti­vation, weswegen wir meist lieber das Weite suchten.

Die meisten Waffen, die Ihr findet, sind nahezu kaputt und außer Skifs Starterpistole werden die meisten Knarren irgendwann ­Probleme wie Ladehemmungen haben, wenn Ihr sie nicht reparieren lasst. Das klingt zwar störend, jedoch ist bei einer taufrischen Waffe die Zeit bis zur Abnutzung angenehm hoch. Auch sorgen regelmäßige Bugs (mehr dazu im Kasten) und Ungereimtheiten wie eingesteckte Treffer durch schützende Wände für viele kleine und große Ärgernisse.

In S.T.A.L.K.E.R. 2 erwarten Euch also viele raue Kanten. Doch wenn Ihr Euch einmal der Faszination der Sperrzone hingegeben habt und Bugs verzeihen könnt, bleibt Ihr für immer.

Meinung

Steffen Heller meint: Ich liebe die mir gebotene Fallout-Erfahrung und auch die Spielwelt ist trotz viel Leerlauf unheimlich spannend. Ungeachtet dessen fehlen mir jedoch viele Stärken wie die tolle Inszenierung und die spaßigen Schießereien von Metro und das Fortschritt-Gefühl der Fallout-Reihe. Ich sammle zahlreiche Stunden Geld durch Verkäufe, weiß aber außer viel zu teuren Waffenreparaturen nichts Sinnvolles damit anzufangen, da ich die besten Upgrades während Quests entdecke und zu wenig mitnehmen darf, um Vorräte anzuhäufen. Aber: Obwohl die Sperrzone von endlosen Bugs geplagt wird, kehre ich trotzdem gerne zurück. Denn unter der Haube steckt hier wie schon bei Cyberpunk 2077 ein gutes Spiel, das allerdings noch einige Monate oder wenigstens ein Jahr Feintuning benötigt hätte.

Sönke Siemens meint: Dass GSC Teil 2 allen Widrigkeiten zum Trotz in durchspielbarer Form auf den Markt gebracht hat, gleicht einem Wunder. Ob dieser Release die richtige Entscheidung war, ist allerdings eine andere Frage, die ich persönlich eher mit Nein beantworten würde. Denn die Menge an verbliebenen Bugs ist niederschmetternd und sorgt nicht selten für Ernüchterung. Dazu kommen eine holprige Balance, eine wankelmütige, teils schummelnde KI, zu viele Klon-Gesichter, störende Performance-Schwankungen im Qualitätsmodus und andere Probleme. Trotzdem: Für mich versprühen Story, Open World und RPG-Elemente genügend Charme, dass ich das Spiel nicht abschreiben werde. Im Gegenteil: Nach den ersten Patches bleibe ich optimistisch, dass die Macher die Fehler nach und nach ausmerzen und doch noch ein Endzeit-Juwel schleifen.

Wertung

20 zusammenhängende Zonen
technisch teilweise desolater Zustand
3 Schwierigkeitsgrade – auch auf ”leicht” kein Zuckerschlecken
2 Erweiterungen geplant 

 

Der langsame Survival-Horror-Ego-Shooter fasziniert mit Klassiker-Charme, kämpft aber zum Start mit Balance- und Technik-Problemen.

Singleplayer72MultiplayerGrafikSound

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