Seite 1
Von wegen ’Final’! Direkt nach der Vollendung der gelungenen DS-Version von Final Fantasy III beauftragte Square Enix das hauseigene Entwicklerteam Matrix mit der Renovierung des Nachfolgers. In Amerika 1991 als Teil zwei für SNES erschienen, bildet Final Fantasy IV den Auftakt der von Fans gefeierten 16-Bit-Trilogie von Final Fantasy und steht in seiner neuen DS-Gewandung vor allem für zwei Dinge: eine märchenhafte 3D-Grafik und einen grausamen Schwierigkeitsgrad!
Im Gegensatz zur GBA-Version von 2005 basieren die Taktiken und Werte der als Gegner auftretenden Riesenkraken, Elementardämonen und Chaosmutanten nicht auf der weichgespülten US-Version, sondern auf dem japanischen Original. So werden die auf Zeitbalken fußenden ATB-Rundenkämpfe selbst für alte Serien-Veteranen interessant. Gerade bei den dramatischen Bossduellen wird eine profunde Kenntnis des Final Fantasy-Regelwerks vorausgesetzt. Oftmals führt nur ein bestimmter Trick zum Sieg. Also greift Ihr untote Gegner mit Heilmagie an oder verstärkt Eure Angriffsmagie, indem Ihr sie von geschützten Charakteren reflektieren lasst. Weitere taktische Feinheiten lassen die Spezialfähigkeiten Eurer Partymitglieder zu: Kampfmönch Yang zum Beispiel trifft sämtliche Gegner mit einem Tritt, die Magier-Geschwister Palom und Porom wirken Zwillingsmagie und Beschwörerin Rydia ruft die serientypischen Elementarwesen in den Kampf. Abgerundet werden die wahlweise per Stylus kontrollierbaren Menükämpfe durch die Möglichkeit, die Kampf-Kommandos jedes Heroen individuell festzulegen.
Die Odyssee des ehemaligen Dunkelritters Cecil, der nach seiner Läuterung auf dem Berg der Tortur als strahlender Paladin bis zum Kern des Mondes vordringt, überraschte 1991 mit ungewohnter Dramatik. Aus heutiger Sicht wirkt das dauernde Heldensterben des Fantasy-Rührstückes eintönig, doch die Entwickler gaben sich alle Mühe, das alte Material frisch zu präsentieren.
Seite 2
Wo früher pixelige Sprites betrübt zu Boden sahen, transportieren nun dynamische Szenen in Spielgrafik mit umfangreicher englischer Sprachausgabe die Story. In dramatischen Kameraeinstellungen erwachen die überraschend ausdrucksstarken Gesichter von Cecil und seinen Kameraden zum Leben und versprühen einen Hauch der Pracht aktueller Serienteile auf den kleinen Doppelschirmen. Wer sich an den epischen Filmen nicht sattsehen kann, darf bei den so genannten ’Fetten Chocobos’ einen Theater-Modus aufrufen. Hier habt Ihr auch Zugriff auf ein umfangreiches Bestiarium und Minispiele.
Matrix’ Renovierungsarbeiten waren allerdings nicht nur optischer Natur: Sinnvolle Erweiterungen wie die Automap, die Euch für komplettierte Kartenabschnitte belohnt, und ein Autokampf-Modus, bei dem Eure Heroen eine vorher eingestellte Aktion ausführen, erneuern das Spielerlebnis, ohne das Originalkonzept zu entstellen. Auf diese Weise habt Ihr einen zusätzlichen Anreiz, auch die letzte Sackgasse eines Dungeons zu erkunden, oder erledigt langweilige Trainingsduelle per Autokampf während einer Busfahrt. Besonders viel Raum für komplexe Experimente bieten besondere Items mit erlernbaren Fähigkeiten. Gut versteckt am Schauplatz eines gewonnenen Bosskampfes oder von dahingeschiedenen Charakteren geerbt, findet Ihr Fertigkeiten wie Konter, Schnell- oder Doppelzauber und lasst diese dann vom Helden Eurer Wahl erlernen. Je nachdem, wie viele Fertigkeiten Ihr Euren Mitstreitern zuweist, hinterlassen diese nach ihrem Ausscheiden aus der Gruppe weitere Lernitems. Alle Fähigkeiten erlangt Ihr somit nur, wenn Ihr Final Fantasy IV mehrmals durchspielt.
Als bemerkenswerteste Neuerung darf der an einen Moogle erinnernde Pochka gelten. Auf Wunsch nimmt er im Kampf den Platz der Beschwörerin Rydia ein und verbessert seine Werte, wenn Ihr in simplen Minispielen hohe Punktzahlen erzielt (siehe Kasten). Frisch abgemixte Musikstücke des Serienkomponisten Nobuo Uematsu und das ebenfalls enthaltene Render-Intro der PSone-Fassung von 1997 runden Final Fantasy IV als derzeit beste spielbare Version eines Stückes Rollenspielgeschichte ab.
Meinung
Max Wildgruber meint: Das definitiv beste Final Fantasy IV! Präsentation, DS-Nutzung und Neuerungen der restaurierten Fassung ergeben ein lohnendes RPG-Erlebnis. Selbst die arg tränenrührige Story gewinnt hier noch mal an Substanz, wozu nicht zuletzt die hervorragende Arbeit des Übersetzers Josef Shanel beiträgt. Kampfgnom Pochka gibt ein nettes Maskottchen ab, seine Trainings-Minispiele sind für mich aber eher Beiwerk. Dafür motivieren die vererbbaren Spezialfähigkeiten zum mehrmaligen Durchspielen. Endlich kann ich z.B. Yangs Kampfkunst an Cecil weitergeben. Insgesamt ein hartes, lohnendes und für DS-Verhältnisse grafisch herausragendes Spektakel. Matrix hat sich einen Urlaub verdient. Danach will ich aber die Teile 5 und 6 haben!
Wertung
grandios modernisierte Grafiken und toll neugemischte Musikuntermalung
sinnvolle Nutzung des zweiten Bildschirms für Automap und Statusanzeige
enormer Schwierigkeitsgrad wird durch frei zuteilbare Fähigkeiten entschärft
erstellt Euren eigenen Pochka
Wunderschönes Remake des ersten Teils der SNES-Trilogie mit original-hartem Schwierigkeitsgrad und behutsamen Erweiterungen.
Singleplayer86MultiplayerGrafikSound
