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In den 1990ern waren die Power Rangers auf Konsole und Handheld relativ sichere Flop-Garanten. Man brauchte schon eine starke Affinität zur TV-Serie, um den kruden Pixel-Prügeleien einen gewissen Spielspaß abzuringen.
von will Pixel-Experte Digital Eclipse aber nichts mehr wissen. Anstatt die seit Jahren erfolgreiche Mischung aus japanischen Tokusatsu-Prügeleien und Storysegmenten aus US-Produktion zu billiger Lizenzkost zu verwursten, bemühen sich die Amerikaner nicht nur um eine saubere Adaption des TV-Ursprungsmaterials, sondern auch um eine richtig gute Sidescroll-Klopperei mit überraschend viel spielerischem Mehrwert. Mit bis zu vier beziehungsweise sechs Spielern (je nach System) lokal oder auch online tretet Ihr gegen die Hexe Rita Repulsa und ihr älteres Ich ”Robo-Rita” an. Letztere Gestalt reist 2023 ganze 30 Jahre in die Vergangenheit und macht dort den jüngeren Inkarnationen der Power Rangers das Leben schwer – es liegt an Euch, prügelnd die Zeitlinie zu bewahren.
In den meisten Levels haut Ihr Euch durch Dutzende von Ritas miesen Schergen, knackt gelegentlich eine Kiste und vermöbelt gerne auch mal den einen oder anderen Boss. Eure farblich codierten Power Rangers haben ähnliche Grundmanöver, kommen aber allesamt individuell animiert daher und unterscheiden sich in Sachen Tempo und Schlagkraft. Genretypisch prügelt es sich im Team natürlich spaßiger als alleine. Besonders wichtig ist Euer flotter Ausweichmove – ohne den macht Euch so mancher Bossgegner die Hölle heiß. Erfolgreicher Fausttanz lädt eine Special-Leiste auf, mit der Ihr auf Knopfdruck den Bildschirm leer fegt und auch Endgegner ordentlich wehtut – vorausgesetzt, der Boss ist zum Zeitpunkt des Einsatzes tatsächlich verwundbar! Für Abwechslung sorgen einige dynamische 3D-Levels, die sich inszenatorisch stark an Segas kultigen Super-Scaler-Automaten orientieren. Ihr rast mit den einzelnen Teilen des Megazords in die Tiefe des Bildschirms, ballert Gegner über den Haufen, sackt Extras ein und weicht feindlichen Angriffen aus, um Euch schließlich zum Mega-Robo zu kombinieren und dem Boss eine finale Abreibung zu verpassen.
Zwischen den Missionen legt Ihr auf Wunsch eine kleine Pause in der Juice Bar ein. Dort plaudert Ihr mit anderen Figuren oder spielt eins von drei kleinen Arcadespielen – vorausgesetzt Ihr habt in den vorherigen Levels die Einzelteile gefunden, um sie zu reparieren.
Meinung & Wertung
Thomas Nickel meint: Ich gestehe: Ich war nie ein Fan der Power Rangers – als die ins hiesige TV kamen, war ich aus dem Zielgruppen-Alter einfach raus. Aber auch so kann man hier mit der bunten Truppe richtig Spaß zu haben. Spätestens nach dem famosen Ninja-Turtles-Abenteuer Shredder’s Revenge sind pixelige Kloppereien schwer im Trend und die Power Rangers, eigentlich Gurken-Garanten der 1990er, mischen auf einmal in der oberen Prügel-Liga mit! Digital Eclipse liefert nicht nur tolle Grafik und eine liebevolle Präsentation, die deutlich von der Liebe des Teams zur Vorlage zeugt, vor allem spielerisch funktioniert die seitlich scrollende Keilerei ganz vorzüglich. So flott und präzise wie die Turtles kloppen die Power Rangers zwar nicht, dafür sind aber die Super-Scaler-Levels richtig gelungen und werten das Prügel-Paket noch mal gehörig auf. Ein besonderes Lob gibt es zudem für die Musik: Komponist Sean Bialo haut hier einen Knaller nach dem anderen raus und motiviert Euch so Runde um Runde aufs Neue.
Furioser Pixel-Prügler mit tollen Super-Scaler-Einlagen – liebevoll präsentiert und gerade im Team ein Hit.
Singleplayer83MultiplayerGrafikSound
