Dragon Age: The Veilguard – im Test (PS5)

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Spiel:Dragon Age: The VeilguardPublisher:Electronic ArtsDeveloper:BiowareGenre:Action-RollenspielGetestet für:PS5Erhältlich für:PS5, XSXUSK:16Erschienen in:12 / 2024

Euer ehemaliger Dragon Age: Inquisition-Begleiter und Elfengottheit Solas stürzt die Welt zehn Jahre nach den damaligen Ereignissen ins Chaos. Dank Euch und der zurückkehrenden Zwerge Harding und Varric wird zwar ein Unheil verhindert, aber im Gegenzug wurden zwei noch viel mächtigere und fiesere Elfengötter befreit, die nun den Norden von Thedas unterjochen wollen. Zeit, eine Crew zusammenzustellen.

Ihr gestaltet im Charakter-Editor einen frischen Helden. Euren Inquisitor und einige Entscheidungen aus dem Vorgänger dürft Ihr ebenfalls zusammenstellen, Einfluss hat das jedoch nur geringfügig. Neben Menschen, ­Elfen und Zwergen stehen auch die hörnertragenden Qunari wieder zur Auswahl. Besonders hier fällt der Wechsel vom ehemals sehr düster-rauen Charakterdesign auf, das jetzt eher einem kind­gerechten Animationsfilm ähnelt. Das mag Geschmackssache sein, doch gerade in den brutalen Momenten der Story beißen sich ­diese Gegensätze. Das gilt ebenso für die konfliktarmen Dialoge und freundliche Charakterzeichnung. Weder könnt Ihr besonders fies sein noch wirken Eure ­Charaktere sehr streitfreudig. Es gibt zwar einige Streitpunkte, doch meist verflüchtigen sich diese innerhalb von Sekunden wieder. Selbst als wir eine krasse Entscheidung fällen, mit der wir die Heimatstadt unseres Attentäters Lucanis dem Bösen aussetzen, haben wir nie das Gefühl, dass uns der Assassine das übel nimmt, ­geschweige die Gruppe verlassen könnte. Stattdessen überwiegt das Verständnis, dass wir schwere Entschlüsse treffen müssen.

Entscheidungen in Gesprächen wirken sich aber immerhin oft spürbar aus. Als wir beispielsweise Drachenmeister Taash und Nekromant Emmerich im Hauptquartier empfehlen, sich über die gegenseitigen Hobbys aufzuklären, könnt Ihr ihnen beim nächsten Einsatz dabei zuhören. Die wenigen, spürbar großen Entscheidungen gibt es zwar auch, aber speziell im Finale weist Euch das Spiel selbst daraufhin, dass Ihr hierfür in erster Linie simpel die Begleiter-Quests absolvieren solltet. Tut Ihr das nicht, spielt es am Ende kaum eine Rolle, was Ihr entscheidet oder getan habt.

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Die Kampfmechanik wurde nun auf ein Actionsystem umgestellt, bei dem Ihr einfache ­Combos ausführt, ausweicht und die Cooldown-Fähigkeiten Eurer zwei mitgenommenen Begleiter regelmäßig aktiviert, was Ihr so auch aus der Mass Effect-Reihe kennt. Hier liegt einer der ­größten Stärken und Schwächen von Veilguard. Es gibt nämlich zahlreiche Elementareffekte, Buffs und Debuffs, Schilde sowie Fähigkeiten. Ihr könnt zwar nur einen Magier, Schurken oder Krieger wählen, aber diese spielen sich zumindest unterschiedlich und lassen sich sogar auf diverse Spezialisierungen leveln, die in der Theorie spannend klingen. Aber schlussendlich verlaufen die Schlachten während der ca. 25-stündigen Hauptquest sehr monoton. Selbst wenn wir unseren Schurken beispielsweise mittendrin ohne Kosten vom Bogenexperten zum Nahkampfprofi umpolen und wir andere Stärken besitzen, ändert sich dadurch nur wenig am Geprügel-Einerlei. Das liegt auch an den ständig gleichen Gegnertypen, denen Ihr immer wieder begegnet. Die ganz großen Bosskämpfe stechen zwar positiv heraus, doch die Begegnungen mit den Drachen verlaufen ebenfalls gleichförmig, da sie die fast identische Angriffsmuster nutzen.

Obwohl Veilguard nicht so beschränkte Laufwege besitzt wie Dragon Age 2, bleibt es ein Schlauchabenteuer, bei dem Ihr meist durch schmale Gassen wunderhübsch designter Areale lauft. Ihr könnt Euch nun jedoch dynamischer bewegen, springen und auch klettern. Abseits der Kämpfe entdeckt Ihr so meist einige Kisten mit Ausrüstung, deren Werte aber oft schlechter sind als die angelegten Accessoires, oder sie sind für Begleiter gedacht, die gerade nicht an Bord sind. ­Manche Beute ist mit Umgebungsrätseln verbunden, die man jedoch kaum als Puzzles bezeichnen kann. Meist reicht ein Knopfdruck oder ein Fußmarsch von fünf Metern, um eine magische Barriere zu überwinden. Nur in seltenen Fällen müssen wir mal einen Hinweis finden, um beispielsweise eine Reihe von Statuen in die richtige Richtung zu drehen. Toll ist zwar, dass Euch wirklich jede ­Besichtigung jeder noch so kleinen Ecke mit Loot belohnt. Aber da es sich dabei regelmäßig um ein paar popelige Münzen oder wenige Rohmaterialien zum Aufwerten Eurer Ausrüstung handelt, hält sich die Freude über die Funde in Grenzen.

Die deutsche Synchronisation und auch die fantasievoll ­designten Hub-Areale sowie Levels können wir ausdrücklich loben. Zwar bekommen wir ohne das Lesen der endlosen Kodex-Einträge nur schwer ein Gefühl für die Gruppierungen, Charaktere und Vorgänge in den Ortschaften, doch rein visuell gibt es immer wieder schicke Fantasy-Panoramen und Highlights zu sehen. Als Popcornkino mit Fantasyflair ist Veilguard gut geeignet.

Meinung

Steffen Heller meint: Es hat 15 Stunden gedauert, bis ich langsam das Gefühl hatte, dass Veilguard nicht nur eine hübsche Verpackung bietet. Dauernd kam es mir vor, als würde man mich ohne großen Aufbau und Bindung in das nächste Areal schicken, um Personen oder Gruppen zu treffen, denen es an Persönlichkeit mangelt, weswegen sie mir auch im Finale egal blieben. Einige Nebencharaktere wurden dann jedoch trotz klischeehafter Erzählung etwas interessanter, Entscheidungen vermitteln später zumindest den Anschein von Relevanz und die Levelschläuche gerieten weniger schlauchartig. Der monotone, aber immerhin toll inszenierte Spielab­lauf blieb jedoch. Mir ist bewusst, dass so mancher Spieler große Freude am Kampfsystem hat und auch mit der hier dargestellten Welt mehr anfangen kann als ich. Das Dragon Age-Universum zog für mich immer viel Spannung aus gesellschaftlichen Konflikten und Reibungen zwischen den Spezies sowie Magiern. Das fehlt mir, wodurch Thedas austauschbarer anmutet als früher.

Wertung

anpassbare Schwierigkeit
2 sehr stabile Grafik-Modi
Hinweis zeigt Euch Finale auf
inklusiver Sprachgebrauch, der jedoch etwas holprig umgesetzt ist

Fans früherer Ableger könnten mit der neuen Action-Ausrichtung und dem Design fremdeln. Freunde eingängiger, linearer Action-RPGs greifen zu.

Singleplayer78MultiplayerGrafikSound

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