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Auf den ersten Blick wirkt Yi ganz harmlos: ein kleiner, pelziger Bursche mit weitem Mantel, der aussieht, als könne er keiner Fliege etwas zuleide tun. Doch der Eindruck täuscht gewaltig: Yi ist nicht nur ein mächtiger, stoischer Krieger, er befindet sich auch auf einem großen Rachefeldzug. Denn seine stark asiatisch-mythologisch angehauchte Welt birgt einige dunkle Geheimnisse. Die Götter verlangen regelmäßig Menschenopfer und die Bewohner eines Dorfes kommen diesem Wunsch nur zu gerne nach, sollen die Auserwählten doch gemeinsam mit den Gottheiten leben. Dem ist freilich nicht so, ergo rettet Yi einen kleinen Jungen vor seinem grausamen Schicksal, um sich dann durch eine unterirdische Hightech-Anlage zu kämpfen und die neun Sols zu jagen. Nur wenn diese ausgeschaltet sind, kann er dem eigentlichen Übel den Garaus machen.
Dafür mischt das Abenteuer gekonnt Metroidvania-Ansätze mit einschlägigen Souls-Mechaniken. Yi erkundet weitläufig-verzweigte 2D-Szenarien und nutzt eine stets einsehbare Karte zur Navigation. Es gibt halbwegs regelmäßig Speicherpunkte und wer sich gut umschaut, findet so manches Geheimnis oder eine praktische Abkürzung.
Kommt es zum Kampf, zeigt Nine Sols seine andere Seite. Klar, Ihr könnt frontal mit einer flotten Dreiercombo angreifen, aber oft ist es klüger, mit Bedacht vorzugehen. Viele gegnerische Angriffe lassen sich mit dem richtigen Timing parieren und dann direkt kontern – selbst wenn Eure Koordination nicht ganz optimal war, verliert Ihr nur temporär Lebensenergie, die sich mit der Zeit wieder auflädt. Nicht jede Attacke kann allerdings pariert werden, gelegentlich ist eine flinke Ausweichrolle die bessere Idee. Gewinnt der Gegner die Oberhand, erwacht Ihr am letzten Speicherpunkt wieder und könnt am Ort Eures Ablebens die verlorenen Ressourcen aufsammeln. Habt Ihr genug davon, dürft Ihr die Vorräte in neue Fähigkeiten oder Upgrades investieren. Energie regeneriert Ihr mit Eurer Pfeife, deren Einsatz allerdings begrenzt ist und nur an Speicherpunkten oder speziellen Spendern meist kurz vor einem Bosskampf aufgeladen werden kann.
Meinung
Thomas Nickel meint: 2D, kunstvoll, knifflig – quasi klassische Indie-Kost, die Entwickler Red Candle Games da abliefert. Nine Sols holt sich seine Inspiration bei interessanten Quellen und köchelt daraus eine spielerisch zwar nicht allzu innovative – vieles erinnert an Hollow Knight – Action-Abenteuer-Plattformer-Melange, präsentiert diese aber ebenso selbstbewusst wie gekonnt. Die Steuerung ist angenehm direkt, mit dem richtigen Timing setzt Ihr die spielmechanisch zentralen Parade-Aktionen souverän ein. Gerade im Kampf gegen mehrere Gegner kann sich schnell Hektik breitmachen, aber das nimmt man dann gerne im Kauf. Immerhin will man ja auch wissen, was es mit Yis Rachefeldzug und seiner eigenwilligen, schönen und unheimlichen Welt auf sich hat.
Stimmige Metroidvania-”Souls”-Mischung im stilvollen 2D-Gewand – fordernd, spannend und mysteriös.
Singleplayer82MultiplayerGrafikSound
