Taktische Rollenspiele wie Baldur’s Gate erfreuen sich großer Beliebtheit. Mit Solasta II lässt sich eine Top-Alternative gerade testen. MeinMMO-Redakteur Benedikt Schlotmann hat sich in das Abenteuer gestürzt und wurde vor allem von Krabben fies überrascht.
Ich bin ein RPG-Gamer der alten Schule, habe die alten Teile von Baldur’s Gate geliebt. Mehr als 1.000 Stunden habe ich allein in die ersten beiden Teile der Reihe gesteckt, dazu dutzende Stunden in Pathfinder. Sogar dem eher mittelmäßige Pillars of Eternity habe ich einige Zeit gewidmet.
Jetzt, nach nur 2 Stunden in der Demo von Solasta II, kann ich kaum abwarten, mir das neue Spiel anzusehen. Dabei waren die ersten 30 Minuten totlangweilig.
Aber spätestens nach einem Kampf gegen harmlos wirkende Krabben hat mich Solasta II dann voll erwischt. Und das ließ bis zum Ende nach gut 2 Stunden nicht nach. Von den vielen Demos des „Steam Next“-Festivals hat mich keine Demo so positiv abgeholt wie Solasta II – trotz des zähen Starts.
Die Demo von Solasta II ist auf Steam gerade kostenlos und auf jeden Fall einen Blick wert.
Hier könnt ihr euch den offiziellen Trailer zu Solasta II ansehen:
Autoplay
Das langweilige „Auenland“ und der erste knackige Kampf
Zu Beginn des Spiels werdet ihr in eine bildhübsche Welt geworfen. Ein knuffiges Dorf, welches ein wenig an Hobbingen im „Auenland“ erinnert. Und vermutlich auch genauso langweilig. Grafisch sind das Dorf und die Umgebung wirklich beeindruckend: Steile Küsten mit Brücken, die über tiefe Schluchten führen und das Dorf verbinden. Ruinen, in deren zerstörten Fenstern sich das Sonnenlicht bricht. Wasser, welches gegen die Felsen klatscht. Was für eine Kulisse!
Doch ansonsten wirkt alles sehr steril und fast schon zu sauber: Ja, alles ist verdammt hübsch und sieht toll aus, aber ihr könnt so gut wie nichts benutzen: NPCs laufen herum, sind aber nicht ansprechbar, ihr könnt die Umgebung nicht verwenden, um Gegner zu besiegen oder Wohnhäuser betreten. Dadurch wirkt vor allem der Start sehr langatmig.
Am Anfang frage ich mich: Mensch sieht das alles toll aus, aber wo bitte bleibt das Gameplay?
Doch nach gut 30 Minuten gewinnt das Spiel dann an Geschwindigkeit, denn wenig später erreiche ich den Strand, wo ich gleich von mehreren fiesen Krabben überrascht werde. Und für ein paar harmlos wirkende Krustentiere, können die nicht nur ganz schön austeilen, sondern auch ordentlich einstecken.
Beim Kampfsystem zeigt das Spiel endlich, was es beim Gameplay zu bieten hat: Ich platziere meine Charaktere, nutze höhere Bereiche gezielt aus oder jage meinem Gegner einen Feuerzauber um die Ohren. Im ersten Kampf verliere ich auch gleich meine Diebin, weil ich übersehen habe, dass die blöden Krabben einen Fernkampfangriff haben und Säure spucken können. Das überlebt die Dame leider nicht. Immerhin kann ich sie wieder ins Leben zurückholen.
Gedankenverloren greife ich mit meinen Nahkämpfern als Nächstes eine riesige Krabbe an, um wenig später von einem Flächenangriff überrascht zu werden, den ich nicht habe kommen sehen. Den ersten Kampf überlebe ich mit mehr Glück als Verstand. Danach läuft’s deutlich besser.
Nach dem Kampf dürft ihr eure erste Entscheidung in der kurzen Demo treffen. Denn ihr müsst entscheiden, wie ihr die nächste Quest lösen wollt:
Ihr könnt euch in ein gegnerisches Lager schleichen und einen Gefangenen befreien, der von Goblins festgesetzt worden ist.
Alternativ könnt ihr die direkte Methode wählen und euch mit Gewalt durch die Goblins prügeln.
Oder ihr versucht, mit den Goblins die ganze Sache zu diskutieren.
Ich hab mich für die dritte Option entschieden. Doch die Goblins wirken ein wenig so, als hätten sie zu viel Star Wars geschaut: Beim Anführer der Goblins habe ich das Gefühl, mit Jar Jar Binks zu reden. Welche Auswirkungen das Gespräch am Ende hat, verrate ich nicht.
Bis zum Ende des Spiels bin ich dann noch einmal gut 50 Minuten beschäftigt. Besonders gelungen ist der letzte Kampf des Spiels, wo die Entwickler noch einmal sprichwörtlich sämtliche Register gezogen haben. Für diejenigen, die den Kampf spoilerfrei spielen wollen, überspringt den nächsten Abschnitt:
Achtung Spoiler: Hier lest ihr, wie das Ende aussieht.
Ihr sollt einen Tempel verteidigen und müsst dazu alle Gegner besiegen. Gleichzeitig droht aber der Schrein, zu exlodieren und der Boden löst sich jede Runde weiter auf. Auch die Gegner haben noch einmal ihre ganz eigenen Tücken und haben mich ähnlich fies überrascht wie nervigen Krabben davor.
Nach dem finalen Kampf hört das Spiel sehr abrupt auf, aber ich habe mich allein durch das FInale sehr gut unterhalten gefühlt. Es hat sich also gelohnt, nicht nach 30 Minuten die Demo bereits aufzugeben
Und genau das wünsche ich mir auch für das finale Spiel: Mehr von den knackigen, toll inszenierten Kämpfen und weniger Herumlaufen durch eine hübsche, aber viel zu sterile Kulisse.
Leere Spielwelt, langatmiger Anfang und viele Fragen hinter der Performance
Hübsche, aber leere Spielwelt: Nach gut 2 Stunden fühle ich mich insgesamt sehr gut unterhalten und freue mich auf den Start des Early Access von Solasta II. Aber es gibt auch ein paar Dinge, die mir nicht gefallen haben.
Die Spielwelt sieht zwar wirklich toll aus und ist mit dem Dorf, den Steilklippen und den Schluchten wirklich ansehnlich. Aber gleichzeitig wirkt alles so steril und leblos. Ich hoffe, dass die Welt zum Release voller ist. Bisher wirkt alles sehr kulissenhaft.
Dadurch wirkt vor allem der Anfang des Spiels sehr langatmig und animiert mich gar nicht dazu, die Welt zu entdecken. Weil benutzen kann ich ja sowieso nichts.
Falls noch nicht erwähnt: Solasta II sieht wirklich toll aus. Hier drei verschiedene Ansichten aus rund 2 Stunden Spielzeit. Bilder in WQHD-Auflösung.
Die Technik könnte ein Problem werden: Und eine weitere Sache, die mich beschäftigt: Das Spiel setzt auf die Unreal Engine 5 und sieht damit verdammt schick aus. Das Wechselspiel zwischen Licht und Schatten ist wirklich toll und das Dorf an der Küste sieht richtig gut aus. Doch in der Vergangenheit kämpften alle Spiele, die auf die Unreal Engine 5 setzen, mit üblen Performance-Problemen (via vg247.com).
Die Demo lief super und stabil bei 60 FPS, aber zum Start des Early Access könnte das wiederum anders aussehen. Am Ende hängt es wirklich von der Optimierung des Spiels durch die Entwickler ab.
Gespielt habe ich übrigens mit einem Ryzen 7 7800x3D und einer RX 6700 XT auf einem Ultrawide-Monitor mit UWQHD-Auflösung. Und hier lief bei höchsten Einstellungen alles problemlos auf stabilen 60 FPS
Was ich ebenfalls nicht testen konnte: den Multiplayer. Denn die Demo ist nur im Einzelspieler verfügbar. Der hat übrigens den Vorgänger noch einmal deutlich verbessert. Mehr zum Vorgänger, Solasta, lest ihr in folgendem Artikel auf MeinMMO: Der neue Koop-Modus ist genau das, was Solasta auf Steam braucht – Ein echter Rollenspiel-Tipp
Der Beitrag Eine Top-Alternative zu Baldur’s Gate 3 hat eine kostenlose Demo auf Steam und die ist die beste seit Langem erschien zuerst auf Mein-MMO.de.
