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Schlüpft in die Rolle des titelgebenden Piratenkapitäns, der zum Auftakt in der typischen Seemannsbredouille steckt. Nach verlorener Schlacht treibt Ihr schiffbrüchig auf hoher See und knabbert bereits verzweifelt am Bein Eures treuen Gefährten, als ein französisches Schiff die vermeintliche Rettung bringt: Eure Tarnung als Händler fliegt auf und Ihr findet Euch in Gefangenschaft wieder. Hier erfahrt Ihr jedoch von einem sagenumwobenen Schatz, der Euer Piratenherz höherschlagen lässt. Ein paar Keilereien und Schmeicheleien später seid Ihr wieder auf freiem Fuß und bereit für Euer großes Abenteuer.
Stichwort ”Keilereien”: Die bilden das spielerische Fundament und präsentieren sich als klassisch rundenbasierte Taktikgefechte mit Würfelmechanik. Der Auftakt führt grundlegend an das komplexe Kampfsystem heran. Für den vollen Durchblick kommt Ihr aber nicht drum herum, das umfangreiche Regelwerk im Menü zu studieren. Ein Umstand, der gleich zu Beginn ungelenk den Wind aus den Segeln nimmt, zumal nicht unwesentliche Teile der Bildschirmtexte mikroskopisch klein geraten sind. Nehmt Ihr diese Hürde, belohnt Euch der Flint aber mit spaßigen Konfrontationen, die fordern, ohne zu frustrieren. Das Kampfsystem baut auf ausgerüsteten Waffen- und Unterstützungskarten, die Ihr im Verlauf findet und erwerbt. Die Effektivität ihres Einsatzes wird allerdings von Würfeln bestimmt, wie man es aus Pen&Paper-Titeln kennt. Zunächst simpel, eröffnen sich später diverse Aktionen, Kombinationen und Wechselwirkungen; insbesondere, weil Eure Crew im Spielverlauf zuverlässig wächst – taktisches Kalkül wird immerzu belohnt.
Zwischen den bald ziemlich ausschweifenden Gefechten treibt Ihr eine wenig überraschende, aber durchaus unterhaltsame Handlung voran, indem Ihr Kapitän Flint durch recht ansehnliche Schauplätze in isometrischer Perspektive steuert, nach Ressourcen Ausschau haltet und Gespräche führt. Letztere werden in schicker Graphic-Novel-Manier präsentiert und sorgen so für eine frische Stilistik. Schade nur, dass die ”D&D”-Inspiration außerhalb der Kämpfe vermisst wird: Abgesehen von ein paar Würfel-Checks bei verschlossenen Truhen oder ähnlichen Unterfangen gewährt Euch Flint nicht viel Raum, individuell zu agieren. Vielmehr erwartet Euch ein kompakt-lineares Piratenabenteuer, das über seine Laufzeit von rund zehn Stunden gut unterhält.
Meinung
Kevin Pinhao meint: Flint: Treasure of Oblivion wirft Euch mit seinem digitalen Wälzer von einem Regelwerk gleich zum Auftakt einen ungelenken Stolperstein vor die Füße; gut möglich, dass Euch schon hier die Lust auf die große Schatzjagd vergeht. Es lohnt sich aber, am Ball zu bleiben. Habt Ihr nämlich einmal alle Systeme und Mechaniken kennengelernt und verinnerlicht, bereitet der Titel mit seinen rundenbasierten Taktik-Keilereien ordentlich Spaß; lediglich eine wenig intuitive Steuerung und teils unlesbar kleine Texte schmälern hier den guten Eindruck. Etwas schade gestaltet sich jedoch der Umstand, dass Flint außerhalb der Kämpfe kaum von seiner Pen&Paper-Inspiration Gebrauch macht. Rechnet nicht damit, dass Eure gelegentlichen Entscheidungen großen Einfluss auf das Abenteuer nehmen – hier winkt ein weitgehend lineares, aber auch charmantes Piratenmärchen. Ein klarer Fall für Taktik-RPG-Fans mit Faible für Piraten-Settings.
Wertung
Gefechte mit Mischung aus kluger Vorplanung und Würfelglück
bezeichnet sich als ”historisch inspiriert”
Gelungenes Taktik-Rollenspiel mit belohnendem Kampfsystem, erfrischendem Setting, aber auch ärgerlichen Designentscheidungen.
Singleplayer75MultiplayerGrafikSound
