Infinity Nikki – im Test (PS5)

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Spiel:Infinity NikkiPublisher:Infold GamesDeveloper:PapergamesGenre:Action-AdventureGetestet für:PS5Erhältlich für:PS5USK:12Erschienen in:2 / 2025

Nach gut zwölf Jahren und vier sogenannten ”Dress-Up Adventures” für Mobilgeräte wagt die namensgebende Stylistin nun den selbstbewussten Versuch, die Genre-Messlatte höher zu legen. Nichts Geringeres als das ”gemütlichste Open-World-Spiel” soll das erste Konsolenabenteuer sein.

Eigentlich suchen Nikki und ihr samtiger Freund Momo nur nach einem passenden Outfit für einen anstehenden Ball, auf dem Dachboden der Mutter werden sie fündig. Blöd jedoch, dass sich das rubinrote Kleid als magische Kluft herausstellt, die das Duo ins bezaubernde Miraland befördert. Hier geht es offenbar drunter und drüber – das Land wird von mysteriösen Koma-Vorfällen heimgesucht. Ihr schlüpft in die Rolle der angehenden Stylistin, um der örtlichen Gilde bei den Ermittlungen unter die Arme zu greifen.

Wichtigstes Werkzeug bei der Rettung der Welt: der Kleiderschrank. Im magischen Miraland ist Mode nicht einfach nur Mode – mit Nikkis kontinuierlich wachsender Garderobe gehen zahlreiche Kräfte einher, die Euch bei der Erkundung der Open World und dem Meistern ihrer Herausforderungen helfen. Ihr schwebt auf Knopfdruck über Abgründe hinweg, läutert die fiesen ­Esselinge mit einem beherzten Luftstoß oder schrumpft Euch gar kurzerhand, um im Gepäck von Katzenkumpel Momo enge Passagen zu durchqueren. Bereitete das erste Experimentieren mit Nikkis Fähigkeiten bereits im gamescom-Hands-on unerwartet viel Spaß, überrascht die reguläre Veröffentlichung umso mehr. Ihr bekommt an jeder Ecke etwas zu tun: sei es im Rahmen der putzigen Hauptgeschichte, wenn Ihr den Bewohnern der diversen Städtchen mit ihren Wehwehchen behilflich seid oder einfach die bunte Natur erkundet. Gerade in den ersten Stunden werdet Ihr quasi im Minutentakt mit neuen Spielideen und Mechaniken bombardiert.

Überfordert seid Ihr dabei kaum, verlässt sich der Titel doch auf zahlreiche Gepflogenheiten großer Genrevertreter. Mit der Struktur seiner offenen Welt erinnert Infinity Nikki etwa gern mal an die jüngsten Abenteuer von Nintendos zipfelmützigem Helden. Wie in Breath of the Wild oder Tears of the Kingdom wird die Erkundung mit regelmäßigen Entdeckungen belohnt. Vor allem auf die sogenannten ”Wundersterne” macht Euch Eure knuffige Begleitung regelmäßig aufmerksam. Diese wollen dann aber auch verdient werden, sind sie doch wichtig für das Schneidern neuer Kleider. Ihr trotzt also widerspens­tigem Terrain, versucht Euch an Geschicklichkeitsprüfungen oder rätselt Euch wie der Zelda-Protagonist durch Quasi-Schreine, die zwar nie an die Raffinesse des großen Vorbilds heranreichen, aber durchaus ihren spaßigen Zweck erfüllen. Wir ignorierten die Missionsmarkierung jedenfalls zuverlässig, wann immer Momo einen neuen Stern abseits des Weges ausmachte.

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Halten der regelmäßige Ausbau Eurer Fähigkeiten und das Kennenlernen neuer Mechaniken in den ersten Stunden noch vorbildlich bei Laune, lassen spätere Kapitel etwas nach. Einmal an alle Elemente gewöhnt, rückt eine redselige Handlung in den Fokus. Die hat durchaus ihre charmanten Momente, ist über weite Strecken aber allenfalls zweckdienlich und nimmt folglich schon mal unnötig das Tempo aus dem quirligen Abenteuer.

Ein furioses Abenteuer will ­Infinity Nikki aber auch gar nicht sein. Im Gegenteil: Neben der neu gefundenen spielerischen Freiheit setzt es vor allem auf jede Menge Gemütlichkeit. Auch dieser Aspekt erfindet sicher nichts neu – wie in Animal Crossing & Co. fangt Ihr Insekten, angelt nach Fischen oder striegelt zuckersüße Tiere. Daraus gewonnene Ressourcen investiert Ihr dann in das Schneidern frischer Kleider. Neben wichtigen Fähigkeiten-Outfits winkt ein unbändiger Wust an erspielbaren Klamotten, mit denen Ihr Nikki bis ins kleinste Detail nach Eurem Geschmack – oder den Anforderungen regelmäßiger Stylingduelle – einkleidet. Sämtliche Stoffe, Frisuren und Accessoires glänzen mit herausragendem Detailgrad und sind eine Wonne fürs Auge. Bringt Ihr einen grundlegenden Enthusiasmus für Mode mit, werdet Ihr sicher genauso viel Zeit in Nikkis Kleiderschrank verbringen wie auf ihrem eigentlichen Abenteuer. Etwas lästig gestaltet sich in dem Kontext allein eine wenig intuitive und – schlimmer noch – störrische Menüsteue­rung, die nicht jede Eingabe auf Anhieb registriert, und Freunde einer invertierten Y-Achse vermissen derzeit nach wie vor eine solche Option. Schade auch, dass die Bildrate selbst auf einer PS5 Pro auf lediglich 30 fps fixiert ist.

Bleibt noch ein letzter wichtiger Punkt zu klären: Als Free-to-Play-Spiel beinhaltet Infinity Nikki natürlich ein umfangreiches Sortiment an Mikrotransaktionen – mehr dazu im Anschluss. Undurchsichtige Menüs überfordern mit zig Währungen und Gacha-Möglichkeiten, aber keine Sorge: Im Test stellte sich das kostenpflichtige Angebot tatsächlich als rein kosmetisch und damit höchst optional heraus. Ihr fühlt Euch zu keinem Zeitpunkt gezwungen, Echtgeld zu investieren, unüberwindbare Fortschrittshürden werden Euch nicht in den Weg gestellt. Hier und da bremst zwar ein Styling-Test oder Rang-Check temporär aus, wenn Ihr zu flott durch die Hauptgeschichte huscht – das dürfte Euch bei normalem Spieltempo und gewissenhaftem Nachgehen von Nebenaufgaben aber kaum aufhalten.

Das Angebot an Mikrotransaktionen ist eingangs undurchsichtig und erschlagend – eben ein typisches Gacha-System, das Euch glücksbasierte Ziehungen aus vorgegebenen Kollektionen ermöglicht. Zum Zeitpunkt des Tests wurden drei ­Banner – sprich: themenbasierte Sortimente – angeboten. Ihr investiert Resonit- (für Standard-Banner) und Enthüllungs-Kristalle (für Event-Banner), um zufallsbedingt ausgewählte Teile der entsprechenden Kollektion zu erwerben. Garantiert wird dabei ein 4-Sterne-Item nach 10 sowie ein hochwertiges 5-Sterne-Item nach 20 Ziehungen. Besagte Währungen erwerbt Ihr – wie auch Stellariten zum direkten Kauf von Outfits und Ressourcen – im Echtgeld-Shop für bis zu 100 Euro. Da diese rein kosmetisch sind, gestalten sich die Mikrotransaktionen optional. Sie haben keinen nennenswerten Einfluss auf Euer Abenteuer.

 

Meinung

Kevin Pinhao meint: Infinity Nikki hat mich bereits beim ersten Hands-on vor einigen Monaten überrascht. Zum regulären Start festigt das gemütliche Open-World-Abenteuer diesen positiven Eindruck mit einer Fusion aus zahlreichen altbekannten, aber eben auch zuverlässig unterhaltsamen Spielideen, einer unaufdringlichen Echtgeld-Komponente und jeder Menge Charme. Es bedarf natürlich eines grundlegenden Enthusiasmus für das zentrale Modethema und das quietschbunte Setting, um eine umfänglich gute Zeit mit Nikkis neuestem Abenteuer zu haben. Unabhängig davon steht aber fest: Infinity Nikki beschert der beliebten Dress-up-Adventure-Marke eine beachtliche Evolution. Da lässt sich der ein oder andere – vor allem technische – Makel gut verschmerzen. Bleibt zu hoffen, dass das Spiel künftig sinnvoll ausgebaut und verbessert wird.

Wertung

+ viel zu tun in Miraland
+ tolle Optik und detailverliebte Kleider
+ entspannender Lo-Fi-Soundtrack
+ unaufdringliche Mikrotransaktionen

– gelegentlich bremsende Fortschrittschecks
– technisch nicht vollkommen rund mit störrischen Menüs, 30 fps und Pop-ups

Charmant-unterhaltsames Open-World-Abenteuer mit unverbrauchtem Mode-Fokus und gemütlicher Atmosphäre.

Singleplayer81MultiplayerGrafikSound

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