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Endlich riecht es im RPG-Lager der Xbox 360 mal wieder nach Kirschblüten und rohem Fisch. Noch vor The Last Remnant, Star Ocean: The Last Hope und FF XIII erscheint Infinite Undiscovery. Der Titel trügt: Den Hauptteil des Spiels machen nämlich nicht etwa ausgedehnte Entdeckungstouren aus, sondern das solide Combo-Kampfsystem. Hauptcharakter Capell, ein kämpfender Barde, verfügt über je eine Taste für schnelle oder kräftige Hiebe, Combos und längeres Drücken lösen effektreiche Spezialangriffe aus.
Nach einem chaotischen Start in einem Kerker und der nervigen Flucht durch einen nächtlichen Wald setzt Euch das Spiel nur selten unfairen Kämpfen aus. Standardgefechte gegen Geharnischte, Harpyien oder Brummbären machen Laune und ein Trefferzähler motiviert trefflich. Ungünstig gestaltet sich dagegen die Heilung verletzter Charaktere. Entweder Ihr ruft per Y-Taste um Hilfe und hofft auf den leider unzuverlässigen Beistand Eurer Gefährten oder Ihr durchsucht den Rucksack. Da das Spiel hierbei nicht pausiert, müsst Ihr erst hektisch nach einem sicheren Eckchen suchen, bevor Ihr Heil-Items hervorkramen könnt – dann ist es meistens zu spät. Spezielle Aktionen wie Bogenschüsse, die Kommunikation mit Tieren oder die Herstellung von Items laufen ebenfalls über Capells Kameraden, deren Fähigkeiten Ihr Euch auf Wunsch ausleiht. Aus fast 20 archetypischen Mitstreitern stellt Ihr bis zu drei Viererteams zusammen, von denen Ihr lediglich die Hauptgruppe direkt steuert. So durchquert Ihr mit der Befreiungsarmee des heldenhaften Siegmund – einem mysteriösen Doppelgänger von Capell – Plateaus, Wüsten und uralte Ruinenfelder. Alles Bestandteile einer seltsam unbelebt wirkenden Welt, in der ein finsterer Ritterorden den Mond an die Erde gekettet hat.
Diese Hintergrundgeschichte würde genügend Raum für Epik und liebevolle Details bieten. Doch allzu oft wisst Ihr nach einer Zwischensequenz nicht mehr, wo es weitergeht, quälen Euch ewig gleiche Puzzle- und Dungeon-Abschnitte oder Ihr ärgert Euch über Such- und Beschützer-Quests. Insgesamt wirkt Infinite Undiscovery oft schlicht unfertig. Anders ist es nicht zu erklären, dass am Ende der ersten und am Anfang der zweiten DVD für mehrere Stunden die Sprachausgabe fehlt und manche Meldungen mit Blindtext angezeigt werden. So sind es viele kleine Mängel und ein generell uninspiriert wirkendes Design, die das Potenzial dieses Titels sträflich verschwenden.
Meinung
Max Wildgruber meint: Der Titel sollte Unfinished Undiscovery lauten! Knapp 20 Stunden Spielzeit erscheinen mir kaum Infinite und bis auf ein paar Schatzkisten, versteckte Räume und Nebenquests gibt es nicht viel zu ”Undiscovern”. Schade, dass Tri-Ace dieses Spiel ein gefühltes halbes Jahr vor seiner Fertigstellung veröffentlicht hat. Die solide Story und das flotte Kampfsystem hätten mehr Sorgfalt verdient! Wenn diese aber nur genutzt werden, mich mit ewig gleichen Schalterrätseln, Botengängen und ereignislosen Reisepassagen zu langweilen, wirkt das hingeschludert. So viele Details nerven: Wieso ist die Sprachausgabe nicht komplett? Und apropos: Wieso sind so viele Charaktere Bauchredner und sprechen, ohne die Lippen zu bewegen? So bleibt ein nettes Actionspektakel mit fast 20 bunten Fantasy-Freischärlern, deren Potenzial unnötig verheizt wurde.
Wertung
18 Partymitglieder
simples Action-Kampfsystem mit Combos und Team-Manövern
heroischer Soundtrack und effektgeladene Kämpfe vs. hakelige Animationen
Flottes Action-RPG, das sein episches Potenzial wegen vieler unnötiger Schwächen und Schlampereien nicht entfalten kann.
Singleplayer70MultiplayerGrafikSound
