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Nintendos 8-Bit-Hardware mag zwar schon seit Jahrzehnten überholt sein, doch manch aktuelle Entwicklung greift nach wie vor gerne mal die Ästhetik von Famicom/NES auf. Andere gehen aber noch weiter und entwickeln ihre Spiele direkt für die Originalhardware! Richtig spannend wird es, wenn sich Veteranen aus den 1980er-Jahren zusammenfinden und ein solches Projekt starten. So ist auch Changeable Guardian Estique entstanden: Takayuki Komabayashi, ein ehemaliger Mitarbeiter von Kultstudio M2, gründete ermutigt durch den früheren Arbeitgeber die Firma Cat Hui Trading, um ein perfektes 8-Bit-Shoot’em-Up zu entwickeln. Dabei stand der Produzent und Director nicht alleine auf weiter Flur, konnte er doch die Unterstützung von vielen vormaligen Compile-Leuten wie Programmierer Takayuki ”Jemini” Hirono (Super Aleste), Artist Hiroki ”Daigattai” Kodama (GG Aleste) und Satoshi ”Pac” Fujishima (Golvellius: Valley of Doom) gewinnen. Für den guten Ton sorgen derweil Shinichi Sakamoto (Wonder Boy in Monster Land), Shinji Hosoe (Dragon Spirit) und Ayako Saso (Ridge Racer) – ein veritables Dream-Team. Und das merkt man: Auf einem luxuriösen 4-Mbit-Modul – das ist immerhin ein halbes Megabyte – brennen die Estique-Entwickler ein Action-Feuerwerk ab, wie man es auf Nintendos 8-Bitter noch nicht gesehen hat.
In Eurem transformierbaren Raumschiff fliegt Ihr durch sechs Städte und lasert Horden von Feinden ins Pixel-Nirwana. Per Item-Kapsel wechselt Ihr zwischen einem direkten Schuss nach vorne mit zwei rotierenden Schilden und einem Streuschuss. Per Select-Taste passt Ihr Eure Geschwindigkeit an, via B-Knopf wird geschossen und per A-Knopf switcht Ihr zwischen Eurer Raumschiff- und Eurer Mech-Form. Das macht sich bei Spezialangriffen bemerkbar: Drückt Ihr den Schussknopf zweimal schnell hintereinander, schaltet das Raumschiff die Waffen kurzzeitig in den Overdrive, der Mech feuert eine durchschlagende Laserbarriere ab – sehr nützlich, um das Dauerfeuer eines Bosses zu brechen. Ein gegnerischer Treffer bedeutet nicht sofort das Aus, denn Ihr habt einen Energiebalken, der sich wieder regenerieren lässt. Ein Intro und kurze Zwischensequenzen dürfen nicht fehlen: Ganz nostalgisch wurde der NES-Fassung auch eine krumm übersetzte neue Story mit leicht veränderten Grafiken angedichtet.
Meinung & Wertung
Thomas Nickel meint: Ich war kurz davor, das Modul aufzuschrauben – nur um sicherzugehen, dass hier nicht doch heimlich eine PC Engine verbaut wurde. Tatsächlich ist den Entwicklern schier Unglaubliches gelungen: Nicht nur sieht Changeable Guardian Estique einfach famos gut aus, vor allem geht die ganze Action nahezu ohne Sprite-Flackerei vonstatten – bei Famicom-Horizontal-Shoot’em-Ups eigentlich fast ein Ding
der Unmöglichkeit! Aber auch Spielgefühl und Leveldesign stimmen: Die sechs Stages bieten eine gelungene Progression und Eskalation, die richtige Wahl der Bordwaffe und kluger Special-Einsatz sind gerade in der zweiten Spielhälfte Pflicht.
Technisch sensationelles 8-Bit-Shoot’em-Up, das nicht nur handwerklich, sondern auch spielerisch auf ganzer Linie überzeugt.
Singleplayer87MultiplayerGrafikSound
