Need for Speed Undercover – im Klassik-Test (PS3 / 360)

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Spiel:Need for Speed UndercoverPublisher:Electronic ArtsDeveloper:EA Black BoxGenre:RennspielGetestet für:360, PS3Erhältlich für:360, PS2, PS3, WiiUSK:12Erschienen in:12 / 2008

Mit markigen Aussagen begleitete Electronic Arts das neue Need for Speed: Undercover solle der erste Teil werden, an dem mehr als ein Jahr gearbeitet wird, das Durchlauferhitzer-Entwicklungsmodell gehöre der Vergangenheit an. Nun ist das mittlerweile zwölfte Kapitel der Endlos-Raserei fertig und wirkt eher wie eine Rückbesinnung auf die Vergangenheit als ein Zukunftssignal.

Wobei das nicht negativ gemeint ist: Denn Need for Speed Under­cover orientiert sich am drei Jahre alten Ahnen Most Wanted – und der gehört zu den besten Episoden. Dessen Zutaten wurden bekömmlich neu aufbereitet und mit einer Prise Story gewürzt. Herauskam ein Vollgasgericht, das vielleicht die ­Geschmäcker von Feinkost-Rasern nicht befriedigen mag, aber als sprichwörtliche Fast-Food-Konsensspeise allgemein gut ankommen dürfte.

Als anonymer Undercover-Cop schleicht Ihr Euch in die Raserszene des Tri-City-Gebiets ein und sollt kriminelle Elemente dingfest machen. Dies dient als Aufhänger für serientypische Tätigkeiten: Tretet gegen bis zu sieben andere Piloten zu Rennen durch Stadt und Land an, kämpft alleine gegen die Uhr und ärgert die Polizei. Anfangs entkommt Ihr den normalen Streifen noch leicht durch überlegenes Tempo oder indem Ihr Objekte demoliert, um die Fahrbahn für die Verfolger zu blockieren. Später ziehen die Gesetzeshüter härtere Saiten auf: Schwere SUVs werfen Euch aus der Bahn, Helikopter haben Euch ständig im Blick und Nagelbretter zerstören die Reifen.

Zu den altbekannten Rennvarianten gesellt sich ein Neuzugang, der aus Spielen wie Tokyo Highway Challenge bekannt ist: Auf den Schnellstraßen müsst Ihr den Konkurrenten um 300 Meter abhängen und Euch dabei durch dichten Verkehr schlängeln. Während im normalen Spielverlauf Kollisionen selten größere Wirkung zeigen und Schäden rein optischer Natur sind, drohen hier Crashs, die zum sofortigen Ende führen. Bei diesen Duellen fällt eine Eigenheit von Undercover auf: Während hier im Highway-Battle-Modus die Straßen relativ dicht befahren sind, tuckern sonst nur wenige Vehikel herum.

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Gerade im Vergleich zum Rivalen Midnight Club: Los Angeles zieht die virtuelle Welt in Sachen Glaubwürdigkeit den Kürzeren: Während die Midnight Club-Metropole mit lebensechten Umgebungen, viel Verkehr und zahlreichen Fußgängern glänzt, bleibt das dauerhaft in kräftige Abendrot-Farben getauchte Tri-City-Areal menschenleer und unnatürlich staufrei. Das Ganze sieht schon gut aus, solange Ihr nicht auf größere Fahrzeugansammlungen stoßt. Das ist bei Rennen aber häufig der Fall – und dann tauchen die berühmt-berüchtigten Need for Speed-Grafikruckler auf. Speziell bei engen Kurven und hohem Tempo führt das schon mal dazu, dass Euer Bolide unfreiwillig irgendwo reinknallt, weil Ihr kurzzeitig den Überblick verliert. Solche Extremsitua­tionen sind zum Glück selten – davon abgesehen habt Ihr die Vehikel dank des gutmütigen Fahrverhaltens im Griff. Neigten die Autos früher zum Herumrutschen, zeigen sie jetzt starke Bodenhaftung und lassen so rasante Lenkmanöver zu, wie man sie eher von reinen Arcade-Titeln gewohnt ist.

Die gewohnte Spielmixtur funktioniert gut: Mit acht verschiedenen Renn- und Polizeijagd-Wettbewerben erarbeitet Ihr Euch Geld und Ansehen, was den Kauf besserer Autos und Fahrzeugteile ebenso ermöglicht wie den Zugang zu anfangs brach­liegenden Landschaftsbereichen. An Schlüsselpunkten warten bestimmte Aufträge, die die Story vorantreiben und gelegentlich aus dem Standard-Schema ausbrechen. Wenn Euch mitten in der Lieferung eines gestohlenen Wagens unbekannte Angreifer demolieren wollen oder Ihr Eurerseits bestimmte Zielobjekte verschrotten müsst, lockert das den gewöhnlichen Rennverlauf gelungen auf. Wäre jetzt noch die Technik auf dem aktuellen Stand, ginge Need for Speed Under­cover als neues Serien-Highlight durch – so wurde es ’nur’ die (erfreuliche) Rückkehr zum Niveau der Most Wanted-Zeit.

Meinung

Ulrich Steppberger meint: Vollmundige Versprechungen hin oder her, letztlich hat Black Box wieder ein Need for Speed aus dem Boden gestampft, wie es zu erwarten war. Also mit schicker Inszenierung, viel Umfang, flotten Vehikeln, breit gestreuter Renn­modi-Palette – und den üblichen Rucklern. Die fallen zwar weniger dramatisch aus als nach den Previews befürchtet, doch richtig flüssig läuft die Raserei gerade bei mehreren Gegnern auf dem Bildschirm nicht. Wer über diese Unzulänglichkeiten hinwegsehen kann, ist im Vorteil, denn das Drumherum stimmt: Mit der überraschend einfachen Steuerung kommt man schnell klar und die Auseinandersetzungen mit der Polizei sorgen für Nervenkitzel. Für mich ist es das beste Need for Speed seit Most Wanted, trotzdem bleibt ­erneut Luft nach oben.

Wertung

4 große, frei befahrbare Bereiche
53 Fahrzeuge
Spieldesign sehr ähnlich zu ”Most Wanted”
groß angelegte Fluchten vor der Polizei
installiert 0,8 GB auf Festplatte (PS3)
PS3 vs. 360: auf der PS3 bricht die Bildrate öfter und deutlicher ein

Stilvoll in Szene gesetzte Raserei nach gelungenem ”Most Wanted”-Muster, aber technisch wieder mit Mängeln.

Singleplayer83MultiplayerGrafikSound

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