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Bei der Fusion von Vivendi und Activision gab es viele Opfer auf Seiten des französischen Partners, dessen Portfolio kräftig ausgedünnt wurde. Dem Kahlschlag fielen prominente Mediengrößen wie die Ghostbusters oder Rapper 50 Cent zum Opfer. Als einer der wenigen blieb dagegen die Beutelratte Crash Bandicoot übrig – was so manchen Zocker verwundern mag, denn der Ruhm früherer PSone-Glanzzeiten ist schon eine Weile verblasst.
Daran wird Crash: Herrscher der Mutanten nichts ändern: Die obligatorische Standard-Handlung (der fiese Neo Cortex will mit skurrilen Methoden die Heimat des Bandicoot-Klans übernehmen) ist ohnehin Nebensache, ansonsten greift das ’Leih Dir ein Monster’-Grundkonzept des Vorgängers. Wieder wuselt Ihr durch die Gegend und trefft regelmäßig größere Viecher, die Ihr übernehmen könnt. Habt Ihr die Kolosse ausgeknockt, bekommt Ihr sie per Knopfdruck unter Kontrolle und setzt ihre Spezialfähigkeiten zur Rätsellösung und für bessere Attacken ein. Das reicht von wuchtigen Schlägen über telekinetische Kräfte bis hin zur Kugelfunktion, mit der Ihr über gewundene Bahnen rollt. Die entscheidende Neuerung diesmal: Crash kann ein Exemplar in der Hosentasche verstauen und bei Bedarf wieder aktivieren. Darauf fußen prompt einige, meist nicht sonderlich tiefgründige Rätsel. Außerdem latscht Ihr nicht mehr durch einzelne lineare Levels, sondern erkundet eine (fast) offene Welt.
Das sorgt für etwas mehr Freiheiten, ist aber der Knackpunkt: Die Entwickler hatten die glorreiche Idee, Euch für die Aufträge ständig hin und her zu schicken. Darum bringt Ihr einige Abschnitte immer und immer wieder hinter Euch, was schnell monoton wird. Außerdem dürft Ihr die Kameraansicht nicht selbst drehen.
Steigt ein zweiter Spieler ins Abenteuer ein, merkt der das erst recht: Egal, ob als Maske Uka-Uka oder erstmals Schwesterchen Coco – der Perspektivenautomatik ist das schnuppe. Wer nicht in der Nähe von Crash bleibt, hat kaum Übersicht.
Während die Heimkonsolenversionen technisch und spielerisch nahe am Vorgänger bleiben, geht die DS-Umsetzung einen Schritt zurück: Titans erinnerte an die gute alte PSone-Zeit, Herrscher der Mutanten orientiert sich in Richtung 16-Bit und schickt Euch durch altbackene Seitwärts-Levels.
Meinung
Ulrich Steppberger meint: Quo vadis, Bandicoot? Seit seinem allerersten Auftritt ist mir der Irrwisch ans Herz gewachsen, aber der jüngste Ausflug lässt mich kalt. Durch das ganze Mutanten-Klimbim bin ich kaum noch mit Crash alleine unterwegs, überhaupt fehlt dem Geschehen etwas der Fokus. Die Idee, verschiedene Fähigkeiten einzusetzen, ist ja okay, aber doch bitte nicht dauernd. Und das penetrante mehrmalige Abmarschieren alter Routen langweilt, da hätte ich lieber auf die freie Welt verzichtet – das ist alles mehr Rück- statt Fortschritt gegenüber dem Vorgänger. Auch die Grafik wirkt zu nüchtern, der Charme der frühen Jahre macht sich nur gelegentlich breit, etwa bei den wunderbar schrulligen (aber wenigen) Zwischensequenzen. Schade, so bleibt nur ein solider Hüpfer übrig, der viel könnte, aber nur wenig richtig macht.
Wertung
durchgehende Spielewelt statt Einzellevels
gekaperte Mutanten können verwahrt werden
erstmals Schwester Coco im Koop spielbar
DS-Fassung mit 3 Minispielen
Leidlich spaßige Hüpferei mit der Beutelratte, deren sinnvolle Neuerungen durch unnötige Macken negiert werden.
Singleplayer61MultiplayerGrafikSound