Wann ist man ein guter Gamer? MeinMMO-Redakteur Benedict Grothaus hat früher selbst im professionellen Bereich gezockt und wagt sich an eine Analyse.
Mitte März hat Riot einige externe Programme für League of Legends verboten, die Spielern dabei geholfen haben, verschiedene Timer im Blick zu haben. Da kam bei uns in der MeinMMO-Redaktion die Frage auf: Muss ein guter Spieler solche Dinge eigentlich auswendig können? Muss er wissen, wann welches Monter im Jungle wieder respawnt?
In einer kleinen Artikel-Reihe wollen wir uns anschauen, was einen guten Gamer eigentlich ausmacht. Cortyn ist der Meinung: ein guter Gamer muss vor allem sich selbst reflektieren und Fehler erkennen können.
Da stimme ich durchaus zu. Allerdings ist ein „guter Gamer“ nicht immer jemand, der gut spielt. Denn hier kommen noch weitere Faktoren dazu, die, wie ich finde, deutlich wichtiger sind.
Autoplay
Übung macht den Meister und das wortwörtlich
Egal ob bei Shootern, in MMORPGs oder MOBAs: Wer viel spielt, wird besser – insofern er Cortyns Ratschlag, seine Fehler zu analysieren, befolgt. Die Verbesserung der Spielstärke liegt daran, dass beim Spielen bestimmte Mechaniken geübt werden.
In den meisten Videospielen wiederholen sich Muster immer wieder, entweder in Form von konkreten Abläufen von Fähigkeiten oder durch eher abstrakte Dinge wie sich wiederholende Bewegungen. Einige Beispiele:
Die „Patterns“ der Bosse in Spielen wie Dark Souls sind oft gleich und man kann sie an bestimmten Hinweisen am Gegner erkennen.
Bosse in MMOs haben ein festes Set an Fähigkeiten, die sie abhängig von verschiedenen Voraussetzungen einsetzen.
Die Klassen in RPGs und MMORPGs haben eigene Fähigkeiten, die in bestimmten Kombinationen und Abläufen besser funktionieren.
In Shootern sind die Hitboxen jeweiliger Gegner immer gleich, die Bewegung zum Zielen bleibt also immer ähnlich.
Wer nun häufig diese Spiele zockt, der lernt diese Muster passiv. Statt ständig darauf achten zu müssen, welche Aktion nun in welcher Situation besser ist, ist ein Muster bereits „ins Blut“ übergegangen. Das Muskelgedächtnis übernimmt. Ihr reagiert quasi instinktiv.
Dass das wirklich funktioniert, hat Kollege Dariusz Müller schon festgestellt. Dariusz ist begeisterter Shooter-Spieler und hat 100 Stunden in einen Aim-Trainer gesteckt, um besser zu werden – mit Erfolg.
Sicher gibt es Wunderkinder, deren Reflexe so gut sind, dass sie sich in Millisekunden auf neue Situationen einstellen können. Für die meisten Spieler gilt aber, dass Wiederholungen dabei helfen, mechanisch besser zu werden.
Wer aufhört, besser zu werden, der hört auf, gut zu sein
Wer aufhört, besser zu werden, der hört auf, gut zu sein – Nach dieser Phrase lege ich einen großen Teil meines Lebens aus, beruflich wie beim Spielen. Wer gut in etwas ist, der hat sich das meist erarbeitet, aber sollte sich nicht auf seinen Errungenschaften ausruhen.
Einmal gelernte Mechaniken könnt ihr wieder vergessen und selbst das Muskelgedächtnis, das ihr sicher alle vom Swipen auf dem Smartphone kennt, könnt ihr wieder verlieren. Wer also lange Zeit nicht zockt oder sich verbessert, wird wieder schlechter.
Wart ihr aber einmal an einem Punkt angekommen seid, der euch vom Gros der Spieler abhebt, habt ihr dennoch einen Vorteil. Denn mit genügend Übung erreicht ihr – wie ihm Fitness-Studio – irgendwann ein höheres Grund-Level als ein „untrainierter“ Gamer. Das zu verlieren, dauert wirklich lange.
Insofern ist es durchaus „fair“, dass jemand mit viel Zeit besser ist als ihr. Schließlich steckt diese Person ihre Zeit darein, aktiv besser zu werden – während ihr etwa eure Skills im Kochen oder den Umgang mit Menschen im echten Leben trainiert.
Sturheit ist der erste Schritt zur Niederlage
Übung ist jedoch nur einer von zwei Teilen, der einen guten Spieler von jemandem abhebt, der auch wirklich gut spielt. Denn mit trainierten Mustern kommt eine große Gefahr hinzu: Ihr werdet vorhersehbar.
Für Boss-Kämpfe in MMORPGs und andere PvE-Aktivitäten ist das nicht relevant. Hier kommt es einzig und allein darauf an, wie gut euer eigener Skill ist. In kompetitiven Umgebungen wie PvP-Shootern und MOBAs sieht das aber anders aus.
Denn ihr müsst immer berücksichtigen, dass euer Gegenüber ebenfalls geübt sein kann, im Zweifel sogar mehr Zeit hatte als ihr. Wichtig ist deswegen, flexibel zu sein. Tut Dinge, die nicht vorhersehbar sind oder erkennt Situationen, auf die ihr geübte Manöver anwenden könnt.
Mit genügend Wissen über ein Spiel kommt ihr so zu Situationen, die im extremsten Fall für alle Parteien neu sind. Erst hier wird dann wirklich wichtig, wer schneller reagieren kann. Aber wenn ihr an diesem Punkt angekommen seid, könnt ihr euch schon locker zum oberen Zehntel der Gamer zählen.
Übung und Flexibilität sind allerdings nicht die einzigen Dinge, die ihr trainieren könnt, um besser zu werden. Es geht durchaus einfacher, noch ein wenig mehr aus eurem Gameplay herauszuholen, etwa mit der richtigen Hardware. Denn neben Skill kann es durchaus einen Unterschied machen, welchen Monitor ihr nutzt: Streamer shroud testet: Macht Euch ein 144Hz-Monitor zum besseren Shooter-Spieler?
Der Beitrag Wer mehr Zeit zum Zocken hat, ist der bessere Gamer, aber ist das eigentlich fair? erschien zuerst auf Mein-MMO.de.