Das Gaming der letzten 10 Jahre ist vor allem durch das Genre des „Battle Royale“ geprägt. Spiele wie H1Z1, PUBG, Apex Legends, Fortnite oder Call of Duty: Warzone haben Millionen Spieler begeistert und Milliarden US-Dollar verdient. Und das hängt alles an einem Mann, der 2013 in keiner guten Verfassung war.
Um welchen Iren geht es? 2013 war der Ire Brendan Greene ziemlich am Ende. Der Mann war 37, frisch geschieden und so gut wie mittellos – außerdem hing er in Brasilien fest und hatte nicht genug Geld, um wieder nach Hause zu kommen.
Greene war Anfang seiner 30er nach Brasilien gezogen und wollte sich dort mit seiner Frau ein Leben aufbauen. Aber alles lief schief, die Ehe scheiterte. Greene schlug sich als Hochzeitsfotograf durch und designete nebenbei Webseiten. Er verdiente etwa 300 $ im Monat, wie eine Wirtschaftsseite 2019 berichtete (via cnbc).
Sein einziges Ziel damals war es, irgendwie zurück in die Heimat Irland zu kommen. Aber das Geld für das Flugticket fehlte. Er hing in seinem Schlafzimmer fest, arbeitete ein bisschen und zockte Videospiele, weil ihm das Geld für anderes fehlte, dabei war er eigentlich kein großer Gamer.
Autoplay
Ein japanischer Film inspirierte ihn einen Modus für Shooter zu erfinden
Wie fand er zum Gaming: Weil er nebenbei Webseiten designte, wusste Greene etwas übers Programmieren und er hatte als Kind und Jugendlicher ein wenig gezockt, mal Black Hawk Down auf der PlayStation 2, aber er war eigentlich kein richtiger Gamer.
Trotzdem stieg er jetzt in Brasilien in die Welt der „Mods“ ein. Das sind Modifikationen für Videospiele, die von den Spielern selbst gemacht werden.
Der japanische Film „Battle Royale“ (2000) gefiel ihm: In der Parodie auf das unerbittliche japanische Schulsystem werden Teenager auf eine Insel verschleppt, man gibt ihnen eine zufällige Waffe oder einen Gegenstand in die Hand, eine Bratpfanne oder eine Maschinenpistole, und lässt sie in der Wildnis bis zum Tod gegeneinander kämpfen.
Also setzte Greene genau diese Idee für einen solchen Battle-Royale-Modus für bestehende Videospiele um, für Arma 2 und 3. Er sagte, die Idee gefiel ihm, weil es nicht linear war und in einer Welt spielt, in der man scheitern werde.
Im Dezember 2014 war Brendan “PlayerUnknwon” Greene schon so eine große Nummer, dass er ein AMA auf reddit macht:
Ein Videospiel-Entwickler von Sony entdeckt ihn
Das war sein erster Erfolg: 2014 hatte Greene genug Geld verdient, um zurück nach Irland zu fliegen, wo er wieder bei seinen Eltern unterkam und von Zuwendungen des Staates, von Sozialhilfe, lebte.
Seine Eltern fanden es nicht so berauschend, dass ihr Sohn mit Ende 30 jetzt sagte, er wolle kostenlose Gaming-Mods entwickeln.
Die fragten ihn, ob er denn damit Geld verdiene – „Jetzt noch nicht, vielleicht irgendwann später“, war seine Antwort.
John Smedley sollte zu einer wichtigen Figur im Leben von Greene werden.
Doch nun betrat eine wichtige Person sein Leben: John Smedley, ein Videospiel-Entwickler, arbeitete für Sony Online Entertainment an H1Z1, einem Zombie-Survival-Spiel, das nicht so richtig vorankommen wollte.
Doch Smedley mit dem richtigen Riecher für Trends bot Greene nun an, ob er nicht als Berater bei ihm einsteigen wolle. Von da an entwickelte sich das Leben von Greene wie ein Traum.
3 Jahren nach Brasilien, bekommt ein Ire sein eigenes Spiel
So ging es weiter: H1Z1 kopierte die Idee aus der Mod von Arma 3 und wurde in der Variante „H1Z1: King of the Kill“ ein überraschender Hit.
Obwohl das Spiel rau war und nie richtig ausreifte, faszinierte das Spielkonzept schon viele Spieler. Zu seiner Hochzeit auf Steam, im Juli 2017, erreicht es 150.000 gleichzeitige Spieler.
H1Z1 prägte zudem eine neue Generation von Twitch-Streamern: Spätere Stars wie DrDisrespect oder Ninja hatten hier erste Erfolge.
2016 warb die südkoreanische Firma Bluehole Greene ab und bot ihm an, sein eigenes Spiel zu entwickeln, das sogar nach Greenes Künstlername benannt werden sollte: „PlayerUnkown’s Battlegrounds oder kurz PUBG.
PUBG wurde das dominante PC-Spiel im Jahr 2017. Seinen Höhepunkt erreichte die Manie um PUBG im Januar 2018 auf Steam: Da hatte das Spiel 3,2 Millionen gleichzeitige Spieler. Und auch wenn im Westen der Hype um PUBG nachließ, hat PlayerUnknown’s Battleground auch heute noch in der Spitze 905.000 Spieler auf Steam, vor allem in Asien.
Die Lawine „Battle Royale“ rollt ab 2017 unerbittlich
So übernahm seine Idee das Genre: 2017 war die Lawine „Battle Royale“ durch PUBG so groß geworden, dass es Greene nicht mehr brauchte, damit sie weiterrollte.
PUBG war mit der Unreal Engine für den PC entwickelt worden, daher hatte der Engine-Entwickler Epic Games schon immer ein Auge auf das Spiel.
Als sich deren als Sommerhit geplantes Zombie-Survival-Game, Fortnite, im Spätsommer 2017 als Flop entpuppte, dem schnell die Puste ausgegangen, ließ Epic Games die Entwickler hinter Unreal Tournament rasch eine neue Variante von Fortnite aufsetzten, die stark an PUBG erinnerte.
Mit Fortnite Battle Royale war ein Megaseller entstanden, der Twitch, den PC und die Konsolen PS4 und Xbox One eroberte. Später kam das Spiel auf Mobile.
Die Anleihen von Fortnite an PUBG waren so groß, dass Bluehole sogar Klage einreichte, aber nichts erreichen konnte.
Nach dem Megaseller Fortnite stiegen letztlich auch die großen Firmen wie EA (Apex Legends) oder Activision Blizzard (Call of Duty: Warzone) in das Business ein und konnten einige Erfolge verbuchen. So groß wie Fortnite von Ende 2017 bis Mitte 2019 wurde aber kein Spiel mehr.
Der Erfolg von Fortnite gipfelte sogar in einer großen Weltmeisterschaft als Live-Event, bei der um viele Millionen US-Dollars gespielt wurde.
Warum löste Fortnite das Original PUBG in der Popularität ab? Fortnite hatte 4 große Vorteile:
Fortnite hatte durch das Bau-Elemente ein kreatives Element, das in Kombination mit der funktionierenden Battle-Royale-Mechanik extrem gut ankam
Fortnite erschien für die Konsolen und war Free2Play.
Durch den Comic-Look, bei dem zwar alle rumballern, aber niemand wirklich zu Schaden kommt, war es für Kinder und Jugendliche offenbar attraktiver als die bisherigen Military-Shooter
Epic Games war als Firma hinter dem Spiel ein schlafender Riese, die nun ihre gewaltigen Ressourcen auf Fortnite schoben, das Spiel mit irrsinnigem Tempo erweiterten und ausbauten. Bluehole, die vor PUBG nur für ein mäßig erfolgreiches MMORPG bekannt waren, konnten nicht mithalten
Der Graph stellt das weltweite Interesse an populären Battle-Royale-Shootern dar. Auch wenn PUBG zu seiner Glanzzeit viel relevanten war als Apex Legends und Call of Duty: Warzone später, verblasst das Original gegen das Phänomen Fortnite:
Vom Sozialhilfe-Empfänger zum Star-Entwickler
So sah Greene später seinen Erfolg: 2019 interviewte CNBC Greene damals und fragte ihn, wie er sich jetzt fühle, dass er nur wenige Jahre, nachdem er in Irland von der Sozialhilfe gelebt hatte, jetzt so ein Star ist. Er sagte:
Ich bin jetzt schon zwei-, dreimal um die Welt gereist, nur um Fans zu treffen und zu Conventions [und] Events zu gehen. Ich liebe es.
Es gäbe zwar viele Gerüchte um ihn, dass er auf der Yacht sei und Champagne schlürfe, aber die meiste Zeit arbeite er von morgens 9 bis nachmittags 17 Uhr und habe ein ganz normales Leben. Aber das schöne sei, dass er jetzt für seine Familie und seine Tochter sorgen könne und sich um viele Dinge keine Gedanken mehr machen müsse:
Ich bin erstaunt, wie groß ein Spielmodus ist, den ich vor vielen Jahren mitentwickelt habe, und aus dem sich ein ganzes Genre von Spielen entwickelt hat.
Ob Brendan Greene 12 Jahre, nachdem er das Gaming verändert hat, noch mal eine geniale Idee hat, die das Gaming der Zukunft prägen wird, ist im Moment noch offen. Aber er wird es probieren: Schöpfer von PUBG macht neues Spiel, ist sich sicher, dass viele es hassen werden – Aber es hilft einem riesigen MMO
Der Beitrag Ein Ire hängt in Brasilien fest, hat seine Ehe vermasselt und kaum noch Geld, verändert das Gaming für immer erschien zuerst auf Mein-MMO.de.