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Damit hat außer den Verantwortlichen bei Electronic Arts wohl niemand gerechnet: Dead Space erscheint am 6. November ungeschnitten und lokalisiert in Deutschland. Somit kommen volljährige Horror-Fans in den Genuss eines effektvollen und dramaturgisch dichten Splatter-Abenteuers, das sich bei zahlreichen Genre-Vorbildern bedient. Denn neu ist in Dead Space streng genommen nichts, außer der deutlichen Ansage: ”Zerteile deine Feinde!” Doch ein gelungener Mix aus bewährten Spiel- und Designelementen war noch immer besser als schlecht umgesetzte eigene Ideen.
Nach einer gescheiterten Routinemission findet sich der Ingenieur Isaac Clarke auf der von bizarren Monstern überlaufenen USG Ishimura wieder. Das Minenraumschiff knackt in ferner Zukunft ganze Planeten und erbeutet rar gewordene Rohstoffe. Gleich nach dem Absturz seines Shuttles wird Isaac von den übrigen Besatzungsmitgliedern getrennt und steht nur via Funk in Kontakt. Auf diesem Weg erhaltet Ihr Aufträge und neue Fragmente der spannend erzählten Geschichte. Gefundene Audio- und Text-Nachrichten liefern wie im Unterwasser-Ego-Abenteuer BioShock Details über die Ursprünge der mutierten Nekromorph, die an Bord der Ishimura ihr blutiges Unwesen treiben. Im Verlauf der zwölf Kapitel begreift Isaac, weshalb überall in den zahlreichen Gängen und Räumen verstümmelte Körper der Besatzungsmitglieder liegen und woher die bizarren Nekromorph kommen.
Bis dahin erledigt Ihr die Aufträge Eures Teams. Repariert dieses oder setzt jenes in Gang und organisiert unterdessen Euer Inventar. Letzteres ist wie in Resident Evil 4 begrenzt, lässt sich aber an diversen Terminals erweitern. Das nötige Kleingeld findet Ihr häufig neben Munition in Kisten oder Ihr klaubt es von besiegten Gegnern auf. Warum aggressive Gruselmonster jedoch oft Kohle dabei haben und wo sie es verstauen, fragen wir besser nicht…
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Was nicht ins Inventar passt, deponiert Ihr im Laden und greift von anderen Terminals darauf zu. Bereits nach einem Drittel des Spiels verfügt Ihr über alle Waffen – vorausgesetzt, Ihr findet die entsprechenden Baupläne und könnt Euch die Ausrüstung leisten. Als Ingenieur darf Isaac an speziellen Werkbänken Parameter seiner Mordwerkzeuge optimieren. Überlegt genau, was Ihr wollt: Mehr Durchschlagskraft, größere Magazine oder lieber die stärkere Rüstung? Ihr bestimmt, ob Ihr wenig modifiziert und das Geld in Munition sowie Lebensenergie steckt oder ob Ihr die teuren ’Nodes’ zum Aufrüsten sammelt und kauft. Im ersten Durchgang ist es nicht zu schaffen, alle Gerätschaften voll aufzuleveln. Das erhöht den Wiederspielwert, den die Entwickler aber durch eine fragwürdige Entscheidung torpedieren: Nach erfolgreichem Durchspielen lässt sich unsinnigerweise der Schwierigkeitsgrad nicht erhöhen. Es ist zwar legitim, auf ’Leicht’ oder ’Normal’ anzufangen, aber mit einem aufgemotzten Helden wollen wir knackigere Herausforderungen meistern!
Des Weiteren sorgten die häufigen Schockeffekte für hitzige Debatten in der Redaktion. Sind sie vorhersehbar oder perfekt platziert? Fakt ist: Es gibt viele, manche lassen sich erahnen, wenige nerven. Gerade gegen Ende des Spiels erinnern ein paar Situationen an Doom 3: Überschreitet Ihr einen bestimmten Punkt, geht der Quarantäne-Alarm los, alle Türen schließen sich und Nekromorph greifen an. Sind alle tot, öffnen sich die Türen wieder. Das zieht das Spiel in die Länge und will nicht zum stimmungsvollen Rest passen. Technisch ist Dead Space bis auf wenige Pixel-Schatten dagegen in Höchstform: Ob die Steinschmelze im Hochofen, elektrischer Funkenflug im All oder spärliche Notbeleuchtung – zahlreiche Lichtquellen sorgen in der düsteren und farbarmen Umgebung für Akzente. Noch schöner: Spaziergänge im Vakuum!
Die Nekromorph wecken Assoziationen zu John Carpenters ”Das Ding aus einer anderen Welt”. Mit der Zeit gesellen sich weitere Abarten dazu, die unterschiedliche Strategien erfordern. Es gibt Gegnertypen, die Ihr am besten mit einem gezielten Schuss auf eine Geschwulst am Arm tötet – die folgende Detonation zerfetzt alle umstehenden Kreaturen. Andere wuseln flink an Wänden entlang oder rasen auf Euch zu. Dann verlangsamt Ihr sie mit der Stasis-Energie, mit der Ihr sonst Maschinen bremst. Sollte Euch in späteren Phasen des Spiels die Munition ausgehen, schleudert Ihr Leichenteile, Gasflaschen oder Kisten; notfalls wehrt Ihr Euch mit wuchtigen Faustschlägen und Fußstampfern.
Im nervenzerreißenden Metzgeralltag sind gelegentliche Knobeleien willkommen, die Ihr unter Zeitdruck im Vakuum oder in der Schwerelosigkeit löst. Die Orientierung im 3D-Raum erfordert dabei Eingewöhnung, die famose Steuerung macht sie Euch aber leicht.
Meinung
Michael Herde meint: Meine Mutter hatte Recht: Teilen macht Freude. Da kann Olli noch so viel über das Leveldesign klagen, Dead Space ist der feuchte Traum aller Gore-Fans. Dass ich mehrmals bekannte Orte durchquere, macht mir nichts aus. Wenn ich unter höchster Anspannung durch die blutverschmierten Gänge der USG Ishimura schleiche, Isaacs schwerer Atem von seinen Schmerzen berichtet und im Hintergrund ein leises Stimmchen ”Twinkle, Twinkle, Little Star” trällert, werde ich unruhig. Und wenn Monster brüllend auf mich zustürmen, kommt Panik auf. Sobald sich aber Sägeblätter kreischend durch die Gebeine der Bestien fressen, bin ich glücklich. Eingestreute Knobelpassagen sorgen für die nötige Abwechslung. Lediglich gegen Ende fallen lustlos platzierte Gegnerhorden störend auf. Der effektvolle Schluss entschädigt dafür.
Oliver Schultes meint: Ich teile auch gern, aber nicht Michaels Meinung. Dead Space hat tolle Momente: Die besten sind jedoch die leisen, in denen keine Monsterhorden über Euch herfallen. Dann saugt Euch die unheimliche Atmosphäre an Bord der Ishimura gnadenlos ein und spuckt Euch als Nervenbündel wieder aus. Wenn Ihr umgeben von tieffrequentem Antriebs-Brummeln und irren Geisterstimmen durch einen Gang marschiert, nicht weit entfernt das klingelnde Geräusch eines zu Boden fallenden Schraubenschlüssels die Stille zerreißt und plötzlich das Licht ausgeht, dann hüpft nicht nur das Herz in Eurer Brust. Leider übertreiben es die Entwickler mit den – zugegebenermaßen vielgestaltigen – Monstern: Zu oft kriechen zu viele aus ihren Löchern und ein blindes Gemetzel folgt. Die Bossgegner ändern an der Vorhersehbarkeit des Spiels nicht viel.
Wertung
erscheint in Deutschland ungeschnitten
unterstützt Trophys (PS3)
neue Rüstungen per Download erhältlich
PS3 vs. 360: Auf der Sony-Konsole sieht ”Dead Space” etwas besser aus
Brutaler Splatter-Schocker mit dichter Atmosphäre und prima Steuerung, aber kleinen Schwächen im Spielaufbau.
Singleplayer85MultiplayerGrafikSound