Seite 1
Der eigentliche Serienheld Karl Fairburne ist gerade in Frankreich mit der ”Operation Kraken” beschäftigt (Sniper Elite 5). Im Spin-off Resistance darf daher nun sein Kollege Harry Hawker das Scharfschützengewehr übernehmen. Harry ist kein völlig Unbekannter. Bereits seit Sniper Elite 3 begleitet er Karl auf Koop-Missionen und ist seitdem auch als Multiplayer-Charakter verfügbar – abseits der Comics blieb er jedoch immer eine blasse Randfigur. So viel sei verraten: Blass bleibt er auch nach Abschluss der acht Kampagnen-Aufträge.
Um den D-Day nicht zu gefährden, müsst Ihr als Harry das geheime Projekt ”Kleine Blume” der Nazis ausfindig machen und zerstören. Dafür schleicht Ihr wie gewohnt über offene Hub-Karten mit diversen Nebenzielen, die Ihr ebenso in fast exakter Form schon in früheren Teilen absolviert habt. Auch die Schauplätze wirken an vielen Stellen wie aus einem Baukasten des Vorgängers zusammengeklöppelt, aber im Gegensatz zu Karls Frankreichreise fehlt es hier an Highlights, die Euch in Erinnerung bleiben. Dass eine Karte sogar in abgewandelter Form zweitverwertet wird, enttäuscht umso mehr.
Die einzige relevante Neuheit sind die Propaganda-Aufträge, die Ihr durch gefundene Poster freischaltet. Dabei handelt es sich im Grunde um drei Time-Attack-Modi. Meist müsst Ihr entweder wie Agent 47 von einer Sniper-Position einen Schauplatz aus der Ferne säubern oder unbemerkt Gegner von hinten ausschalten, um Bonuszeit zu generieren. Wer am Ende massig Zeit übrig hat, erhöht seinen High Score weiter.
Auch wenn Harrys Frankreichtrip eher wie eine müde Erweiterung ohne kreative Einfälle daherkommt, so sind immerhin alle gewohnten Koop- und PvP-Modi an Bord, die das Paket gehörig aufwerten. Durch ”Invasionen” können feindliche Spieler in der Kampagne auf Euch Jagd machen. Alternativ schließt Ihr Euch mit einem Freund zusammen, um die Missionen gemeinsam zu bewältigen. Auch Horden-Modi und Deatchmatch-Gefechte sind an Bord. Unser Favorit ist die Team-Deathmatch-Variante ”Kein Überqueren”: Hier hindert Euch eine Barriere am Passieren eines Gebiets. Daher liefert Ihr Euch ausschließlich an zwei Fronten spannende Scharfschützen-Gefechte, die den interessanten Serienkern seit jeher ausmachen.
Meinung
Steffen Heller meint: Ich verzeihe der Serie, dass sie sich seit 20 Jahren nur in Minischritten weiterentwickelt, denn der Kern ist weiterhin unterhaltsam. Doch bei diesem Spin-off spüre ich zu heftig, dass man mit wenig Aufwand möglichst viel Geld herausholen wollte. Speziell stören mich das uninspirierte Missionsdesign und die zum Vorgänger sehr ähnlichen Umgebungen und Levelbauteile. Einfach jedes Element wirkt so, als hätte ich es im vorherigen Teil schon mal besser gesehen. Die freischaltbaren Propaganda-Missionen sind zwar eine nette Ergänzung, aber auch hier gibt es keine kreativen Ideen, die etwas mehr Würze ins Spiel bringen. Selbst die viel kritisierten Sniper-Herausforderungen des ”Hitman” boten vor Jahren schon mehr Einfallsreichtum, obwohl dessen Stärke eigentlich das Schleichen ist. Ob Ihr Harrys Einsätze trotzdem mögen werdet, wird daher allein durch die Frage entschieden, ob Ihr die Zeit mit Sniper Elite 5 genossen habt und Euch einfach mehr Zusatzinhalte gewünscht hättet.
Wertung
neuer Held im alten Gewand
Schwierigkeitsgrade anpassbar
”Führer”-Mission als DLC erhältlich
Season Pass: 3 weitere Kampagnen-Missionen geplant
”Resistance” ist wie ein hochpreisiges Add-on, das wir nur Spielern ohne Ermüdungserscheinungen uneingeschränkt empfehlen können.
Singleplayer72MultiplayerGrafikSound
