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Als Tales of Graces 2009 auf der Wii erschien, waren Nintendo und seine Partner im maximalen Casual-Modus – und Rollenspiele japanischer Machart kaum gefragt. Dementsprechend blieb der zwölfte Teil der Tales-Hauptreihe zuerst fernöstlichen Spielern vorbehalten. Erst gute drei Jahre später schaffte es die grafisch aufgemotzte und inhaltlich stark erweiterte PS3-Portierung in den Westen, darauf basiert jetzt auch dieses Remaster.
In den ersten paar Stunden lernt Ihr Hauptfigur Asbel und andere Charaktere in deren Kindheit kennen. Nach ein paar dramatischen Wendungen springt die Geschichte einige Jahre voran und wir begleiten einen nun älteren und weiseren Asbel durch das eigentliche Abenteuer, das mit einem ausgedehnten Epilog abgeschlossen wird, der erst für die PS3-Portierung ergänzt wurde.
Tatsächlich ist das Alter von Tales of Graces f”heute eine der Stärken des Titels. Anstatt Euch endlose Welten durchkämmen zu lassen, in denen Ihr vor lauter Subquests irgendwann nicht mehr wisst, wo Euch der Kopf steht, lockt das Abenteuer mit festen Kamerawinkeln, einer weitgehend linearen Struktur und einem klaren Fokus auf Handlung und Figuren. Die Grafik ist dank ansprechendem Art- und tollem Charakterdesign immer noch ansehnlich und läuft auf den leistungsstärkeren Systemen in knackig-hoher Auflösung mit sauberen 60 Bildern pro Sekunde. Nur die Switch-Gemeinde muss sich wieder mit weniger begnügen – das ist vor allem insofern schade, da es selbst die alte Wii-Fassung im Kampf auf flüssige 60 fps brachte.
Und gerade die Kämpfe sind das spielerische Highlight: Asbel und Co. bewegen sich schnell, haben massig Spezialangriffe im Repertoire und steuern sich Tales-typisch fast wie in einem Actionspiel. Dabei kontrolliert Ihr eine Figur direkt und gebt den selbstständig agierenden Mitstreitern wenn nötig Anweisungen. Ebenso können aber auch andere Spieler einen Controller in die Hand nehmen und in die Kämpfe eingreifen. Dazu kommen neue Komfortangebote wie eine Autosave-Funktion oder die Möglichkeit, Monsterkämpfe ganz zu deaktivieren, wenn Ihr ein Areal erst einmal in Ruhe durchforsten wollt. Auch der Großteil der DLC-Inhalte des Originals sind mit an Bord – was Bandai Namco jedoch nicht daran hindert, Levelaufstiege und Ähnliches gegen Geld anzubieten. Nötig habt Ihr solchen Unfug dank sauber ausbalancierter Schwierigkeit aber zum Glück nicht.
Meinung
Thomas Nickel meint: Die Heldentruppe von Tales of Graces ist eine der sympathischsten der langen Tales-Historie – alleine dieser Faktor macht das Remaster für Freunde charmanter Protagonisten also schon interessant. Aber auch sonst gefällt die Neuauflage: Entwickler TOSE hat hier auf PlayStation und Xbox eine saubere Portierung hingelegt, das starke Artdesign des Originals tut ein Übriges. Umso bedauerlicher, dass die Switch-Version in Sachen Bildrate Federn lassen musste – die Nintendo-Hardware sollte dieses Abenteuer eigentlich stemmen können. Von diesem Schnitzer abgesehen ist Tales of Graces f nach wie vor ein gelungenes Konsolen-Rollenspiel der alten Schule. Genau das Richtige für alle, die offener Welten und den Heldenbaukästen überdrüssig sind und einfach mal wieder ein spannendes RPG mit interessanten Protagonisten erleben wollen.
Wertung
7 spielbare Figuren
neue Komfortfunktionen
viel DLC des Originals ist mit an Bord
Weitgehend gelungenes Remaster eines sympathischen RPGs klassischer Machart, das vor allem von den Charakteren und einem tollen Kampfsystem lebt.
Singleplayer80MultiplayerGrafikSound