Civilization VII – im Test (PS5)

Seite 1

Spiel:Civilization VIIPublisher:2K GamesDeveloper:Firaxis GamesGenre:StrategieGetestet für:PS5Erhältlich für:PS4, PS5, Switch, XSXUSK:12Erschienen in:3 / 2025

Manchmal braucht es radikale Veränderungen, damit sich eine langjährige Spielereihe wieder erfrischend anders anfühlt. Genau diese nimmt Firaxis Games mit Civilization VII vor. Das beginnt schon mit der Tatsache, dass Ihr Euch zu Spielbeginn unabhängig für einen Anführer sowie eine Zivilisation entscheidet, die jeweils eigene Fähigkeiten und Spielstile mit sich bringen. Was zunächst ziemlich befremdlich klingt, sorgt für interessante Kombinationsmöglichkeiten: Wir starteten mit der amerikanischen, auf Diplomatie und Militarismus spezialisierten Afroamerikanerin Harriet Tubman, die die Ägypter anführte. Letztere wiederum sind kulturell und wirtschaftlich besonders stark und können unter anderem mächtige Tjati-Architekt-Einheiten ausbilden. Doch damit nicht genug der einschneidenden Änderungen an der nunmehr über 33 Jahren alten Civ-Formel. Denn während Euch der Anführer über die gesamte Partie erhalten bleibt, müsst Ihr die Wahl der Zivilisation zweimal im Spielverlauf neu treffen – einmal beim Wechsel von der Antike ins Zeitalter der Erkundung und einmal, wenn die Epoche der Moderne anbricht. Firaxis ließ sich in diesem Punkt eindeutig von Konkurrent Humankind inspirieren, schränkt die Flexibilität allerdings etwas ein. So kann man Mexiko im Zeitalter der Moderne etwa nur freischalten, wenn man in der vorherigen Ära mit Spanien, den Inka oder den Shawnee gespielt hat.

Für interessante neue Dynamiken im Spielverlauf sorgen zudem die Zeitalter selbst, die mit jeweils eigenen Spielmechaniken, Ausrichtungsbäumen, Ressourcen, Einheiten und Technologien aufwarten. In der Antike etwa liegt der Fokus zunächst auf der Gründung von Siedlungen und dem Knüpfen von ersten Kontakten mit anderen Völkern. Im ”Zeitalter der Entdeckungen” angekommen, überquert Ihr erstmals die Weltmeere mit imposanten Segelschiffen, baut interkontinentale Rohstoff-Handelsrouten auf und setzt Euch intensiv mit der Religionsmechanik auseinander. In der Moderne wiederum sind ­Ideologien wie Demokratie, Kommunismus oder Faschismus das beherrschende Thema – und in der Regel auch Auslöser für große Kriege, die nun mit Flugzeugträgern, Panzern und dergleichen ausgefochten werden.

Zentrale Voraussetzung, um eine Epoche als Erster zu beenden und damit den für alle Fraktionen geltenden Zeitalterwechsel einzuleiten, ist das Abhaken aller vorgegebenen Meilensteine in einer von vier Kategorien (Wirtschaft, Militär, Kultur, Wissenschaft). Das dahinter steckende Questsystem ist leicht verständlich und geht mit gestaffelten Belohnungen einher, die Euch im nächsten Zeitalter dann in Form von diversen Boni zur Verfügung stehen.

Seite 2

Ebenfalls neu sind Krisen, die jeweils gegen Ende einer Ära hereinbrechen und für zusätzliche Spannungsspitzen sorgen. In der Antike kann es zum Beispiel zu einer Kombination aus Überbevölkerung und Nahrungsmangel kommen. Oder aber die Pest breitet sich aus, dezimiert mühsam aufgebaute Armeen und macht eine von langer Hand geplante Invasion aufmüpfiger Nachbarstaaten in Rekordzeit zunichte. Weiteres Problem: Wer nun nur zaghaft Gegenmaßnahmen ergreift, verstärkt Kriseneffekte teilweise sogar. Erfolgreiches Bewältigen der Krise kann hingegen zum Einläuten eines sogenannten ”Goldenen Zeitalters” führen, das mächtige Zusatzboni freischaltet.

Neben Krisen müsst Ihr Euch außerdem mit allerlei Naturkatastrophen herumschlagen, die in der Regel zufällig ausbrechen. Das Spektrum reicht dabei von Vulkanausbrüchen über Fluten bis hin zu Stürmen und wird optisch durch nette Ingame-Zwischensequenzen inszeniert. Aber auch sonst ist Civilization VII grafisch sehr hübsch: Wer genau hinsieht, kann beispielsweise alle in einer Stadt errichteten Gebäude tatsächlich auf der herangezoomten Weltkarte erkennen. Dazu gibt es schicke Einheitenanimationen, schöne Wassereffekte und einen insgesamt realistischeren Look als beim Vorgänger.

Zugegeben, die Zeitalterwechsel werden nicht jedem gefallen und auch in Zukunft noch für viele Diskussionen sorgen. Nach einigen Partien hatten wir uns jedoch daran gewöhnt und lernten die neuen, damit einhergehenden taktischen Möglichkeiten zu schätzen. Hinzu kommt, dass jeder Zeitalterwechsel bestehende Kriege und Konflikte unterbricht, Allianzen zurücksetzt, veraltete Einheiten an die neue Ära anpasst und so auch stark ins Hintertreffen geratenen Fraktionen die ­Option eröffnet, sich doch noch einmal aufzurappeln. Punkt drei: Durch die Aufteilung der Kam­pagne in drei Epochen müsst Ihr eine Partie nicht mehr zwingend in der Antike beginnen, sondern könnt zum Beispiel direkt in der Moderne durchstarten. Stichwort ”Moderne”: Die reicht nur noch bis in die 1960er. Zwar könnt Ihr auch hier nach wie vor eine ­Rakete ins Weltall schicken, gegnerische Städte mit Atomwaffen bombardieren und etwa einen Militärsieg durch den Bau der ersten Wasserstoffbombe erringen – die Gegenwart und Zukunft sind jedoch nicht mehr Teil des Pakets. Wer gehofft hatte, in Civilization VII gigantische Hightech-Raumschiffe mit Hunderten Menschen im Orbit zu konstruieren, um sie dann eines Tages in Richtung ­Alpha Centauri zu entsenden, muss auf ­kommende Erweiterungen warten. Nicht minder enttäuschend: Eine Partie kann nach einem Vermächtnis-Sieg nicht im freien Spiel fortgesetzt werden. Ein Multiplayer-Modus ist dafür erneut an Bord und erlaubt plattformübergreifende Matches mit insgesamt acht Teilnehmern.

Meinung

Sönke Siemens meint: Mutig, mutig, was Firaxis hier abliefert! Doch der Mix aus flexibleren Fraktionsoptionen zum Start, weitreichenden Zivilisationswechseln, Epochen-exklusiven Mechaniken und über Bord geworfenen Altlasten macht sich in vielerlei Hinsicht bezahlt, sorgt für reichlich Dynamik und Abwechslung und ein frisches Civ-Erlebnis. Schön, dass die Zugberechnung so flott klappt und sowohl Cross-Play als auch Cross-Progression umgesetzt wurden. Als Serienfan musste ich trotzdem in vielen Punkten den Kopf schütteln: Warum etwa geizt man überall mit Tool-Tipps oder so simplen Dingen wie einer Einheitenliste? Weshalb gab man sich bei der deutschen Übersetzung und der Inszenierung der Multiple-Choice-Ereignisse so wenig Mühe? Und warum ist im Endgame bereits in den 1960ern Schluss? Vor allem letztgenannter Punkt stört gewaltig, zumal schon jetzt klar ist, dass erst kommende Bezahl-DLCs genau diese Lücken füllen werden.

Wertung

30 Zivilisationen
24 Anführer
viele Inhalte (Zivilisationen, Naturwunder, Anführer) nur für Käufer der Deluxe- und Gründer-Edition

Motivierende 4X-Strategie, deren Neuerungen einerseits für frischen Wind sorgen, andererseits aber auch eingefleischte Fans vor den Kopf stoßen.

Singleplayer81MultiplayerGrafikSound

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *