Tomb Raider: Underworld – im Klassik-Test (Wii)

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Spiel:Tomb Raider: UnderworldPublisher:EidosDeveloper:Crystal DynamicsGenre:Action-AdventureGetestet für:WiiErhältlich für:360, PS2, PS3, WiiUSK:12Erschienen in:1 / 2009

Lara Croft ist eine Ikone und kann sich deshalb Verspätungen leisten: Eigentlich wollte der virtuelle Superstar schon Ende letzten Jahres die Suche nach der verschollenen Mutter fortsetzen, aber was bedeuten schon zwölf Monate früher oder später? Jetzt zieht es uns zusammen mit der Forscherin in die Underworld, in der frische Abenteuer warten und alle offenen Fragen geklärt werden – anders als der Vorgänger Legend trumpft das aktuelle Tomb Raider mit einem vernünftigen Ende auf.

Doch das ist lange nicht alles an Vorzügen: Entwickler Crystal Dynamics hat aus den Legend-Macken gelernt und die positiven Errungenschaften des Anniversary-Remakes berücksich­tigt. Das mag am Anfang schwer zu glauben sein, da Euch das Spiel erst durch eine der früher ungeliebten Tauchpassagen scheucht – doch auch die hat sich spürbar verbessert, nicht zuletzt weil Euch der Sauerstoff nicht mehr ausgehen kann. Habt Ihr erst einmal mehr oder weniger trockenen Boden unter den Füßen, dreht Tomb Raider: Underworld auf: Der Schwerpunkt liegt noch mehr als früher auf anspruchsvollen Klettereinlagen, die Lara flexibler angeht als je zuvor. Natürlich ergreift sie Felsvorsprünge, erklimmt Säulen und schwingt an Stangen wie bisher. Zudem beherrscht sie nun Freeclimbing wie Assassin’s Creed-Held Altaïr und greift an geeigneten Stellen nach kleinen Steinbrocken oder Ähnlichem, um geschmeidig Vertikalen zu überbrücken. An den neuen Fähigkeiten berauscht sich sogar die Kamera, die der Heldin gerade an engen Stellen gerne auf die Pelle rückt. Darunter leidet die Übersicht, doch dank der manuellen Justierung kommt Ihr immer voran – Sprünge ins Ungewisse sind zum Glück selten.

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Traditionelle Rätsel findet Ihr ­wenige, dafür erweisen sich einige Landschaften als gewaltige Knobelaufgaben: Zwar gibt es eine Sonarkarte und Tipps als abrufbare Hilfsmittel, doch den richtigen Weg zu finden, ist gar nicht so leicht. Da passt es ins Bild, dass keine echten Bosskämpfe anstehen, sondern Bösewichte quasi im ’Vorbeiklettern’ erledigt werden – überraschend, aber in sich stimmig. Geballert wird natürlich trotzdem, ist aber serientypisch weder der Fokus noch die Stärke von Tomb Raider: Die hin und wieder angreifenden Tiere sind eher lästige Bleimagneten, zwei längere Passagen auf einem großen Tanker dagegen dienen als solide Auflockerung der sonstigen Klettereien. Auch Motorradeinlagen wurden nicht vergessen. Diese spielen sich spürbar flotter und interessanter als bei Legend: Und selbst wenn sie nicht gefallen sollten (die Meinungen bei uns sind geteilt), gehen sie zumindest schneller vorbei als letztes Mal. Laras kompletter Einsatz dagegen hat eine ordentliche Länge: Rund zehn Stunden braucht Ihr bis zum Ende, danach bleibt die Suche nach fies versteckten Relikten. Leider nicht mehr dabei sind Wettbewerbe gegen die Uhr, auch freispielbare Gimmicks wurden weitgehend gekappt.

Dass mit Underworld erstmals ein Tomb Raider-Teil auf der aktuellen Hardware-Generation entstand, sieht man sofort: Lara sieht auf PS3 und Xbox 360 realistisch aus wie noch nie, auch die Umgebungen strotzen vor Details und glänzen mit schönen Texturen. Egal, ob der vielfältige Pflanzenwuchs in den Außenbereichen von Thailand und Mexiko oder die zerklüfteten Felsformationen in der Arktis und am Meeresgrund – ­alles wirkt realistisch, originalgetreu modelliert und äußerst ansehnlich. Besonders erfreulich: Die Bildrate bleibt während des Abenteuers ­stabil.

Auf dem Wii macht Underworld einen guten, wenn auch optisch bescheidene­ren Eindruck. Allerdings fallen einige Änderungen auf: Zahlreiche Passagen wurden simpler gestrickt. Die teilweise hinzugekommenen schlichten Gesten-Rätsel ändern an diesem Umstand wenig. Ein weiterer Knackpunkt ist die ­hakeligere Steuerung, bei der wichtige Aufgaben z.B. auf den winzigen ­Minus-Knopf gelegt wurden. Speziell das öfters benötigte Nachjustieren der Kamera durch Knopfdruck und Remote­bewegungen fällt nervig aus.

Meinung

Ulrich Steppberger meint: Das lange Warten auf Laras Rückkehr hat sich gelohnt: Underworld ist ein Traum für Kletterfreunde, denn die weitläufigen Umgebungen stecken voller kniffliger Abschnitte, bei denen Akrobatik im Fokus steht. Dass im Gegenzug nur wenige Rätsel auftauchen und die Ballereinlagen einmal mehr chaotisch ablaufen, nehme ich dafür gerne in Kauf. Lara steuert sich so gut wie in den Vorgängern, wird dafür aber endlich Next-Gen-würdig in Szene gesetzt: Forscherin und Umgebungen se­hen auf PS3 und Xbox 360 toll aus. Dass die aufdringliche Kamera häufig zu nahe dran ist und ohne manuelle Justierung die Übersicht fehlt, ist lästig, aber beim Zocken mit normalen Pads verschmerzbar. Auf dem Wii nerven die umständlichen Kontrollen mehr, weshalb Remote-Forscher (auch wegen der abgespeckten Levels) das Lara-Fieber weniger packt.

Wertung

weitläufige und komplexe Szenarien
Klettern steht im Mittelpunkt
Handlung schließt sinnvoll ab
kurze, aber gute Motorradpassagen

Knifflige Klettereien und viel Forschen mit einer Prise Ballern, verpackt in feiner Optik – Laras Abenteuer ist klasse.

Singleplayer82MultiplayerGrafikSound

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