Ender Magnolia: Bloom in the Mist – im Test (Switch)

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Spiel:Ender Magnolia: Bloom in the MistPublisher:Binary Haze InteractiveDeveloper:AdglobeGenre:Action-RollenspielGetestet für:SwitchErhältlich für:PS4, PS5, Switch, XOne, XSXUSK:16Erschienen in:3 / 2025

Eigentlich hat man das ja schon oft gesehen und gespielt: Ein kleines, fast schon elfenhaft-zerbrechlich wirkendes Mädchen erwacht in einer verfallenen, unwirtlichen Umgebung und erkundet nun eine weitläufige Welt im Metroidvania-Stil, deren Geschichte weniger direkt erzählt, als indirekt angedeutet wird. Melancholische Stimmung und drückende Atmosphäre bestimmen das Bild, während man sich bei Kampf- und Heilmechaniken von den populären ”Souls”-Spielen inspirieren lässt. So war das etwa beim 2021 erschienenen Ender Lilies (88% in M! 08/21) vom japanischen Studio Adglobe – und so ist es jetzt auch bei dessen Nachfolger.

Die kleine, weißhaarige Heldin von Ender Magnolia beginnt ihr Abenteuer ebenso einsam wie schutzlos in einer gigantischen Müllhalde voller zerstörter, langsam zerfallender Homunkuli. Eigentlich sollten diese den Menschen helfen, doch ein seltsamer Nebel lässt die mal überraschend menschlichen, mal eher animalischen und auch mal verstörenden, künstlich geschaffenen Kreaturen den Verstand verlieren, sodass sie sich gegen ihre Schöpfer wenden, die sie daraufhin allesamt entsorgten. Oder entsorgen wollten, denn zahlreiche Homunkuli – mal bei Sinnen, mal nicht – bevölkern nun die Umgebung der großen, befestigten Stadt der Menschen. Und schnell wird auch klar: Die kleine Heldin ist kein einfaches Mädchen, sondern eine ”Stimmerin” – mit ihren Talenten kann sie viele der durchgedrehten Homunkuli wieder zu Verstand bringen. Die helfen ihr im Gegenzug dann nach besten Kräften, denn wirklich wehrhaft ist Eure Figur hier nicht. Ja, sie kann laufen, springen und ­mithilfe von Ausrüstungsgegenständen auch Fähigkeiten wie einen Doppelsprung oder einen nützlichen Dash in der Luft erlernen. Aber wenn es um die direkte Konfrontation geht, da hat die Kleine es schwer.

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Auf Knopfdruck übernehmen also ihre Homunkuli das Kämpfen für sie. Sie schlagen mit Schwert und Axt zu, nehmen Feinde mit Schusswaffen aus sicherer Entfernung aufs Korn, durchbrechen die feindliche Deckung oder helfen mit einer nützlichen Schnellreisefunktion von Speicherpunkt zu Speicherpunkt. Mit gefundenen Gegenständen verstärkt Ihr vorhandene Fähigkeiten oder erlernt neue Aktionen. Rohstoffe investiert Ihr dagegen bei einem freundlichen Händler in der Unterstadt in Ausrüstung und andere Upgrades, die Ihr Eurer Figur für bessere Charakterwerte anlegt. Besiegte Gegner bringen Euch zudem Erfahrungspunkte, die für regelmäßige Stufenanstiege sorgen. Und wer die wunderbar designte Umgebung gründlich durchforstet, findet auch noch weitere optionale Upgrades, die Euch beispielsweise gewisse ­Status-Immunitäten oder eine ­etwas längere Lebensleiste verleihen.

Insbesondere letztere Verbesserung ist sehr willkommen, denn die meisten Gegner hauen ziemlich hart zu, selbst aggressives Kleinvieh kann Euren Lebensbalken schnell empfindlich reduzieren. Da ist es gut, dass Ihr eine begrenzte Menge an Ladungen habt, mit denen Ihr Euch in einem ruhigen Moment regeneriert. Bei den Speicherpunkten füllen die sich wieder komplett auf – besser ist es aber, Ihr lernt die Bewegungsmuster von regulären Feinden und Bossgegnern und arbeitet an Eurem Ausweichtiming. Ebenso wichtig ist allerdings ein gutes Auge für die Umgebung: Die verfallene Welt steckt voller Geheimnisse, Entdeckungen und optionaler Aufgaben. Zum Glück ist die Karte, die automatisch Eure Fortschritte vermerkt, übersichtlich gestaltet und lässt nur wenige Fragen offen.

Oft ambivalent geben sich dagegen die Welt und ihre Bewohner: Nur wer nach Notizen Ausschau hält und mit Menschen und Homunkuli redet, kann sich Stück für Stück zusammenreimen, was hier tatsächlich vor sich geht. Über all dem schwebt der bereits erwähnte Schleier der Melancholie, wie ihn gerade japanische Entwickler meisterhaft beherrschen. Die Musik ist oft ruhig und von wortlos-klagendem Gesang getragen. Trotz aller Schrecken und allen Verfalls ist die Welt von einer herrlich morbiden Schönheit, der man sich nur schwer entziehen kann. Und wer die ähnlich wertschätzt wie die Entwickler von Ender Magnolia, der wird tief in diesem Universum versinken und jeden Moment darin genießen.

Meinung & Wertung

Thomas Nickel meint: Nein, großartig neue Ideen hat Ender Magnolia nicht im Gepäck – aber vertraute Elemente aus Metroidvania-Spielen werden makellos umgesetzt und gekonnt mit ein paar ”Souls”-Versatzstücken kombiniert. Das melancholisch-verfallene Setting und die fantastische Musik sorgen für die richtige Stimmung und fordernde, aber stets gut machbare Bosskämpfe runden das Gesamtpaket gekonnt ab. Ein besonderes Lob muss ich dieses Mal für die Switch-Version aussprechen: Nachdem wir immer wieder von schlecht optimierten Portierungen mit laschen 30 Bildern pro Sekunde enttäuscht wurden, zeigt Entwickler Adglobe den großen Studios jetzt, wie man es richtig macht. Auch auf dem Nintendo-Handheld sieht Ender ­Magnolia nicht nur ­hervorragend aus, es läuft zudem mit wunderbar flüssigen 60 fps – und das trotz verwendeter ­Unreal Engine! Davon können sich ­Bandai Namco, Nippon Ichi, Square Enix und teilweise sogar Nintendo selbst gerne eine Scheibe abschneiden!

Melancholische Action-RPG-­Mischung mit wunderschön-morbider Welt, die auf ganzer Linie überzeugt.

Singleplayer90MultiplayerGrafikSound

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