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In naher Zukunft hat Japan wieder einmal ein Problem: Unheimliche Mächte überfallen das Land und über Tokio erscheint ein gruseliger Turm, von dem aus sich die Invasoren ausbreiten – jetzt kann nur noch die Regierung helfen. Aber nicht die steif-vergreisten Minister der echten Welt, sondern die ”Diet Dolls” – ein Trupp junger Mädchen, die in der Krise dazu bestimmt wurden, die Heimat zu retten. Das funktioniert in der Praxis so: Ein paar der Damen bleiben in der Basis und kümmern sich um Gadgets und Ausrüstung, andere wagen sich in den labyrinthartigen Turm und verprügeln dort unter Führung von Premierministerin Natsuki Kannuki alles, was irgendwie feindlich aussieht. Möglich ist das vor allem durch die hilfreichen, oft aber auch mächtig knappen Digiskins, die dafür sorgen, dass Eure Truppe überhaupt eine Chance gegen die seltsamen Kreaturen im Inneren des Bauwerks hat.
Die bizarre Prämisse und die sehr standbildlastige Aufmachung erinnern an Vita-Kost des letzten Jahrzehnts, und tatsächlich haben wir es mit exakt dieser Art von Spiel zu tun. Ursprünglich erschien Tokyo Clanpool 2017 auf Sonys Handheld, schaffte damals aber nicht den Weg in den Westen. Erst jetzt konnte sich eastasiasoft um eine Switch-Portierung mit englischen Texten kümmern, die bis auf Details weitgehend dem Vorbild entspricht. Nach sehr viel Exposition und noch mehr Tutorials findet Ihr Euch schließlich im Turm wieder, den Ihr nach klassischer Dungeon-Crawler-Manier Schritt für Schritt erkundet. Monster greifen zufällig an und werden rundenbasiert bekämpft, Koop-Attacken sind dabei oft genug der Schlüssel zum Sieg. Dabei wird Eure Truppe aber stets vom Wähler beobachtet und bewertet: Gute Aktionen und Siege über Monster sorgen für Zustimmung, unbedachtes Vorgehen oder Niederlagen kosten dagegen Sympathien. Dieser Wert bestimmt über Eure Einnahmen und kann die Leistung im Kampf steigern, im schlimmsten Fall entzieht Euch das Volk aber das Vertrauen und Ihr müsst Euch vorerst aus dem Dungeon zurückziehen.
Meinung
Thomas Nickel meint: Tokyo Clanpool fühlt sich tatsächlich an wie eine Zeitreise – aber nicht in die nahe postapokalyptische Zukunft. Sondern in die nicht so weit entfernte Vergangenheit, als sich gerade auf der Vita die Anime-Abenteuer mit arg jung aussehenden Protagonistinnen die Klinke in die Hand gaben. Die Touchscreen-Tatschereien wurden zwar gestrichen, aber der albern-anzügliche Tonfall des Gesamtwerks scheint nach wie vor deutlich durch und tut sein Bestes, um von der spielerischen Durchschnittlichkeit abzulenken. Habt Ihr die endlosen Tutorials irgendwann erledigt, erwarten Euch routinierte, unspektakulär präsentierte Dungeon-Touren und Kämpfe gegen Standbild-Monster, die nur gelegentlich von augenzwinkernden Momenten aufgewertet werden. Ist das Euer Ding, dürfte Euch Tokyo Clanpool gut unterhalten. Wollt Ihr aber lieber spielerisch und mechanisch interessante Dungeons erkunden, raten wir zum Evergreen Etrian Odyssey.
Wertung
basiert auf Vita-Spiel von 2017
teilweise geschnitten
simple Präsentation
Nackte Anime-Haut, Standbild-Monster und routiniertes Dungeon-Crawling ohne auffällige Eigenheiten – fast so wie weiland auf der Vita.
Singleplayer60MultiplayerGrafikSound
