Seite 1
Derzeit ist die Renovierung des klassischen Rundenkampf-Systems eine der kniffligsten Design-Herausforderungen für Rollenspiel-Macher. Mit The Last Remnant wagt Square Enix einen originellen Ansatz: Auf der Suche nach seiner entführten Schwester befehligt Held Rush bis zu fünf Gruppen, von denen jede fünf Einheiten enthalten kann. Vor einer Kampfrunde wählt Ihr für jede Truppe ein Angriffsziel und verschiedene Aktionen wie Energie fressende Spezialattacken oder Heilzauber aus – dann fängt eine dynamische Kamera das Scharmützel ein. Je nachdem, welche Befehle Ihr gegeben habt, in welchen Formationen Eure Soldaten stehen und welche Auswahloptionen Euch das halbautomatische Menü zur Verfügung stellt, wendet sich das Kriegsglück. Abgesehen von zufälligen Knopfdruck-Reaktionstests könnt Ihr beim Kämpfen nur zusehen. Erst wenn sich alle Figuren bewegt haben, ploppt das Kommando-Menü wieder auf.
Zwischen den teils unnötig langen Schlachten navigiert Ihr auf Karten zwischen Städten mit prachtvollen Straßenzügen, weitläufigen Landschaften und erschreckend öden Höhlen sowie Burgkulissen. In den Städten kauft Ihr für Rush neue Ausrüstung, handelt mit Monsterteilen und Rohstoffen oder besucht Gilden sowie Bars. In den Gildenhäusern werbt Ihr neue Mitglieder an, wenn Euch die Fünfertruppe um Rushs adligen Kumpel David Nassau nicht genügt; dort holt Ihr auch Belohnungen für Quests à la ’Töte Monster WRZLBRMFT’ ab. Etwas mehr Storyfleisch bieten die Nebenaufträge in den Bars, zu deren Schauplätzen Ihr automatisch teleportiert werdet. Leider konnte Square Enix die technischen Makel der Preview-Version nicht ausbügeln. Üble Ruckel-Anfälle bei den Kämpfen und lange Ladezeiten bei Texturen sowie Szenenwechseln stören den Spielfluss. Die miesen Animationen der nett modellierten Charaktere verstärken den Eindruck, dass die Japaner die Unreal-Engine nicht zur Gänze ausreizen.
Meinung
Max Wildgruber meint: Meine Vorberichterstattung zum Spiel fiel recht positiv aus. Das grundlegende Konzept von strategisch forderndem Landsknecht-Leben statt Rundenkämpfen macht nämlich Lust. Leider bleibt es bei Vorschußlorbeeren. Über die technischen Mängel könnte ich noch hinwegsehen, wenn mich das Kampfsystem nicht mit teils willkürlichen Automatik-Entscheidungen ärgern würde. Wenn ich meine Truppe selbst ausrüsten könnte. Wenn manche Bosskämpfe fairer und kürzer wären. Wenn nicht so viele Dungeons und Quests diese lieblose Baukasten-Ästhetik verströmen würden. Ja, wenn nur…
Wertung
bis zu 25 Partymitglieder
Massenschlachten mit halbautomatischer Menüführung und Bildraten-Problemen
zahlreiche Sidequests und Rohstoffsuche mit Robo-Maskottchen Herr Buddler
Rollenspiel-Schlachtgemälde mit neuen Impulsen beim Kampfsystem, aber technischen sowie inhaltlichen Mängeln.
Singleplayer63MultiplayerGrafikSound
