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Es wurde schon viel geredet über das neue Sonic: Unleashed sollte die Spielspaß-Fusion zweier Welten werden; die perfekte Kombination aus stürmischen 2D-Passagen (Erfolgsgarant der 16-Bit-Episoden) und verrückt-schnellen 3D-Arealen (Highlight von Sonic Adventure). Dieses ambitionierte Vorhaben – nach einem raschen Blick auf die Spielspaßwertung unten – vorschnell als gescheitert zu brandmarken, würde dem Titel jedoch nicht gerecht werden.
Vielmehr tischt Entwickler Sonic Team einige der besten Hochgeschwindigkeits-Levels der Seriengeschichte auf: Mit einer (etwas zu) feinfühligen Steuerung lenkt Ihr den Stachelmaxe durch perfekt getimte Korkenzieher-Passagen, von Überkopf-Passagen zu sagenhaften Loopings und über irrwitzige Sprungabschnitte. Dann dreht sich die Kamera in eine 2D-Sicht – Sonic wird zur Flipperkugel auf zwei Beinen. Nach zirka fünf bis zehn Minuten ist ein solches Actionlevel vorbei; zurück bleibt ein Hochgefühl – vor Euch liegt die Angst vor dem Straflager respektive den Adventure-Welten, wie die Entwickler die frei begehbare Oberwelten nennen, die zwischen den Jump’n’Run-Levels liegen.
Ohne Hilfestellung plaudert Ihr Euch durch nichtssagende Dialoge, stolpert über hübsche Sequenzen und stellt bald fest, dass Ihr einige Action-Levels abermals absolvieren müsst – neue Stages schaltet Ihr nur mit einer bestimmten Anzahl von Münzen frei, die im gesamten Spiel versteckt sind. Während Ihr die Turbo-Welten gerne mehrmals absolviert, sind die langsamen Nachtlevels schon beim ersten Anlauf bestenfalls Durchschnitt: Etwa die Hälfte aller Levels bestreitet Ihr nämlich nachts – dann verwandelt sich der Flitze-Sonic in einen trägen Werwolf. Der Spielspaß zeigt sich solidarisch mit der untergehenden Sonne und lässt sich nicht mehr blicken. Der Wer-Igel erweist sich als träger Kletterer und ideenloser Klopper – leider sind die Abschnitte mit ihm die längeren.
Wii- und PS2-Spieler erhalten ein völlig anderes Spiel, lediglich die Zwischensequenzen sind identisch (was zu einigen Ungereimtheiten bei der Dramaturgie führt). Der Adventure-Part beschränkt sich auf Dialoge, eine 3D-Oberwelt gibt es nicht. Dafür verbringt Ihr noch mehr Zeit in Nacht-Stages, zum Glück sind diese aber etwas besser als auf PS3 und Xbox 360. Leider machen Sonics High-Speed-Passagen dafür weniger Spaß – wohl auch wegen der schwächeren Grafik. Während der Remote-Rüttel-Einsatz (Schlagen, Schwingen, Werfen) keinen spielerischen Mehrwert bietet, sind Wii-Grafik und -Steuerung der PS2 überlegen.
Meinung
Matthias Schmid meint: Sonic-Spiele sind am besten, wenn man mit Sonic spielt – deshalb heißen sie so. Mit Knuckles zu buddeln oder mit Tails zu flattern war nett, sobald jedoch geangelt, mit Robotern geschossen oder geprügelt wurde, holte sich zuallererst der Spielspaß eine blutige Nase. Damit wären wir schon bei Spaßbremse Nr. 1 von Unleashed: dem Wer-Igel. Der ist zu lahm, verzettelt sich ständig in anspruchslosen Schlägereien und tollpatscht von einem langweiligen Level-Abschnitt zum nächsten. Auch der Adventure-Teil ist schwach designt – es mangelt an Führung und Spannung. Bei Wii- und PS2-Version stört mich vielmehr die gnadenlose Durchschnittlichkeit fast aller Spiel-Elemente, richtig gut wird es nie. Da bevorzuge ich das ständige Auf und Ab der HD-Fassungen: lieber in den schnellen Sonic-Levels kurz berauscht als das ganze Spiel über gelangweilt!
Wertung
nur 2 spielbare Charaktere – in der Nacht wird Sonic zum Wer-Igel
auf PS3 & Xbox 360: begehbare Oberwelt
gesammelte Münzen öffnen Welten
Streitbares Abenteuer mit viel Licht und Schatten auf PS3 und 360. Wii- und PS2-Spieler bekommen den grauen Durchschnitt.
Singleplayer60MultiplayerGrafikSound
