Star Citizen ist nach 14 Jahren und 800 Millionen Dollar zu weit gegangen – Aber eigentlich ist die Community selbst schuld

Nachdem Fans über mehr als eine Dekade hinweg unzählige Millionen in Star Citizen investiert haben, ziehen sie beim jüngsten Shop-Update eine Grenze. Dabei tragen sie eine Mitschuld daran, dass die Monetarisierung immer problematischer wird – meint zumindest MeinMMO-Redakteur Karsten Scholz.

Ihr habt es vielleicht mitbekommen: Die Verantwortlichen von Star Citizen möchten jetzt auch bestimmte Komponenten von Raumschiffen zu Geld machen. Dabei handelt es sich beispielsweise um sogenannte „Flight Blades“, die das Flugverhalten der Schiffe beeinflussen, indem sie die maximale Geschwindigkeit erhöhen oder die Manövrierfähigkeit verbessern. Auch Waffen-Kits sind Teil des neuen Angebots.

Wer sich seit der Ankündigung in den Reddit-Bereich von Star Citizen traut, findet dort zahlreiche Diskussionen rund um die jüngste Ausweitung des Shops. Es geht mal wieder um Pay2Win-Vorwürfe, um die vermeintliche Gier der Entwickler und um Ideen für viele weitere (sarkastische) Vorschläge für Mikrotransaktionen, die Cloud Imperium in Zukunft anbieten könnte.

Kritisiert wird dabei auch die erste Reaktion der Entwickler auf das harsche Feedback: Man möchte kleinere Komponenten wie die „Flight Blades“ oder Bombengestelle trotz der Kritik ab Juni weiterhin für die Echtgeld-Währung aUEC verkaufen, sie – als Kompromiss – zeitgleich aber auch erspielbar machen (via robertsspaceindustries.com).

Wer schreibt hier? Karsten Scholz zockt seit 38 Jahren, schreibt beruflich über Games seit 16 Jahren und hätte richtig Bock auf ein SciFi-MMO im Stil von Wing Commander. Dennoch hat er bislang keinen Cent in Star Citizen investiert. Spieler fallen bei Vorbestellungen und Crowdfunding-Aktionen einfach zu oft auf die Nase. Tipp des Tages: Kauft nur Spiele, die final erschienen sind!

Obwohl die Polaris fast 1.000 Euro gekostet hat, ist sie zu günstig, um in der Top 5 der teuersten Raumschiffe aus Star Citizen zu landen. Hier der Trailer:

Der Geldbeutel steuert, was sich Entwickler trauen

Grundsätzlich kritisiere ich diese jüngste Ankündigung auch. Je mehr Gameplay-relevante Inhalte in einem Shop landen, desto negativer wirkt sich das auf die Spielerfahrung aus – immer. Und sobald die Käufe potenziell die Stärke eigener Charaktere oder Raumschiffe beeinflussen, ist es aus meiner Sicht Pay2Win, und dabei spielt es keine Rolle, ob man sich diese Dinge wahlweise auch erspielen kann.

Gleichzeitig schießen mir gerade aber auch einige Fragen in den Kopf:

Warum ziehen die Fans jetzt eine Grenze und nicht schon vorher?

Und was haben die Fans bitte erwartet, was passieren wird?

Schließlich haben mehr als 5,6 Millionen Unterstützer mit ihrem Geldbeutel den Entwicklern in den vergangenen 14 Jahren klar zu verstehen gegeben, dass die Bereitschaft, immer mehr Scheine nachzulegen, rekordverdächtig hoch ist, und das auch im Jahr 2025.

Nur ein Ergebnis von den bisher durch die Spieler zusammengekommenen fast 820 Millionen US-Dollar: Cloud Imperium ist über die Jahre zu einem riesigen AAA-Studio angewachsen und verbrennt allein durch Gehälter jedes Jahr ein Vermögen. Das ist Geld, das regelmäßig irgendwie reinkommen muss, und das, obwohl man noch kein einziges Spiel veröffentlicht hat.

Es war aus meiner Sicht daher klar, dass die Entwickler den Shop mit der Zeit weiter ausbauen werden. Spätestens, wenn der Verkauf von immer neuen Schiffen oder Starterpaketen nicht mehr die angepeilten Umsatzziele erreicht. Wobei man auch argumentieren könnte, dass die Entwickler jetzt eine bereits bekannte Monetarisierungsstrategie einfach nur ausweiten.

Das eingangs erwähnte, offizielle Statement der Entwickler auf die Kritik unterstreicht das: Man mache mit den Komponenten jetzt quasi das, was man vorher schon bei anderen Angeboten getan habe, man sei dem üblichen Ansatz gefolgt, damit Fans, die das möchten, die Entwicklung zusätzlich unterstützen können. Ist ja keine Pflicht und so. Das Spiel ist ja nicht einmal veröffentlicht. Warum also die Aufregung?

Was könnte noch im Shop von Star Citizen landen?

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Zahlungsbereitschaft mit 7 Siegeln

Genau die Kritik, die jetzt auf Reddit stattfindet, hätte schon vor vielen Jahren im großen Stil stattfinden müssen. So toll das Versprechen hinter Star Citizen – auch für meine Ohren übrigens – klingt, so viele „rote Flaggen“ gibt es rund um das Projekt – und das seit vielen Jahren schon.

Das SciFi-MMO befindet sich mittlerweile länger als Duke Nukem Forever in der Entwicklung und ein finaler Release ist weiterhin nicht in Sicht.

Mit der ursprünglichen Version aus der ersten Kickstarter-Kampagne aus 2012 hat Star Citizen kaum noch etwas zu tun. Damals wurde als voraussichtliche Lieferung der digitalen Kopie des Spiels übrigens der November 2014 angegeben. Als Unterstützer dieser Kampagne würde ich mir leicht verarscht vorkommen.

Obwohl Star Citizen noch in der Alpha steckt, hat sich eine Art funktionierendes Service-Modell rund um den Verkauf immer neuer Raumschiffe etabliert, die teils vierstellige Dollar-Summen kosten. Dadurch fehlt der Zwang für die Entwickler, das Spiel final veröffentlichen zu müssen.

Statt Star Citizen zuerst fertigzustellen, hat man sich zwischendurch mit Squadron 42 einem zweiten, ambitionierten Projekt angenommen, das seit Oktober 2023 „feature complete“ sein soll, aber wohl erst 2026 erscheint.

Aufgrund diverser verpasster Release-Zeitfenster und zahlreicher Insider-Berichte scheint es sicher, dass das Management hinter Star Citizen seit mehr als einer Dekade einen katastrophalen Job mache und eine Menge Geld verbrannt haben dürfte.

Immer wieder gab es in der Vergangenheit Berichte über Entlassungen ohne Abfindung sowie lange Überstunden-Phasen.

Dazu kommt, dass es ganz grundsätzlich eine schlechte Idee ist, Geld in ein MMO zu investieren, das noch nicht final erschienen ist. Die vernichtend schlechte Bilanz der Kickstarter-MMOs aus den vergangenen 13 Jahren unterstreicht das.

Mehr zu Star Citizen:

Star Citizen verkauft Raumschiffe in Einzelteilen, verlangt viel Geld dafür, rudert nach Kritik zurück

von Jasmin Beverungen

24 Kickstarter-MMOs, die Geld von euch wollten – Ein Kassensturz nach 13 Jahren mit frustrierender Bilanz

von Karsten Scholz

Kurzum: Ich verstehe nicht, warum Spieler horrende Summen in ein Projekt wie Star Citizen investieren, bei dem man nicht weiß, ob, wann und in welcher Form es final erscheinen wird. Genauso wenig verstehe ich, warum es gerade jetzt zum Aufschrei kommt. Die Unterstützer haben mit ihrem Geldbeutel das Finanzierungsmodell von Star Citizen erst möglich gemacht. Man erntet, was man zahlt … oder so.

Die Entwickler schaffen sich übrigens auch ein Problem: Je vollgepackter der Shop und je mehr es den Groß-Investoren möglich ist, sich ihre Macht in Star Citizen einfach zu kaufen, desto abschreckender dürfte die „Paywall“ für alle potenziellen Neueinsteiger beim Launch sein.

Immerhin scheint Star Citizen langsam, aber sicher ein richtiges Spiel zu werden, mit dem man tatsächlich Spaß haben kann – es ist also kein Scam, mit dem man Spieler ganz bewusst das Geld aus den Taschen ziehen möchte, ohne am Ende ein spielbares Produkt abliefern zu können: Spieler probierte Star Citizen vor Jahren aus, kam nicht mal aus dem Tutorial – Versucht es jetzt erneut, ist verliebt

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