Microsoft hat über viele Jahre hinweg unfassbare Summen investiert, um das First-Party-Angebot für Xbox zu stärken. Nach langer Durststrecke und einigen Fehlschlägen zahlt sich das endlich aus – auch für uns Spieler.
Seit mehr als 23 Jahren versuchen die Microsoft-Verantwortlichen bereits, sich mit ihrem Angebot aus Games und Gaming-Plattformen – mindestens – auf Augenhöhe mit PlayStation und Nintendo zu positionieren. Besonders wichtig ist dafür ein verlässlicher Strom aus sogenannten „First Party“-Spielen der eigenen Studios, die im besten Fall Konsolen oder „Xbox Game Pass“-Abos verkaufen.
Selbst gegründet und aufgebaut hat Microsoft die eigenen Studios aber nur in den seltensten Fällen. Stattdessen investierte man ein Vermögen, um bereits etablierte Teams zu übernehmen. Hier die wichtigsten Akquisitionen aus den vergangenen 23 Jahren:
Rare war die erste namhafte Akquisition, im Jahr 2002.
2014 folgten die Minecraft-Entwickler von Mojang.
Ab 2018 gehören Compulsion Games, inXile Entertainment, Ninja Theory, Obsidian Entertainment, Undead Labs und Playground Games zu den Xbox Studios.
2019 kaufte man Double Fine Productions.
Im März 2021 ging die Übernahme von Bethesda und Zenimax durch.
Am 13. Oktober 2023 meldeten die Verantwortlichen den Vollzug für die Übernahme von Activision Blizzard.
Allein in die letzten beiden Übernahmen investierte Microsoft über 83 Milliarden US-Dollar. Auf dem Papier bestand Team Xbox Ende 2023 aus 35 First-Party-Studios, wenn man die tatsächliche Zahl an Entwickler-Teams bei Blizzard, King und Co. außer Acht lässt. Die Weichen standen auf Angriff.
Team Xbox feierte die Übernahme von Activision Blizzard mit einem Trailer:
Geld löst nicht alle Probleme
Doch auch wenn Team Xbox mit Blick auf die First-Party-Studios bereits ab 2018 stark aufgestellt ist, war von diesem Angriff lange Zeit kaum etwas zu spüren. Im Folgenden seht ihr einen Vergleich der Release-Highlights von Sony und Microsoft im Zeitraum von 2019 bis 2022:
PlayStation-Highlights zwischen 2019 und 2022Highlight-Releases von Team XboxDays GoneGears 5Death StrandingOri and the Will of the WispsThe Last of Us Part 2Gears TacticsGhost of TsushimaMinecraft DungeonsDemon’s Souls NeuauflageMicrosofts Flight Simulator 2020Marvel’s Spider-Man: Miles MoralesTell me WhyDreamsPsychonauts 2ReturnalAge of Empires 4Ratchet & Clank: Rift ApartForza Horizon 5Horizon Forbidden WestHalo InfiniteGran Turismo 7As Dusk FallsGod of War RagnarökGroundedAstro’s PlayroomPentiment
Klar, da stehen auf beiden Seiten viele tolle Spiele, die man gezockt haben sollte. Die wichtigsten und erfolgreichsten Blockbuster dieser Zeit kommen jedoch durch die Bank von Sony. Verschärft wurde dieses Ungleichgewicht, weil der wichtigste Xbox-Start dieser Zeit – Halo Infinite – die hohen Erwartungen vieler Fans nicht erfüllen konnte.
2023 folgte dann das nächste schwierige Release-Jahr für Microsoft. Zwar konnte man mit dem Shadowdrop von Hi-Fi Rush ein Ausrufezeichen setzen und mit dem Konsolen-Port von Age of Empires 2 und Minecraft: Legends kleinere Erfolge feiern, doch machten gerade die beiden Leuchtturm-Releases Ärger:
Der Koop-Shooter Redfall war eine generische Vollkatastrophe, die nur im Ansatz erkennen lässt, dass die Macher von Arkane (Dishonored, Prey) hinter dem Projekt stehen.
Starfield ist deutlich besser bei vielen Spielern angekommen, doch musste sich Bethesda viel Spott respektive Kritik ob der altbackenen Technik sowie diversen Baustellen des Rollenspiels anhören. Im direkten Vergleich mit Baldur’s Gate 3 hatte Starfield keine Schnitte.
All das ist viel zu wenig, wenn man derart große Ambitionen wie Microsoft hat und auf so viele namhafte Studios zurückgreifen kann. Die harte Realität ist aber auch: Die Entwicklung von Spielen ist langwierig und komplex. Hits lassen sich nicht planen.
2024 folgten dann weitere Hiobsbotschaften, etwa zu den umfassenden Entlassungen bei Activision Blizzard oder zu den Schließungen der 4 Studios Tango Gameworks, Alpha Dog, Arkane Austin und Roundhouse. Im Mai 2024 folgte daher von mir dieser Artikel: Nach Übernahme von Activision Blizzard war ich noch optimistisch, doch torpediert Xbox das eigene Portfolio.
Redfall war ein Fehlschlag mit Ansage – hier der Launch-Trailer:
In einem Jahr kann viel passieren
Jetzt sind etwas mehr als 12 Monate seit dem Artikel vergangen und das Bild hat sich drastisch gewandelt. Ausgelöst durch den starken Dezember-Release „Indiana Jones und der Große Kreis“ und gefolgt von weiteren, sehr empfehlenswerten First-Party-Veröffentlichungen von Microsoft sowie cleveren Entscheidungen, was die Einbindung externer Spiele in den Xbox Game Pass angeht.
Hier die wichtigsten Releases der Xbox-Studios aus den vergangenen Monaten:
DOOM: The Dark Ages (Metacritic von 85 / 86 Prozent positiv auf Steam)
The Elder Scrolls IV: Oblivion Remastered (Metacritic von 82 / 82 Prozent positiv auf Steam)
South of Midnight (Metacritic von 77 / 94 Prozent positiv auf Steam)
Avowed (Metacritic von 81 / 77 Prozent positiv auf Steam)
Dazu hatte man mit dem Rollenspiel Clair Obscur: Expedition 33 (Metacritic von 92 / 95 Prozent positiv auf Steam) und der digitalen Kopfnuss Blue Prince (Metacritic von 92 / 86 Prozent positiv auf Steam) zwei der größten Hype-Spiele der vergangenen Wochen gleich beim Release im Abo mit drin.
Sind das alles Meisterwerke? Sicherlich nicht. Aber allein mit diesen 6 Spielen kann man hunderte Stunden Spaß haben. Dazu kommen dann aber auch noch Zeitfresser wie Anno 1800, GTA V, Hunt: Showdown, Stalker 2, Palworld, Crusader Kings III, die diversen Call-of-Duty-Teile und so weiter. Und natürlich auch viele kleine Perlen wie ein Dredge oder ein Eternal Strands.
Kurzum: Microsoft hat es nach all den Jahren offenbar endlich geschafft, einen konstanten Strom aus soliden bis sehr guten First-Party-Spielen aufzubauen und so – in Kombination mit cleveren Third-Party-Ergänzungen – den Xbox Game Pass in seiner aktuellen Form so wertig wie nie zuvor zu machen.
Clair Obscur ist eines der besten Spiele des Jahres 2025:
Autoplay
Was bringt die Zukunft für Xbox-Fans?
Im Folgenden fasse ich euch zusammen, woran die Xbox-Studios derzeit arbeiten – zumindest, so weit das bekannt ist. Schließlich muss der Strom auch in Zukunft laufen. Beachtet dabei, dass diverse der Activision-Studios seit Jahren vor allem eine Aufgabe haben: bei Call of Duty zu unterstützen.
Aktuelle Projekte der Xbox-Studios
Double Fine Productions: Offenbar mehrere noch nicht angekündigte Projekte in Entwicklung
inXile Entertainment: Clockwork Revolution
Ninja Theory: Project: Mara
Obsidian Entertainment: The Outer Worlds 2
Playground Games: Fable-Reboot
Rare: Everwild
The Coalition / People can Fly: Gears of War: E-Day
The Initiative: Perfekt Dark
Turn 10 Studios: Neues Forza
Undead Labs: State of Decay 3
Aktuelle Projekte der Bethesda-Studios
Arkane Studios: Marvel’s Blade
Bethesda Game Studios: Elder Scrolls VI
Machine Games: DLC zu Indiana Jones und der Große Kreis und bisher unangekündigtes Projekt
Zenimax Online Studios: Noch nicht angekündigt (neues MMORPG), betreuen The Elder Scrolls Online weiter (im Juni 2025 starten die Saisons des Wurmkults)
Hier eine Roadmap der Xbox Studios aus der Community (via Reddit):
Aktuelle Projekte von Activision
Infinity Ward: Call of Duty 2026
Raven Software: Betreuen Call of Duty: Warzone und unterstützen bei anderen CoD-Projekten.
Sledgehammer Games: Call of Duty 2027
Toys for Bob: Arbeit an einem noch unbekannten Projekt
Aktuelle Projekte von Blizzard
Fortsetzung der Weltenseele-Sage (Midnight, The Last Titan)
Mists of Pandaria Classic
Neue Erweiterung für Diablo 4
Gemeinsam mit Nexon: Overwatch Mobile und neues StarCraft-Spiel
Die aktuellen Projekte für Xbox von Partnern
Avalanche Studios: Contraband
Kojima Productions: OD
Stoic Studio: Towerborne (Preview-Version bereits im Game Pass)
Iron Galaxy Studios: Neuauflage von Tony Hawk’s Pro Skater 3 + 4
Team Ninja / Platinum Games: Ninja Gaiden 4
Bedenken solltet ihr bei all dem, dass die finale Übernahme von Activision Blizzard erst Ende 2023 war. Es dauert lange, solch einen riesigen Publisher in einen Konzern wie Microsoft zu integrieren. Zudem mussten / müssen viele Studios erst ihre „alten“ Projekte abschließen, bevor sie mit Verantwortlichen wie Phil Spencer konkret darüber schnacken können, für welche der zahlreichen Franchises man neue Spiele entwickeln möchte respektive sollte.
Sprich: Es wird noch einige Jahre dauern, bis man aus der Distanz überhaupt bewerten kann, wie sich die Übernahme durch Microsoft auf beispielsweise ein Blizzard und die dort entwickelten Spiele auswirkt. Wer übrigens glaubt, dass Activision daran schuld hat, was aus den Warcraft-Entwicklern geworden ist, der sollte hier vorbeischauen: Nicht Activision hat das „gute, alte Blizzard“ auf dem Gewissen, sondern der Erfolg von WoW
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