Amazon will seit 10 Jahren ein Big Player für Games sein, jetzt muss es Herr der Ringe richten

Wenn jemand die finanziellen Mittel und die Synergien hat, um den Markt der Videospiele aufzurollen, dann ist das Amazon. Trotz großer Bemühungen konnte die Games-Abteilung des Weltkonzerns bislang jedoch keinen nachhaltigen Hit landen. MeinMMO beleuchtet vergangene, aktuelle und kommende Projekte von Amazon Games.

Die Amazon Game Studios gibt es schon eine ganze Weile. Seit dem 07. August 2012, um genau zu sein. Ein Jahr zuvor hatte man bereits den Amazon Appstore geöffnet und erste Entwickler eingestellt, die an Mobile-Games arbeiten sollten. Und tatsächlich erschienen in den kommenden Jahren einige kleinere Spiele wie das Social Game „Living Classics“ für Facebook oder die Mobile-Erfahrung „The Unmaking“.

Das sollte aber nur der Anfang sein. Am 30. September 2016 offenbarten die Verantwortlichen, dass sie größere Pläne haben und in Zukunft sehr viel mehr Energie sowie Zeit in die Entwicklung von Spielen investieren möchten. Amazon hatte auch gleich mehrere Ankündigungen im Gepäck, um diese Ambitionen zu unterstreichen:

das MMORPG New World

den 4vs4-„Sport-Brawler“ Breakaway

den Multiplayer-Survival-Sandbox-Shooter Crucible

Was hier sofort auffällt: Der Fokus lag von Anfang an auf Service-Games, die im besten Fall über Jahre Communitys aufbauen und binden können.

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Der Cinematic-Trailer zu New World von 2021:

Aller Anfang ist schwer

Heute wissen wir: Satz mit x. Das war wohl nix. Breakaway kam nie final heraus und Crucible legte einen so katastrophalen Fehlstart hin, dass Amazon den Shooter erst zurück in die Beta verfrachtete, nur um letztlich auch hier die Server für immer herunterzufahren.

Dass es bei New World zum Launch deutlich besser aussah, müssen wir euch sicherlich nicht erzählen. 913.634 gleichzeitig aktive Spieler auf Steam(DB) sind ein historischer Wert, der für Platz 11 der All-Time-Charts reicht.

Diese Zahl spiegelt jedoch eher wider, wie heiß 2021 viele Genre-Begeisterte auf ein neues, ambitioniertes MMORPG eines westlichen Studios waren. Die letzten Online-Rollenspiele dieser Machart stammen aus 2014 (Wildstar und The Elder Scrolls Online).

Dazu kam die Corona-Pandemie, von der viele Online-Games profitieren konnten. Weiterhin verstand es Amazon prima, die eigenen Twitch-Synergien zu nutzen, um über diverse Streamer einen enormen Hype aufzubauen und diesen durch tolle Trailer noch zu befeuern. Mehr dazu lest ihr hier:

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Trotz des starken Starts und den – dank des Buy2Play-Modells – sicherlich hohen Umsätzen zum Launch fällt es schwer, New World als einen nachhaltigen Hit zu bezeichnen. Schnell kamen nämlich die zahlreichen Probleme des Online-Rollenspiels ans Licht. Die Spielerzahlen sanken schneller als die Beliebtheitswerte von Friedrich Merz.

Zwar konnten die Erweiterung „Rise of the Angry Earth“ im Oktober 2023 sowie der Aeternum-Neustart im vergangenen Jahr die Spielerzahlen jeweils steigern, aber immer nur kurz. Die beiden jüngsten Saisons haben sich so gut wie gar nicht mehr auf die Community-Größe ausgewirkt.

Auf 10.000 gleichzeitig aktive Spieler kam man auf Steam zuletzt im März 2025 (via steamdb.info). Das ist ein Bruchteil des damaligen Peaks.

Der Gameplay-Trailer für New World Aeternum:

Das größte Problem von New World, das sich bis heute auf die Qualität des Spiels auswirkt: Die Entwickler machten bei ihrem ersten großen AAA-Projekt einen verheerenden Anfängerfehler und wechselten den Fokus mitten in der Produktion von Survival und PvP auf ein Themenpark-Gerüst mit Quests, PvE-Herausforderungen und mehr Story-Inhalten.

Die verbleibende Zeit war jedoch zu kurz, um die riesige Welt mit spaßigen Quests zu füllen und alle bereits geplanten Systeme und Inhalte entsprechend anzupassen. Stattdessen gab es 08/15-Aufgaben aus der Retorte. Und PvE-Gruppeninhalte, die nicht so recht zum Kampfsystem passen wollten. Auch sonst ergaben Inhalte, Systeme und Mechaniken eher einen wilden Flickenteppich.

Dazu kamen viele Bugs. Fatale Gold-Dupe-Exploits etwa, die mit Hotfixes bekämpft wurden, die neue Exploit-Möglichkeiten eröffneten. Kurzum: Obwohl bei Amazon Games einige Entwickler-Veteranen arbeiteten, machte man viele Fehler, die eigentlich nicht passieren dürfen.

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Warum kam es dazu? Nun, die Entwicklung eines MMORPGs ist eine andere Hausnummer als die Arbeit an den meisten anderen Genres. Online-Rollenspiele sind groß, komplex und teuer.

Selbst erfahrene Studios schafften es in der Vergangenheit nur in Ausnahmefällen, geschmeidige Launches hinzulegen und zeitnah die Content-Pipeline für regelmäßigen Inhaltsnachschub anzuwerfen – und die wechselten den Fokus des Spiels nicht mitten in der Entwicklung. Amazon Games hätte viel mehr Zeit gebraucht, um New World nach der Umstellung in ein rundum gelungenes MMORPG zu verwandeln.

Weiter geht es auf der nächsten Seite mit der bisherigen Bilanz als Entwickler, mit der Arbeit als Publisher und mit zukünftigen Projekten von Amazon Games.

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