MeinMMO-Redakteur Nikolas Hernes hat viel Zeit mit Ranked-Modi in Videospielen verbracht. In League of Legends oder Overwatch investierte er teilweise tausende Stunden im Kampf gegen andere. Eigentlich hat er dem mittlerweile abgeschworen, doch ein völlig anderes Genre hat ihn wieder zurückgeholt.
Was ist das Problem mit Ranked-Modi? Ich habe seit 2014 schätzungsweise 6.000 Stunden in League of Legends versenkt, davon die meiste Zeit im Ranked. Zum Release von Overwatch steckte ich mehrere hundert Stunden in den kompetitiven Bereich. Doch die letzten Jahre wurde ich dadurch immer frustrierter.
Mein größtes Problem ist das Team-Spiel. Hierbei gehts es nicht darum, dass man mit Pech schlechte Teams erwischen und diese nicht alleine tragen kann, sondern um die Kopfsache, wenn man mit so einem Team spielt.
Ranked-Modi haben grundsätzlich großes Frustpotenzial. Vor allem in LoL dauert ein Match gerne mal 40 Minuten. Verliert man, hat man die Zeit nicht nur teils verschwendet, man sinkt auch noch im Rang. Daraus entsteht Druck, denn man möchte ja auch für die anderen Teammitglieder performen. Verliert man, weil man vielleicht einen schlechten Tag hatte, dann verliert in der Regel auch das ganze Team.
Dieser Druck wirkt sich auf mich aus. Ich will nicht sterben, keine Fehler machen, immerhin spiele ich nicht nur für mich. Das macht mir keinen Spaß mehr, auch wenn ich gewinne. Ich nahm mir daher vor, keine Ranked-Modi mehr zu spielen. Entspanntes Online-Daddeln fand ich nach so langer Zeit einfach besser.
Doch das änderte sich, als ich anfing, mich mehr mit Prügelspielen zu beschäftigen. Tekken, Guilty Gear oder Mortal Kombat haben mir den kompetitiven Spaß zurückgeholt, doch ohne den ständigen Frust.
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Ich kann nur auf mich selbst sauer sein
Warum funktioniert bei Kampfspielen der Ranked-Modus besser? Das Hauptargument für meine These ist schon das Format. Man spielt 1 gegen 1. Das hat den Vorteil, dass man bei Fehlern oder bei einer Niederlage nur auf sich selbst sauer sein kann.
Es gibt kein Team, dem man, berechtigt oder unberechtigt, die Schuld geben kann. Gleichzeitig fehlt auch der Druck. Wenn man einen Fehler macht, dann wird man bestraft, aber eben niemand anderes. Man kann nicht GG Bad Team schreiben, oder Pings spammen. Außerdem gibt es keine toxischen Mitspieler.
Beide Aspekte erzeugen bei mir den Effekt, dass ich gerne mehr über das Spiel lerne – aber eben ohne den Frust im Hinterkopf zu haben. Welche Moves soll ich wann nutzen, welche Match-Ups sind gut für meinen Charakter? Das sind Fragen, die man sich auch in LoL stellen kann. Doch bei Kampfspielen sind die Teamkomposition sowie die Absprache mit anderen egal.
Kombos in Kampfspielen haben zudem ein fast unendliches Potenzial für verschiedene Strategien und die eigene Kreativität.
Es entsteht eine mitreißende Dynamik, völlig ohne Chats oder Pings. Ich lerne, welche Moves der Gegner einsetzt, doch auch er lernt. Obwohl man ohne Kommunikation gegeneinander kämpft, entstehen auch Mind Games. Ich versuche den Gegner nicht nur im Spiel, sondern auch auf gedanklicher Ebene auszuspielen.
Dadurch habe ich auch bei meinen vielen Niederlagen unglaublich viel Spaß. Versteht mich nicht falsch. Bis ein Kampfspiel richtig Klick macht, wird man oft verlieren. Doch das klischeehafte Aufstehen und Weitermachen funktioniert in dem Genre perfekt und belohnt. Das liegt eben auch daran, dass ein Match nur wenige Minuten dauert.
Die persönliche Affinität lässt mich die Schwächen vergessen
Auch Kampfspiele haben in dem Bereich Schwächen. Oft ist die Rang-Punktevergabe undurchsichtig und Patches können euch eure liebsten Charaktere versauen. Doch ich persönlich kann darüber hinwegsehen, weil mich dieses Genre schon mein Leben lang begleitet.
Seit ich denken kann, habe ich Kampfspiele gezockt. Sei es mit Freunden, Familie oder sogar mit meiner Oma auf der Couch, oder jetzt aktuell auch online im Ranked gegen andere. Kampfspiele haben einfach eine undurchdringbare Faszination für mich.
Das liegt nicht nur an den spielbaren Figuren, die oft zwischen albern, cool oder einfach unglaublich absurd rangieren. Sondern auch an der Musik, den Stages und der völlig durchgeknallten Lore, die manchmal dahintersteckt. Ein Bär, der Karate gelernt hat? Das klingt nach dem besten Spiel aller Zeiten.
Durch den persönlichen Bezug kann ich die Frustfaktoren eher verzeihen, als in League of Legends oder Overwatch. Ein anderer Vorteil ist noch, dass regelmäßig neue Kampfspiele erscheinen. Dadurch ist es schwieriger für mich, die Lust zu verlieren, weil sie sich trotz des gleichen Genres unterscheiden.
Ein Tekken ist grundlegend anders als ein Mortal Kombat oder ein Street Fighter. Gleichzeitig lernt man aber in allen Spielen grundlegende Aspekte, die man auch in anderen Titeln, sogar Genres, nutzen kann.
Diese Einschätzung ist nur eine persönliche. Viele lieben es, mit einem festen Team in Ranglisten zu spielen, und das kann ich verstehen. Mit einem 5er-Squad aus Freunden ein enges Spiel am Ende doch noch zu gewinnen, ist ein unfassbar befriedigendes Gefühl.
Doch ich stürze mich lieber in 1 gegen 1-Matches, um mich verprügeln zu lassen und dann stundenlang im virtuellen Trainingsraum zu üben. Solange die Charaktere dabei cool aussehen, kann ich mir nichts Besseres vorstellen. Kampfspielturniere sind auch für verrückte Geschichten bekannt: Maskierter Spieler besiegt einen Profi in einem wichtigen Tekken-Turnier, wird kurz danach disqualifiziert
Der Beitrag Kampfspiele haben den spaßigsten Ranked-Modus, auch wenn ich ständig verliere erschien zuerst auf Mein-MMO.
