Die Vergangenheit hat oft genug gezeigt, dass PvP in Survival-Games in den meisten Fällen nicht funktioniert. Fast immer sind die Entwickler weg von der Idee und hin zu PvE-Inhalten. Ein kleines Team will dem Trend – wieder einmal – trotzen und hat MeinMMO eingeladen, sich ihr neues Projekt auf Steam anzusehen. MeinMMO-Redakteur und Survival-Experte Benedict Grothaus war erst skeptisch, aber die Macher haben einen Punkt.
Schaut man sich die besten Survival-Games an, die es aktuell gibt, sind in der Liste zum allergrößten Teil Vertreter ohne oder mit nur wenig PvP. Die meisten setzen auf Koop-Gameplay gegen Gefahren wie Zombies oder die Umwelt, einige auf Story und Charakterentwicklung.
Überraschungs-Hits wie Valheim oder Enshrouded zeigen, dass selbst kleine Indie-Projekte enormen Erfolg haben können, wenn sie die Sache richtig angehen. Mit einer ausgefeilten Welt, gutem Storytelling und solidem Gameplay sind viele Spieler schon zufrieden.
Zuletzt ist mit Dune: Awakening ein neuer Vertreter des Genres erschienen und das mit großem Erfolg. Trotzdem gibt es hier erste Kritik: das Endgame erfordert PvP und das schmeckt den Spielern gar nicht.
Jetzt haben mir die Macher von Renown in einer einstündigen Anspiel-Session, geleitet von den Devs, ihr neues Spiel vorgestellt – eines, das voll auf PvP setzt. Die Info kam direkt zu Beginn der Session und ich konnte mir gerade noch so ein genervtes Stöhnen verkneifen. Am Ende der Vorstellung war ich mir nicht mehr so sicher, ob meine anfängliche Reaktion gerechtfertigt war.
Autoplay
Voller Fokus auf PvP – Das hat doch schon mal nicht geklappt
Wenn ich Survival und PvP in Verbindung höre, bin ich skeptisch. Sehr sogar, denn moderne Survival-Games sind meist ein Kampf gegen die Welt (eben „ums Überleben“) und verknüpft mit wochenlanger Arbeit für eine coole Basis. Sowas will man sich nicht von Griefern kaputt machen lassen.
Zum größten Teil stimmt mir die Entwicklung des Genres dabei zu. Das für mich stets prominente Beispiel ist Last Oasis, ein Spiel, das damals schon mit Hardcore-PvP geworben hat: eine Welt, in der die Sonne alles verbrennt und Spieler gegeneinander um Wasser kämpfen müssen.
Wenige Monate nach Release wurde das Spiel eingestellt: zu viele toxische Spieler, zu wenig Erfolg. Die Entwickler selbst haben den Fehler eingesehen und machen jetzt mit Bellwright ein neues Spiel mit Koop und PvE-Fokus.
Selbst bei Dune: Awakening, wo PvP einen relativ kleinen Teil einnimmt und vollständig optional ist, lenken die Entwickler ein. Schon kurz nach Release ist die Hälfte des Endgames durch PvE ersetzt, PvP war schlicht zu nervig für das Gros der Spieler.
Eines der größten Survival-Games auf Steam als Vorbild
Und dann gibt es da Rust. Das hält sich seit Jahren hartnäckig an der Spitze der Survival-Spiele mit den meisten Spielern auf Steam. Ab und zu gibt es einen Emporkömmling, aber auf lange Sicht bleibt Rust immer irgendwie auf dem Thron.
Rust setzt voll auf PvP und ja, die Community ist massiv toxisch. Wirklich stören tut das aber die wenigsten, denn in Rust setzen sich alle Server jede Woche zurück. Ihr verliert also sowieso alles nach spätestens 7 Tagen. Da sind verlorene Duelle gegen einen fiesen Spieler viel weniger schlimm, der hat ja nicht lange was davon.
Im Gespräch erklären die Macher, dass Renown den gleichen Weg gehen will. Der einzige echte Inhalt des Spiels – neben Bau und Co. – sind PvP und Belagerungen, aber Server werden wöchentlich zurückgesetzt. Absetzen will sich das Spiel mit:
einem mittelalterlichen Setting und mehr oder weniger historisch akkuraten Rüstungen und Waffen, wenn auch aus verschiedenen Epochen
Belagerungs-Mechaniken wie Sprengladungen und Äxte
Burgenbau, vor allem für Gruppen und Gilden
„points of interest“ mit High-Tier-Loot, die als Hotspots für PvP-Kämpfe dienen sollen
Dazu kommt ein Kampf-System, das stark an Chivalry oder Mordhau erinnert und mindestens ebenso chaotisch ist. Schwerter, Äxte, Streitkolben und Schilde treffen auf Plattenrüstungen und Bögen. Survival-Elemente wie Hunger und Durst gibt es gar nicht.
Renown geht ein Risiko ein, aber die Argumente sind gut
Je mehr mir die Entwickler zeigen und erklären, desto mehr wird mir klar: Renown will gar kein Survival-Spiel mit PvP sein. Es ist ein PvP-Spiel mit Survival-Elementen. Der Fokus ist hier klar. Die Macher erklären, dass die Konkurrenz oft versagt hat, weil man versucht hat, PvE- und PvP-Fans anzusprechen. Das könne nicht gut gehen.
Renown dagegen könnte tatsächlich eine Nische treffen, die wenig oder schlecht bedient wird. Nicht nur Rust ist ein gutes Beispiel dafür, sondern auch Chivalry oder Mordhau. Beides sind Spiele, die voll auf PvP setzen, aber sie funktionieren und kommen gut an – auch wenn Chivalry 2 trotz Erfolg nicht weiterentwickelt wird.
Spieler wissen bei diesen Games, was sie erwartet. Genau so wird es bei Renown sein. Der Unterschied zu den anderen Mittelalter-Spielen ist lediglich die feste, große Map, die jede Woche zurückgesetzt wird, und ein Bau-System. Einige weitere Features sind ebenfalls schon in Planung oder teilweise implementiert, etwa:
Reittiere und Schiffe
Musik und Brettspiele (ja, wirklich!)
Server-Events
private/Community-Server und Mods, mit denen etwa sogar Rollenspiel-Server möglich sein sollen
optische Charakter-Anpassungen
tragbare Banner
ein Arena-System sowie ein Hardcore-Modus
Ob und wie viel Erfolg Renown mit dieser Idee haben wird, kann ich nicht sagen. PvP macht mich immer skeptisch, auch wenn es hier tatsächlich funktionieren könnte. Das Spiel selbst soll noch 2025 auf Steam erscheinen, voraussichtlich im Early Access. Backer-Pakete sind aktuelle allerdings ausverkauft. Falls ihr trotzdem lieber auf PvE setzt, lohnt sich ein Blick in Valheim: Eines der besten Survival-Games auf Steam ist fast perfekt bewertet, will jetzt eine der letzten Schwächen angehen
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