Frauen waren in Dungeons & Dragons früher per Definition die besseren Diebe, hatten sonst aber viele Nachteile

Dungeons & Dragons ist mittlerweile über 50 Jahre alt. Damals, in der ersten Edition, sah das Spiel noch ganz anders aus – und hatte vollkommen andere Regeln. Einige davon könnte man sich heute gar nicht mehr vorstellen, insbesondere dann nicht, wenn ihr einen weiblichen Charakter spielen wolltet.

Das sind die Ursprünge von Dungeons & Dragons:

Das Rollenspiel ist erstmals 1974 erschienen und war damals schon eher eine Nischen-Erscheinung mit großem Fokus auf eine junge, männliche Spielerschaft. Es sollte sich vom damals belieben „Wargaming“ abheben, also ausgespielten Schlachten – wie im später beliebten Warhammer.

Aus Dungeons & Dragons ist eine riesige Welt hervorgegangen, durch die unter anderem das Kartenspiel Magic: The Gathering entstanden ist.

Einige Kampagnen laufen schon seit über 40 Jahren und in dieser Zeit hat sich D&D mehrmals verändert, zuletzt mit der überarbeiteten Version 5e 2024. Und viele der alten Regeln wären heute wohl eher fragwürdig.

Was war damals so anders? Es gab ein komplettes Regelset dafür, wenn ihr eine Frau in D&D spielen wolltet – unabhängig von eurem eigenen Geschlecht. Frauen hatten damals teilweise ganz andere Bezeichnungen für ihre Klassen und andere Fähigkeiten als Männer.

Im Begleit-Magazin „The Dragon“, welches Zusatz-Regeln und Errata zu D&D veröffentlicht hat, gibt es in der 3. Ausgabe eine Übersicht zu Frauen und Magie (Quelle: darkshire.net als PDF). Einige der Höhepunkte:

Frauen hatten kein Charisma, sondern einen „Schönheits“-Wert, der den Erfolg und die Wirkung bestimmter Zauber entschieden hat.

Weibliche Diebe – so hießen Schurken damals – konnten mit einem gewissen Wert an Intelligenz Zauber wirken. Männliche Diebe nicht.

Der Stärke-Wert von Frauen war grundsätzlich niedriger als der von Männern. Das gilt für alle verfügbaren Völker. Dadurch konnten sie bestimmte Waffen und Rüstungen nicht tragen.

Insbesondere der „Schönheit“-Wert ist hier spannend, denn Hexen (also weibliche Zauberwirker) mit einem geringen Schönheits-Wert konnten männliche Wesen, die sie per „Verführung“ verzaubern wollten, dadurch direkt töten. Kein Scherz.

Außerdem mussten Charaktere auf einen Rettungswurf würfeln, um einer Verführung zu widerstehen. Gelang das einem Kleriker nicht, konnte dieser sein Zölibat verlieren, was – je nach genutzten Regeln – in einem Verlust der göttlichen Macht resultierte, ähnlich wie bei Eidbrecher-Paladinen.

„Das war nicht dazu gedacht, sexistisch zu sein“

Der amerikanische Autor Tim Kask, der zu den ursprünglichen Spieltestern von D&D gehörte und später der erste feste Mitarbeiter für den „Dragon“ war, spricht in seinem Video auf YouTube über genau diesen Abschnitt in seinem Magazin.

Kask erklärt: die Regeln damals seien nicht dazu gedacht gewesen, Frauen herunterzumachen. Ganz im Gegenteil, man wollte damit Frauen für das Hobby begeistern. Das Interesse sei damals schlicht nicht da gewesen:

Es ist nicht, dass wir nicht versucht hätten, mit den Mädels zu sprechen. Die kamen vorbei und haben sich die hübschen [Spielzeug-]Soldaten angesehen. Und unglücklicherweise war’s das dann auch schon. Dieser Artikel, Frauen im Gaming, war ein ehrlicher Versuch, D&D zu spielen für Frauen attraktiver zu machen.

Frauen sollten sich mehr den „nerdigen Typen“ zugehörig fühlen können. Das alles müsse man allerdings im Kontext des Jahres 1976 mit seiner damals sehr anderen Gesellschaft betrachten.

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Der YouTube-Kanal DnD Shorts, dessen Betreiber Zusatz-Materialien für D&D veröffentlicht, hat sich diesem Thema ebenfalls angenommen (auf YouTube). Dort spricht er mit der YouTuberin und Tabletop-Expertin Ginny Di über die alten Regeln.

Die beiden kommen zu dem Schluss: Aus heutiger Sicht hätten diese Regeln tatsächlich einen sexistischen Unterton, aber auf gewisse Weise sei Frauen damit auch eine beachtliche Macht zugesprochen worden. Schließlich konnten sie mit ihrer (mangelnden) Schönheit Töten oder Kleriker ihren Gott verraten lassen.

Seit dem ersten Release von D&D hat sich viel getan und insbesondere die neuen Regeln von 2024 haben für einige verwirrte Gesichter bei den Fans gesorgt. Allerdings machen auch andere Kontroversen insbesondere beim Mutterkonzern Hasbro die Runde. Unsere Experten haben darüber gesprochen: Bei der Firma hinter Dungeons & Dragons hat sich einiges verändert – Wie es jetzt weiter gehen könnte, diskutieren unsere Experten

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