Fatal Fury: City of the Wolves – im Test (PS5)

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Spiel:Fatal Fury: City of the WolvesPublisher:SNKDeveloper:SNKGenre:Beat’em-UpGetestet für:PS5Erhältlich für:PS4, PS5, XSXUSK:12Erschienen in:6 / 2025

Mit Fatal Fury, einer Arbeit des von ­Capcom zu SNK gewechselten Street Fighter-Schöpfers Takashi Nishiyama, beginnt 1991 auf dem Neo Geo SNKs bis heute anhaltende, innige Beziehung mit dem brachialen Bildschirm-Duell. Acht Jahre später liefert der Entwickler aus Osaka beim vermeintlich letzten Serienteil mit dem Untertitel Mark of the Wolves ein grafisch und spielerisch zeitloses Meisterwerk ab – und an dieses schließt das moderne SNK mit City of the Wolves nach mehr als einem Vierteljahrhundert nun an.
Ort der Handlung ist erneut SNKs fiktionale Metropole ­South Town, wo Altstars wie Terry ­Bogard und Billy Kane auf neue Gesichter wie Muay-Thai-Wissenschaftlerin Preecha und Killer Vox Reaper treffen. Eine besondere Rolle nimmt dabei der junge ­Kämpfer Rock Howard ein: Der ist der Sohn von Terry Bogards verstorbenem Erzfeind Geese Howard und ­wurde nach dessen Ableben von Terry aufgezogen – er muss sich jetzt seinem schweren Erbe stellen. Dazu kommen Wrestler Tizoc, Ninja ­Hokutomaru, die legendäre Mai Shiranui und viele andere talentierte Kampfkünstler sowie ein paar Gesichter, die von den langjährigen Serienfans weder erwartet noch gewollt waren.

Mit 17 spielbaren Figuren, zwei Bossen und 19 Stages ist City of the Wolves zum Start sehr ordentlich aufgestellt, mit den Altstars Joe ­Higashi, Andy Bogard, Fiesling Mr. Big und den Capcom-Gästen Ken Masters und Chun-Li gesellen sich im Laufe der kommenden Monate fünf weitere Download-­Figuren dazu, netterweise sind diese beim verpackten Spiel bereits im Preis inbegriffen.

Wo 1999 noch pixelig gekämpft wurde, prügelt man sich jetzt polygonal. SNK entschied sich für einen leicht schraffierten Comicstil, der im Vergleich zum eher zweckmäßigen Look der aktuellen King of Fighters-Episode direkt ein ganzes Stück charismatischer daherkommt – auch wenn es ­etwas irritiert, dass viele Hintergrundanimationen in einer niedrigeren Bildrate als die Action im Vordergrund abgespielt werden.

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Spielerisch orientiert man sich primär am 2D-Vorgänger aus dem letzten Jahrtausend: Jede Figur hat zwei Schläge und zwei Tritte unterschiedlicher Schnelligkeit und Effektivität. Das Ebenen-System früherer Fatal Fury-Episoden kommt hier nur in speziellen Stages zum Einsatz, meist wird ganz klassisch auf einer 2D-Ebene gekämpft. Das ­”Tactical ­Offense Position ­System” des Vorläufers wurde zum ”Selective Gear ­Potential – S.P.G. – System”: Vor dem Match entscheidet Ihr, in welchem Drittel Eurer Lebens­leiste Ihr Euch über ein paar Stat- und Offensiv-Boni freuen wollt. Zwei Balken unten im Bild bestimmen über den Einsatz der mächtigen Gear-Manöver, das Rev-System ermöglicht erweiterte Angriffe und defensive Manöver, füllt aber ebenfalls eine Leiste: Ist die voll, überhitzt Eure Figur und die Aktionen stehen vorerst nicht zur Verfügung. Man merkt schnell: Diese komplex verzahnten Sys­teme richten sich an Prügel-Kenner: Während Einsteiger schnell die Grundlagen verinnerlichen und auch vereinfachte Kontrollen angeboten werden, sind gerade die Rev-Aktionen nicht ohne. Bis Ihr die sinnvoll in Euren Kampfstil integriert habt, ist durchaus Übung nötig. Da ist es gut, dass City of the Wolves eben dafür viele komfortable Aktionen bietet.

Auch sonst ist das Spiel gut ausgestattet. Der traditionelle Arcade-Modus ist ebenso mit von der Partie wie lokale ­Duelle und Online-Matches, die dank Rollback-Netcode ordentlich ­flutschen. Solisten freuen sich über die ”Episodes of South Town”: In diesem Modus erkundet Ihr die (stilisierte) Stadt, kämpft gegen allerlei Gegner und ­levelt dabei Eure Figur Stück für Stück auf – hier spielt Ihr auch Farben, Kostüme und anderes frei. In ­Sachen Akustik fährt SNK genre­typisch ordentlich auf: Neben einem neuen Soundtrack ist die komplette Musik-Historie von Fatal Fury und Art of Fighting enthalten, die einzelnen Tracks dürft Ihr den Stages ganz nach Belieben zuweisen.

Meinung

Thomas Nickel meint: Mark of the Wolves von 1999 ist eine der besten 2D-Keilereien überhaupt – und der jetzige Nachfolger hätte das Potenzial, das bislang kompetenteste Werk der heutigen SNK-Inkarnation zu sein. Die Grafik hat Stil, Schläge und Tritte fühlen sich herrlich an und das Spiel bietet eine Menge ­cleverer Systeme zum Reinfuchsen. Die moderne Polygon-Grafik ist ansehnlich, erreicht aber nicht wirklich den bis heute ­wegweisenden Feinschliff der Pixel-Helden von 1999 – die wurden eben damals von ein paar der besten Künstler überhaupt auf der Höhe ihres Schaffens kreiert. In ihrer Pixel-Verkörperung haben viele der klassischen Figuren viel mehr Charisma als ihre aktuellen ­Polygon-Pendants, auch die ­Hintergründe von früher wirken liebevoller und beeindruckender. Und trotzdem ist SNK ein würdiger Nachfolger gelungen: Neue Fighter wie Preecha sind toll designt und funktionieren auch in 3D richtig gut. Alte Favoriten spielen sich flott wie eh und je und selbst ehemals eher unbeliebte Figuren wie Ninja-Bengel Hokutomaru haben dank des überarbeiteten Designs eine bemerkenswerte Transformation erlebt. Aber da ist eben auch noch dieser unangenehme Nachhall des Saudi-Einflusses: Nicht nur haftet Salvatore Ganacci und Cristiano Ronaldo ein schaler Beigeschmack an – die beiden Figuren wirken spielerisch und stilistisch ebenso aufgesetzt wie unpassend. Das kostet trotz all der handwerklichen Qualitäten Sympathie. Hoffentlich bleibt es ein einmaliger Ausrutscher.

Wertung

17 Charaktere zum Start
große Musikauswahl
sauberer Netcode

Spielerisch und inszenatorisch überzeugendes Comeback des Kampf-Klassikers – leider nicht so brillant wie das Original.

Singleplayer83MultiplayerGrafikSound

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