Nachdem er 20 Jahre lang PC-Ports repariert hat, löscht ein Modder seinen Steam-Account und erhebt Vorwürfe gegen Valve

Ein etablierter Modder löscht nach etlichen Jahren, in denen er vielen Spielern mit seiner Arbeit geholfen hat, seinen Account auf Steam. Die Schuld gibt er Valve und ihren Richtlinien.

Wer ist der Modder? Der Modder Kaldaien hat mehr als 20 Jahre lang maßgeblich daran gearbeitet, ein Programm zu entwickeln, das PC-Ports (also Spiele, die ursprünglich für andere Plattformen erschienen sind) vor allem hinsichtlich Grafik und Performance korrigiert und verbessert – die Mod SpecialK (siehe special-k.info) oder manchen auch bekannt als „Das Schweizer Taschenmesser des PC-Gamings“.

Nun teilte der Erschaffer der Mod via GitHub in einem ausführlichen Posting mit, dass er nach 20 Jahren seinen Steam-Account gelöscht hat. Die Schuld dafür gibt er Valve, der Firma hinter Steam, und ihren Richtlinien.

Das Problem läge vor allem in den Richtlinien

Warum beschuldigt er Valve? Eines der Hauptargumente, die Kaldaien für seine Frustration und die Löschung seines Accounts hervorbringt, dreht sich um die Update-Richtlinien von Valve, wie er in seinem Blog-Eintrag auf GitHub erklärt:

Im Jahr 2002 lief der Client unter Windows 98. Im Laufe der Jahre wurde der DRM-Client mit allerlei unnötigen und unüberwindbaren Funktionen aufgebläht, die die Softwarekompatibilität behindern. Für Spiele, die man auf einem Windows 98-Rechner gekauft hat, wurden die Systemanforderungen später auf Windows XP, dann auf Windows 7 und schließlich auf Windows 10 angehoben.

[…]

Man hat nicht mehr die Freiheit, ein Spiel zu kaufen, wo immer man will. Man muss abwägen, ob der Kauf weiterhin Patches erhält, ob das Spiel selbst weiterhin die Hardware und Software unterstützt und ob die Freunde das Spiel online im selben Store gekauft haben.

Damit spielt er darauf an, dass wenn Spieler ein Spiel für Windows 98 auf Steam gekauft und nichts unternommen haben, es irgendwann nicht mehr funktionieren würde. Und das würde in dem Fall nicht daran liegen, dass der Entwickler sein Spiel nicht aktualisiert oder die Spieler ihren PC gewechselt haben. Das Problem wäre, dass Steam auf diesem Betriebssystem nicht mehr funktionieren würde, obwohl das Spiel genau für dieses erworben wurde.

„Sie haben nicht mehr die Freiheit, ein Spiel zu kaufen, wo immer Sie wollen“

Der Modder kritisiert daher, dass Gamer heute „nicht die Freiheit haben, ein Spiel zu kaufen, wo immer sie wollen“, da man prüfen müsse, ob ein Store weiter Patches liefert, die eigene Hardware unterstützt oder Freunde dort ebenfalls kaufen.

Er bevorzuge Shops wie GOG, den Microsoft Store oder Epic Games, weil sie auf DRM-Funktionen verzichten. Auch Abo-Dienste wie der PC Game Pass würden ihm gefallen, da man mit ihnen so viele Spiele ausprobieren kann, ohne sie einzeln kaufen zu müssen. Dass der Zugriff bei Kündigung endet, sähe er ähnlich wie bei Steam, wo Spiele nur per widerrufbarer Lizenz verfügbar sind, nur dass man dort den vollen Preis zahlt, statt der Abo-Gebühr.

Was ist DRM?

DRM steht für Digital Rights Management (deutsch: Digitale Rechteverwaltung). Es handelt sich dabei um technische Maßnahmen, die verhindern sollen, dass digitale Inhalte – wie z. B. Spiele, Filme oder Musik – unerlaubt kopiert, weitergegeben oder verändert werden.

DRM-Funktionen in Spielen sorgen zum Beispiel dafür, dass:

man das Spiel nur starten kann, wenn man online ist

man sich mit seinem Account beim Anbieter (z. B. Steam, Ubisoft, etc.) einloggen muss

das Spiel an eine bestimmte Plattform oder Hardware gebunden ist

man es nicht mehr nutzen kann, wenn der Dienst eingestellt wird

Kritik an DRM gibt es vor allem, weil es ehrliche Käufer einschränkt, während Raubkopierer oft Wege finden, den Schutz zu umgehen. Viele Spieler bevorzugen daher DRM-freie Plattformen wie GOG, bei denen man Spiele ohne solche Einschränkungen direkt herunterladen und dauerhaft nutzen kann.

Zusätzlich erwähnt Kaldaien „Valves Lügen“, denen er die Schuld daran gibt, dass seine Inhalte nach Löschung seines Accounts verschwunden sind. Denn obwohl Valve versichern, dass veröffentlichte Beiträge trotz des Verschwindens eines Profils bestehen bleiben, stellte Kaldaien fest, dass 
diese Maßnahme bei ihm nicht eingehalten wurde: „In weniger als einem Monat wurden buchstäblich alle Inhalte gelöscht, trotz ihres nutzlosen Versprechens.“

Zusätzlich habe er mehr und mehr das Gefühl gehabt, Valve sei resistent gegen Feedback. Sie hätten sich triftigen Einwänden gegenüber des Steam-Clients und seinen Eingaben, sowie einer Reihe nicht unerheblicher Bugs uneinsichtig gezeigt, um die er „herumarbeiten“ musste: „Am Ende meiner bitteren Auseinandersetzungen mit Valve habe ich einfach nur Fehler im Steam-Client umgangen und nicht einmal meine Zeit damit verschwendet, die Fehler zu melden, weil es keine Hoffnung gab.“

Zum Ende seines Eintrages wendet er sich mit einem Rat an seine Community. Sie sollten darüber nachdenken und gründlich abwägen, wo sie ihre Spiele kaufen wollen, denn es könnte langfristig sein, dass man das Spiel nicht mehr spielen könne und nichts dagegen unternehmen kann:

Ich würde dazu raten, zu überdenken, von wem Sie Ihre Software lizenzieren und ob ein langfristiger „Besitz“ von Software, die sich selbst aktualisiert, überhaupt möglich ist. Angesichts der schwachen Garantien und offensichtlichen Lügen mancher Shops kann es beruhigend sein, den gesamten Spielekatalog eines Herausgebers für einen Monat zu abonnieren oder im Microsoft Store zu kaufen, um die Vorteile der plattformübergreifenden Lizenz zu nutzen und so die Kopfschmerzen der PC-Kompatibilität zu vermeiden.

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Dass Spiele auf Steam irgendwann aus diversen Gründen nicht mehr spielbar sein können, führt schon länger zu ausgeprägten Diskussionen. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass ihr, kauft ihr ein „Spiel“ auf Steam, gar nicht das eigentliche Spiel kauft, sondern lediglich eine Lizenz für das Spiel auf Steam: Steam erinnert euch jetzt daran, dass euch gekaufte Spiele gar nicht wirklich gehören

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