Kaum ein Spiel hat so eine beeindruckende Entwicklungsgeschichte wie das MMORPG Final Fantasy XIV. Von einer anfänglichen Totalkatastrophe hat es sich über die Jahre zu einem der erfolgreichsten MMOs gemausert. Wie das möglich war, beleuchten wir in unserer MMORPG-Themenwoche für euch genauer.
Was für ein Spiel ist Final Fantasy XIV? Final Fantasy XIV ist ein sogenanntes Themenpark-MMORPG. Ähnlich wie bei einem Besuch in einem Freizeitpark, mit klaren Attraktionen und Routen, werden Spieler auch in so einem Spiel im Rahmen einer Hauptgeschichte von Quest zu Quest und Inhalt zu Inhalt geführt.
Gesäumt wird der Weg entlang der Kampagne mit Nebenquests, Raids, Dungeons und weiteren instanziierten Inhalten. Das Spiel nimmt euch an die Hand, entlang einer epischen Geschichte, bietet gut designte „Attraktionen“ und sorgt für ein klares Fortschrittsgefühl.
Ihr stürzt euch als eigens von euch kreierter Charakter in die Welt Eorzea, in der ihr verschiedenste epische Abenteuer erlebt und Inhalte mit euren Mitspielern bestreitet. Mit mittlerweile 5 Erweiterungen bietet das Spiel gut und gerne mehrere 1.000 Spielstunden und hat sich zu einem der beliebtesten MMORPGs dieser Zeit entwickelt.
In dieser Woche erwarten euch jeden Tag spannende Artikel rund um das Thema MMORPG. Mit dabei: eine Zeitreise durch die Geschichte der Online-Rollenspiele, aber auch nostalgische Rückblicke, Streaming-Abende, Interviews, Kolumnen und Analysen.
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Doch das war nicht immer so: Das Spiel war bei Release der Version 1.0 am 30. September 2010 so fehlerhaft, unzugänglich und frustrierend, dass es selbst bei treuen Fans von Final Fantasy auf massive Ablehnung stieß. Dadurch sah es zunächst so aus, als sei das Spiel grundsätzlich gescheitert und würde in vielerlei Hinsicht den Erwartungen der Spieler und dem Anspruch eines modernen MMORPGs nicht gerecht.
Wie sich FF14 doch noch aus der Misere gezogen hat und der historische Aufstieg aus der Asche gelang, lest ihr hier. Ebenso konnte wir Produzent Naoki Yoshida zum Werdegang des Spiels einige Fragen stellen. Das komplette Interview könnt ihr hier lesen: Die erstaunliche Historie von Final Fantasy XIV aus der Sicht des Produzenten – Naoki Yoshida im Interview
Hier seht ihr den Trailer zu Version 1.0:
Autoplay
Ein Erlebnis zwischen technischer Vollkatastrophe, überladener Welt und langweiligen Inhalten
Wieso ist 1.0 gescheitert? Final Fantasy XIV war damals technisch unausgereift, spielerisch frustrierend und designtechnisch übertrieben ambitioniert. Die Engine war extrem ressourcenintensiv und schlecht optimiert, wodurch selbst starke PCs, aber auch die PS3, mit Performance-Problemen zu kämpfen hatten. Die Benutzeroberfläche war langsam, unübersichtlich und machte selbst einfache Aktionen unnötig kompliziert.
Auch das Gameplay ließ zu wünschen übrig: Viele Spielmechaniken waren schlecht erklärt, umständlich, unübersichtlich oder schlicht langweilig. Hinzu kam, dass die Spielwelt zwar ambitioniert und umfassend wirkte, aber bei genauerem Blick voller Copy-Paste-Elemente steckte. Ganze Abschnitte bestanden aus exakt gleich aussehenden Umgebungselementen oder Gebäuden, was der Welt ihre Glaubwürdigkeit nahm.
Ein weiteres Problem war, dass lange Zeit nicht auf das Feedback der Spielenden gehört wurde, denn schon in der Beta-Phase wurden viele der genannten Schwächen deutlich. Doch das Entwicklerteam hielt zu lange am eigenen Konzept fest, sodass die Community zunehmend frustrierter wurde.
Einen Eindruck zu Version 1.0 könnt ihr hier gewinnen:
Verschärft wurde all das, weil auch motivierende Inhalte fehlten: Es gab kaum spannende Dungeons, Raids oder Quests. Mehrspielerinhalte gab es nur wenige und Kämpfe waren häufig langatmig, undynamisch und zäh. Ebenso gab es keine Weltbosse oder Events innerhalb der Spielwelt.
Leveln konnten die Spieler vor allem über Quests und Freibriefe, von denen man aber nur eine begrenzte Anzahl pro Tag machen konnte. Zwar konnte man auch damals schon mit einem einzelnen Charakter zwischen den verschiedenen Klassen wechseln, jedoch waren viele Teile des Systems unlogisch oder stark eingeschränkt, zum Beispiel durch ein wöchentliches XP-Limit.
All das führte dazu, dass sich selbst riesige Fans von Final Fantasy enttäuscht abwandten und das Spiel mieden.
Die Zerstörung der Welt
Letztlich erkannte Square Enix den Ernst der Lage und traf eine zugleich risikoreiche wie beispiellose Entscheidung: Die Welt von Final Fantasy XIV wurde in einem großen Ingame-Event zerstört, als symbolischer und erzählerischer Neuanfang, aber auch als offizielles Eigenständnis vom Scheitern der damaligen Version. Das Event fand am 11. November 2012 statt, also gut zwei Jahre nach Release von 1.0.
In der Spielwelt wurde dieses Ereignis als die „Siebte Katastrophe“ bekannt – eine gewaltige Apokalypse, bei welcher der Mond Dalamud vom Himmel fiel und so Bahamut entfesselte. Der mächtige Drache verwüstete daraufhin Eorzea und legte dabei fast alles in Schutt und Asche.
Die letzten Minuten von Version 1.0 könnt ihr hier erleben:
Das Event gipfelte in einer beeindruckenden Zwischensequenz, die direkt in den Neustart überleitete und auch heute noch in der aktuellen Geschichte des MMOs eine Rolle spielt.
Statt Version 1.0 komplett aus der Historie von Final Fantasy XIV zu tilgen, entschied sich das neue Team dazu, es Teil des Neuanfangs werden zu lassen und sein Ende in die Geschichte der neuen Version zu integrieren. Dieses Finale gilt bis heute als eines der denkwürdigsten Shutdown-Events in der Geschichte der MMORPGs.
Dass dieses Ereignis auch als Teil von A Realm Reborn erhalten blieb, hatte neben der Gestaltung der Geschichte auch einen weiteren wichtigen Grund, wie uns Produzent Naoki Yoshida im Interview verriet:
Damals dachte ich über „Vertrauensrückgewinnung“ nach. Dies umfasste nicht nur den Wiederaufbau und die Wiedergeburt von FFXIV, sondern ich kam zu dem Schluss, dass das Wichtigste war, unsere Kunden für die Zukunft wieder Vertrauen fassen zu lassen, anstatt für den geschäftlichen Erfolg des Unternehmens. Wenn wir den Dienst beendet und das Spiel nach einem gescheiterten Start einfach neu aufgebaut hätten, wären die Erinnerungen, Daten und die Zeit all derer, die das Spiel bis zu diesem Zeitpunkt gespielt hatten, verloren gegangen.
– Produzent Naoki Yoshida im Interview mit MeinMMO
Wie sich das MMORPG aus der Asche erhob, lest ihr ab Seite 2.
Der Beitrag Eines der besten MMORPGs aller Zeiten war zum Launch eine Katastrophe, musste Historisches leisten, um das zu ändern erschien zuerst auf Mein-MMO.
