MeinMMO-Redakteur Karsten Scholz verdankt World of Warcraft nicht nur seine beste Gaming-Phase überhaupt, sondern noch einiges mehr. Das MMORPG von Blizzard hat buchstäblich sein Leben verändert.
Meine Spielzeit in World of Warcraft dürfte mittlerweile über alle Charaktere und Versionen hinweg bei mehr als drei Jahren liegen. Okay, okay … dieses Geständnis ist ein alter Hut. Was ich euch indes noch nicht verraten habe: Der Freundeskreis musste mich regelrecht zu WoW überreden, und dann wäre das Abenteuer in Azeroth fast vorbei gewesen, bevor es richtig angefangen hat.
Gleichzeitig muss ich heute rückblickend festhalten, dass World of Warcraft mein Leben in den vergangenen zwei Dekaden stark beeinflusst hat. Ohne das Blizzard-MMORPG würde ich ziemlich sicher jetzt nicht einmal für MeinMMO schreiben. Doch der Reihe nach …
In dieser Woche erwarten euch jeden Tag spannende Artikel rund um das Thema MMORPG. Mit dabei: eine Zeitreise durch die Geschichte der Online-Rollenspiele, aber auch nostalgische Rückblicke, Streaming-Abende, Interviews, Kolumnen und Analysen.
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Dark Age of Camelot hat mich versaut
So begeistert ich von Games aller Couleur auch war (und bin), so skeptisch blickte ich Ende der 1990er und Anfang der 2000er auf Online-Rollenspiele. Das lag zum einen an gruseligen Geschichten aus dem eigenen Umfeld, in denen es um horrende Telefonrechnungen und süchtige Studienabbrecher ging.
Zum anderen zeigte mir ein guter Freund eines Abends sein geliebtes Dark Age of Camelot. Klar, dass er sich in dem Spiel mit anderen Spielern dazu verabreden konnte, gemeinsam zu zocken, das war schon irgendwie cool. Aber man, sah das scheiße aus, und es ruckelte. Die langen Reise- und Regenerationszeiten nervten schon beim Zuschauen.
Und all das für das stundenlange Farmen der immer gleichen Mob-Gruppe? Dafür Ausbildung und Vergütung riskieren? Dann doch lieber zum x-ten Mal Gothic durchspielen, dachte ich mir. MMORPGs, das ist wohl nichts für mich.
Herzige Story aus der Community von WoW:
Autoplay
Mit Gruppendruck nach Azeroth
Entsprechend zurückhaltend war ich zuerst, als World of Warcraft erschien und gefühlt alle meine Freunde fragten, ob ich nicht auch mal einen Blick riskieren möchte. Da ich Ende 2004 meine Ausbildung zum IT-System-Kaufmann begonnen und dafür erstmals in eine eigene Wohnung gezogen war, fand ich zuerst, dass das gar keine gute Idee sein dürfte:
Entweder es ist so doof wie DAoC oder es gefällt mir wider Erwarten und ich spiele wahrscheinlich viel mehr als gut für mich ist.
Nach dem Launch in EU war WoW in meinem Umfeld jedoch omnipräsent. In der Berufsschule, bei der Arbeit, im Freundeskreis … überall schwärmte jemand von Azeroth. Und stets fand sich jemand, der mit seinem Probe-Zugang, den es damals zum Spiel dazu gab, vor meiner Nase wedelte. Irgendwann gab ich nach, erstellte mir einen Untoten, zockte rein … und wollte mehr!
Auf das WoW-Gefühl folgt der Kater
Welche Faszination Azeroth damals auf mich ausgeübt hat, lässt sich jungen Spielern – die mit Online-Services und MMORPG-Elementen in fast allen Gaming-Genres aufwachsen – heutzutage nur noch theoretisch vermitteln.
Es war einfach eine andere Zeit, und für mich etwas Besonderes, durch eine riesige, persistente Welt zu laufen, in der man überall auf andere Spielercharaktere treffen konnte, um gemeinsam loszuziehen, sich zu bekämpfen oder einfach nur zu chatten. Dazu freute sich der Warcraft-3-Fan in mir riesig über die vielen bekannten Elemente und Namen.
Die Begeisterung der ersten Tage sollte jedoch schnell einen Dämpfer erhalten. Das Questen und Leveln spielte sich zäh. Die langen Laufwege nervten. Sicherlich lag beides auch daran, dass ich mir mit dem Krieger einen Charakter erstellt hatte, der in Vanilla-WoW langsamer in die Gänge kam als andere Klassen, und dass ich alleine vor mich hinspielte. In Desolace dachte ich mit Mitte 30 übers Aufhören nach.
Eine kleine Anpassung ändert alles
Meine Spielerfahrung drehte sich um 180 Grad, als mir ein befreundetes Paar vorschlug, neue Charaktere zu erstellen und fortan gemeinsam zu leveln. Also trafen wir uns am Wochenende, erschufen ein Trio, das alle drei Rollen (Tank, Heiler, Schadensausteiler) übernehmen konnte – und WoW war plötzlich ein völlig anderes, VIEL besseres Spiel.
Viele Quests ließen sich jetzt spürbar schneller erledigen. Wartezeiten für Dungeons oder Regenerationspausen gab’s quasi gar nicht mehr. Nebenher quatschen wir stundenlang über Gott und die Welt. So war der Weg zur Maximalstufe 60 ein reines Vergnügen. Danach blieben wir über Jahre in derselben Gilde – der Ausgangspunkt meiner Begeisterung für MMORPGs war gelegt.
Mehr als nur ein MMORPG
WoW ist also meine erste MMORPG-Liebe und das Spiel, mit dem ich in den vergangenen 38 Jahren sicherlich die mit Abstand meiste, faszinierendste, emotional bewegendste, spaßigste und erfüllendste Zeit verbracht habe. Doch das alleine verändert noch kein Leben.
Dank WoW hab ich 2008/2009 aber auch den Fuß in die Tür der Games-Branche bekommen. Zuerst schrieb ich Schurken-Texte für das Klassentreffen von buffed. Irgendwann folgten erste bezahlte Aufträge. Dann ein Praktikum. Schließlich mehrere Jahre Freiberuflichkeit.
World of Warcraft blieb in all dieser Zeit ein dominantes Thema. Etwa, weil ich in den Teams der WoW-Magazine MMO Pro und PC Games MMORE unterkam. Aber auch, weil ich an mehreren Sonderheften zum Blizzard-MMORPG mitarbeiten durfte.
Aufgrund meiner über die Jahre aufgebauten Expertise für WoW und das MMORPG-Genre war es zudem vergleichsweise leicht, bei Bedarf neue Auftraggeber zu finden, für die ich regelmäßig schreiben durfte. Wer ist schon sonst so verrückt, über dieses zeitraubende Genre zu schreiben, und gleichzeitig verlässlich?
Wenn man möchte, könnte man den Weg von WoW sogar zu Guild Wars 2 und einem gewissen Gewinnspiel ziehen, über das ich wiederum meine bessere Hälfte kennenlernen durfte, mit der ich zwei tolle Jungs habe. Mehr zu dieser Geschichte erfahrt ihr hier: „Meine Frau hat mich in einem Gewinnspiel zu Guild Wars 2 gewonnen“ – als Trostpreis, quasi
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