Seit 2025 stellen Millennials erstmals die Mehrheit der Führungskräfte und mit ihnen zieht ein neuer Führungsstil in die Arbeitswelt ein. Doch der Wandel bringt auch neue Herausforderungen.
Millennials, also Menschen zwischen etwa 30 und 45 Jahren, stellen seit Juni 2025 die Mehrheit der Manager in den USA. Das zeigt der aktuelle Worklife Trends Report von Glassdoor, einer Plattform zur Bewertung von Arbeitgebern, die regelmäßig Berichte zum Arbeitsmarkt auf Basis ihrer Nutzerdaten veröffentlicht.
Der Generationswechsel war lange absehbar: Millennials sind seit Jahren die größte Altersgruppe im Arbeitsmarkt, viele Babyboomer gehen in Rente, und die Generation X zieht sich langsam aus Führungspositionen zurück. Damit rutschen Millennials automatisch in den Chefetagen nach.
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Führung am Rand der Erschöpfung
Was ändert sich? Mit dem Aufstieg der Millennials in die Chefetagen verändert sich nicht nur der Ton in der Führung, sondern auch die Grundhaltung gegenüber Arbeit, heißt es laut den Ergebnissen einer Umfrage von Deloitte, einem der weltgrößten Unternehmen für Wirtschaftsprüfung. Vertrauen ersetze Kontrolle, feste Strukturen würden durch Flexibilität abgelöst, und die Frage nach dem Warum sei wichtiger als das Wie. Wo frühere Generationen oft Autorität über alles stellten, suchen Millennials nach Beteiligung, Sinn und Balance, heißt es weiter.
Das zeigt sich auch in den Erwartungen an Unternehmen: Homeoffice sei längst kein Extra mehr, sondern Standard, berichtet Fortune. Angebote zur mentalen Gesundheit, Feedback auf Augenhöhe und die Anerkennung individueller Lebensrealitäten würden zur Grundvoraussetzung für gute Führung.
Welches Problem bringt der Wandel? Millennials wollen vieles anders machen als ihre Vorgänger: Sie setzen auf Empathie und flache Hierarchien. Doch genau dieser Anspruch wird für viele zur Belastung. Laut dem aktuellen Worklife Trends Report von Glassdoor sind Burnout-Erwähnungen in Mitarbeiterbewertungen im Vergleich zum Vorjahr um 73 % gestiegen, ein klares Zeichen für wachsenden Druck.
Glassdoor-Ökonom Daniel Zhao spricht in einem Interview mit Fortune von einer „anhaltenden Krise“. Die psychischen Herausforderungen in der Belegschaft nehmen nicht ab. Besonders alarmierend: Zhao warnt vor einem möglichen „Manager-Crash“ – eine Situation, in der überforderte Führungskräfte selbst wegbrechen, weil sich Stress, Überstunden, Personalmangel und Verantwortung über Jahre hinweg aufgestaut haben.
Millennials führen oft auf Augenhöhe, wollen nahbar sein und Vertrauen aufbauen. Doch wenn klare Ansagen fehlen, führt das schnell zu Konflikten. In sozialen Netzwerken mehren sich Berichte über sogenannte „Cool Bosses“: Führungskräfte, die kumpelhaft auftreten, aber im Ernstfall nicht entscheiden – oder plötzlich autoritär durchgreifen.
Wie kommt es zu der Lage? Der Wandel ist nicht allein selbstgewählt, er ist auch eine Folge äußerer Umstände. Viele Millennials haben ihre Führungsrolle nicht durch gezielte Vorbereitung, sondern durch das Ausscheiden älterer Generationen übernommen. Dazu kommt: Die Zahl der direkt unterstellten Mitarbeitenden ist in den vergangenen Jahren fast doppelt so hoch geworden.
Gleichzeitig stehen viele Millennial-Manager auch privat unter Druck. Daniel Zhao, Chefökonom bei Glassdoor, spricht bei einem Interview von Fortune vom „Sandwich-Modell“: Die Generation steckt zwischen Karriere, Familienverantwortung und einer instabilen Wirtschaftslage und muss dabei ein Team führen, das ebenfalls Ansprüche stellt.
Was müsste sich ändern? Viele Unternehmen lassen ihre neuen Führungskräfte mit dem Wandel allein. Es fehlt an konkreter Führungsausbildung, klaren Rollenbildern und Ressourcen. Laut der Global Millennial Survey von Deloitte, wünschen sich Millennials selbst mehr Feedback, Mentoring und Entwicklungsmöglichkeiten, sowohl für sich als auch für ihre Teams.
Was dabei oft übersehen wird: Wer empathisch führen will, braucht Rückhalt. Nur wer selbst stabil aufgestellt ist, kann auf andere achten. Statt ständig zwischen Kumpel und Chef zu wechseln, bräuchte es klare Rahmenbedingungen und Unterstützung von oben.
Während Millennials lernen, mit der Verantwortung als Führungskraft umzugehen, rückt Gen Z mit ganz eigenen Herausforderungen nach. Eine davon: Viele junge Mitarbeitende vermeiden Telefonate, aus Unsicherheit oder Überforderung. Genau das will Google jetzt kommerzialisieren und mit der Angst vor dem Telefonieren Geld verdienen.
Der Beitrag Immer mehr Millennials werden zu Managern, fördern Homeoffice und mentale Gesundheit, doch sie haben ein großes Problem erschien zuerst auf Mein-MMO.
