Lunar Remastered Collection – im Test (Switch)

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Spiel:Lunar Remastered CollectionPublisher:GungHo OnlineDeveloper:Game ArtsGenre:RollenspielGetestet für:SwitchErhältlich für:PS4, Switch, XOneUSK:12Erschienen in:6 / 2025

Die Lunar-Spiele sind eine feste Größte im kollektiven RPG-Unterbewusstsein, obwohl bisher fast kein Ableger der Reihe offiziell den Weg nach Deutschland gefunden hat. Die beiden Originalspiele für Mega-CD blieben ebenso der ­Importfraktion vorbehalten wie die gelungenen Remakes für ­Saturn und PlayStation. Nur eine spätere PSP-Portierung fand 2010 eher unter Ausschluss der Öffentlichkeit ihren Weg in den hiesigen Online-Store. Umso größer die Freude über diesen Rollenspiel-Doppelpack: Wer hier zuschlägt, bekommt die Remaster von ­Lunar: The Silver Star Story und dem Nachfolger Lunar 2: ­Eternal Blue. Beide basieren auf den PSone-Versionen, wurden aber nicht nur grafisch leicht überarbeitet, sondern auch erstmals komplett deutsch lokalisiert – die ideale Gelegenheit, endlich zwei RPGs von fast schon mythischem Ruf zu erleben.

Die erste, ursprünglich 1994 auf Segas Mega-CD erschienene Episode dreht sich um den jungen Alex und seine Vielleicht-Freundin Luna. Beide wachsen in einem idyllischen Dorf fernab vom Weltgeschehen auf, Alex hegt seit seiner Kindheit einen ­großen Traum: Er will ein ­Drachenmeister werden – der legendäre, mächtige Beschützer der Göttin Althena. Als ihn das Schicksal tatsächlich in Höhle des weißen ­Drachen Quark schubst, eröffnet sich die Chance dazu. Und so beginnt er gemeinsam mit Luna, seinem Kumpel Ramus und seinem kleinen, fliegenden Begleiter Nall (der definitiv keine Katze ist) eine große Reise, die ihn zu alten Helden, weiteren Mitstreitern und unerwarteten Gefahren führt.

Der Nachfolger Eternal Blue spielt 1.000 Jahre danach und dreht sich um den Abenteurer Hiro und seine fliegende Begleiterin Ruby. Bei einer Ruinen-Expedition treffen die beiden auf die geheimnisvolle Lucia: Angeblich kommt sie vom fernen, blauen Stern und ist auf der Suche nach der Göttin Althena, was aber ausgerechnet deren Kirche überhaupt nicht zu schmecken scheint.

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Rollenspiel-Kenner merken schnell: Die Prämissen beider Lunar-Episoden lesen sich wie die erste Seite aus dem großen Buch der Rollenspiel-Klischees. Aber zum einen haben wir es hier eben mit Spielen aus der späten 16-Bit-Ära zu tun und zum anderen muss eine Geschichte ja nicht immer originell sein – viel wichtiger ist, wie sie erzählt wird. Und da punkten beide ”Lunar”-Spiele selbst heute: Die Welt, aber vor allem die Figuren sind auch nach gut 30 Jahren immer noch extrem charmant und sympathisch. Mit diesen Helden will man mehr Zeit verbringen und über diese Bösewichter einfach mehr wissen.

Da hilft es natürlich, dass beide Spiele nicht nur inhaltlich, sondern auch spielerisch immer noch überzeugen. Der Stadt-Story-Dungeon-Rhythmus funktioniert prima, der Verzicht auf Zufallskämpfe minimiert den Nervfaktor und die Gefechte gefallen mit einer stimmigen Mischung aus taktischer Positionierung und einfacher, schneller Bedienbarkeit. Die Spielbalance orientiert sich bei beiden Episoden an den japanischen Originalen und nicht an Working Designs’ US-Überarbeitung – das hält dann auch den Grinding-Aspekt in angenehmen Grenzen.

Das Remaster hat Publisher GungHo eher moderat modernisiert. Die Anime-Sequenzen behalten ihr 4:3-Format bei und wurden mal mehr, mal weniger stimmig hochskaliert. Die Grafik selbst wird jetzt im modernen 16:9-Format präsentiert. Leider ist die Pixel-Skalierung nicht wirklich sauber, was insbesondere bei horizontalem Scrolling zu einem Schimmer-Effekt führt – schade, das hätte man besser lösen müssen. Auch so mancher Kampf­hintergrund sorgt für Irri­tationen und wirkt eher wie ein unscharf vergrößertes JPG-Bild mit deutlicher Artefaktbildung. Dafür überzeugt die neue englische Synchro mit motivierten Sprechern und die Texte wurden weitgehend von der klassischen Working-Designs-Lokalisation übernommen. Auch die deutsche Übersetzung geht überwiegend in Ordnung: Die Dialoge sind sauber geschrieben und angenehm lesbar, doch leider gibt es ein paar Unstimmigkeiten bei Orts- und Itembezeichnungen – nichts, was Euren Fortschritt verhindert, aber gelegentlich irritierend.

­Puristen kommen ebenso auf ihre Kosten. Zum einen ist auch der japanische Originalton verfügbar, zum anderen dürft Ihr auf Wunsch die PSone-Fassungen beider Abenteuer im 4:3-Format spielen. Dynamisch zwischen beiden Versionen wechseln könnt Ihr zwar nicht, aber dafür sind Spielstände zwischen Original und Remaster kompatibel. In Sachen Komfortfunktionen gibt es wahlweise optimierte Menüführung, einen ebenfalls optionalen Effekt für unscharfe Bildränder und drei Kampfgeschwindigkeiten. Extras wie Galerien, Hintergrundinformationen oder ein Musikplayer sind dagegen Fehlanzeige, auch die beiden Mega-CD-Originale ­suchen wir hier vergebens.

Meinung

Thomas Nickel meint: Der erste Eindruck ist toll – aber je genauer man hinschaut, desto mehr kleine Fehler und Probleme werden sichtbar. Manch falsch übersetzter Item- und Ortsname in der ­deutschen Lokalisierung, die unsaubere Pixel-Skalierung und die teilweise arg unscharf hochgerechneten Kampfbildschirme irritieren. Tatsächlich aber sind die beiden Lunar-Episoden auch heute noch so angenehm spielbar und charmant geschrieben, dass man bei den genannten Unzulänglichkeiten doch mal ein Auge zudrückt. Die Rückkehr zur japanischen Originalbalance sorgt für ein flott spielbares, aber dennoch nicht triviales Abenteuer: Manch Dungeon fordert schon ordentlich, sodass richtige Vorbereitung oder auch mal taktischer Rückzug durchaus angebracht sind. Vor allem aber die Mischung aus exzellenten Soundtracks, sympathischen Figuren, spannenden Antagonisten und der ­richtigen Prise Humor macht die Lunar-Spiele auch heute noch besonders. Klar, die Remaster hätten stellenweise sauberer ausfallen können – aber ich bin trotzdem sehr froh, dass wir sie haben.

Wertung

2 klassische Rollenspiele
neue Sprecher
Balancing von den japanischen Originalen

Gnadenlos charmanter Rollenspiel-Doppelpack, den auch ein paar unnötige Unsauberkeiten nicht runterziehen können.

Singleplayer86MultiplayerGrafikSound

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