20 Jahre World of Warcraft – Warum man 2 Jahrzehnte lang das gleiche MMORPG spielt

MeinMMO-Dämon Cortyn spielt seit 20 Jahren World of Warcraft. Aber warum hängt man so lange am gleichen MMORPG?

Als ich mit World of Warcraft angefangen habe, hatte ich nur sehr wenig Ahnung von MMORPGs. Ich hatte zwar zuvor Silk Road gespielt, aber war darin auch eher schlecht.

In World of Warcraft habe ich mit meiner Magierin unendlich viel falsch gemacht. Ich trug Kleidung mit Beweglichkeit, habe Polymorph beim Lehrer nicht gelernt, weil Dinge in ein Schaf zu verwandeln irgendwie dumm klingt und den Nutzen Gegenzauber musste man mir erst kurz vor Stufe 60 in der Scholomance erklären. Solche Noob-Fehler gehören einfach dazu.

Das liegt inzwischen 20 Jahre zurück. 20 Jahre, in denen ich World of Warcraft nahezu durchgehend gespielt habe, von kleineren Pausen zum Ende eines Addons mal abgesehen. 20 Jahre, in denen mich Azeroth erfreut und gleichzeitig geformt hat, wie wohl kaum ein anderes Spiel zuvor.

WoW – Ein Spiel für alle und zugleich niemanden

Was World of Warcraft mehr als jedes andere Spiel auszeichnet ist der Umstand, dass es nahezu endlos viele Inhalte unterschiedlichster Art bietet.

Und ja, diese Fülle an unterschiedlichen Inhalten führt oft zu anstrengenden Diskussionen. Immer werden Fragen gestellt wie „Warum gibt’s schon wieder 10 neue Pets, wenn wir seit 6 Monaten keinen neuen Dungeon haben?“ oder „Warum bringt ihr neues Transmog, während das Schurken-Talent in Reihe 7 noch immer Bugs hat und im PvP nicht funktioniert?“

Viele verstehen nicht, dass World of Warcraft nicht so lange überdauert hat, weil es die besten Raids, die meisten Pets oder die interessantesten Klassen hat. Es ist die schiere Fülle an Inhalten. Die unterschiedlichen Interessen, die bedient werden. Jede und jeder kann etwas in World of Warcraft finden, woran sie oder er Spaß hat. Egal ob das eine hohe Wertung in „Mythisch+“, das Sammeln von Haustieren, das Erleben aller Story-Quests, das Austricksen der Server-Wirtschaft im Auktionshaus, das Trollen im Handels-Channel, das Rollenspiel in Sturmwind oder das Finden der schönsten Kleidchen ist.

WoW hat etwas für alle. Wenn man sich auf mehrere Sachen davon einlassen kann, bietet es umso mehr.

Von Gold verdienen bis Pet Battles – WoW bietet für alle etwas.

Euphorie zum Addon-Start

Das persönliche, spielerische Highlight ist für mich jedes Mal der Launch einer neuen Erweiterung. Egal ob es um „The Burning Crusade“, „Mists of Pandaria“ oder auch das (zurecht) kritisierte „Shadowlands“ ging. Die ersten 3-4 Tage einer Erweiterung sind für mich immer ein kompletter Rausch. Das ist immer mein „persönliches Weihnachten“, in denen ich für ein paar Tage komplett im Spiel versinke und meinen Alltag darauf ausrichte, um möglichst viel Zeit im Spiel zu verbringen.

Ich liebe es, zum Start eines Addons durch die Inhalte zu preschen – nicht hastig, aber doch fokussiert. Alle Quests durchspielen.

Dabei geht es nicht darum, die erste Person zu sein – auch wenn ich sogar ein paar der alten „Realm First!“-Erfolge in meiner Sammlung habe. Ich mag es einfach, die neuen Gebiete bis in den letzten Winkel zu erforschen, die neuen Story-Details aufzusaugen, die neuen Mechaniken zu erleben. Ich falle mit dem Sonnenaufgang ins Bett und bin 5 Stunden später schon wieder wach, um direkt weiterzuzocken.

Die nimmt mir keiner.

Ist das ungesund? Ja, aber hallo. Das sind die 3 Tage im Jahr, in denen ich im Grunde nur auf Energy-Drinks und Ramen-Nudeln laufe und von denen ich mich danach genauso lange wieder erholen muss.

Und ja, das stellt mich manchmal vor Herausforderungen. Denn in aller Regel muss ich dabei auch weiterhin arbeiten und über dringendste Neuigkeiten, Patches oder eigene Erlebnisse berichten.

Da treibt mich der Gedanke der „maximalen Zeitausnutzung“ auch dazu an, während der Flug-Reisen schnell ein paar Zeilen einer News zu tippen oder vor allem die spontanen Wartungsarbeiten für die Arbeit zu nutzen, um dann den nächsten Arbeitstag möglichst kurz zu gestalten. (Haha, Leya, das ist nur ein Scherz für den Artikel, wirklich, haha.)

Diese ersten Tage zum Addon-Start sind einfach schön.

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Die Schattenseiten von World of Warcraft – Endstation für manche

Dabei will ich gar keinen Hehl daraus machen, dass es eine ganze Reihe von Leuten gibt, die in World of Warcraft „versumpft“ sind. Das Spiel ist fesselnd und für manche ist es so fesselnd, dass sie davon gar nicht mehr loskommen – obwohl sie schon lange keine Freude mehr am Spiel haben. Ich bin mir sicher, auf allen größeren Realms kennt jeder ein paar Personen, die absolut alles in World of Warcraft kritisieren und jede Veränderung nicht leiden können – aber trotzdem seit vielen Jahren noch immer täglich einloggen.

Manch einer kommt von WoW auch einfach nicht mehr los – und bräuchte Hilfe.

Für manche ist World of Warcraft auch schlicht eine dauerhafte Flucht vor der Realität geworden. Im Laufe der Jahre habe ich manche Leute kennengelernt, die im Grunde ihr ganzes Leben auf WoW ausgerichtet haben und abseits davon wenig Zufriedenstellendes im Leben finden – gerade auf Rollenspiel-Realms trifft man solche Personen leider häufiger.

In manchen Fällen ist das schlicht eine ungesunde Sucht. Daran gibt es nichts zu beschönigen. Für eine Weile kann diese Fluchtmöglichkeit etwas Schönes und Stärkendes sein. Doch manch einer schafft den Absprung nicht und erhebt WoW zum einzigen Sinnstiftenden im Leben. Eine Sucht mit all ihren Nachteilen.

Von den widerwärtigen Dingen, die man manchmal in Goldhain sieht, will ich hier gar nicht anfangen.

WoW im Wandel der Zeit – Vom Hobby zum Ritual

Auch für mich hat sich die Bedeutung von World of Warcraft mehrfach gewandelt. In der späten Jugend war das mein Hobby, wo ich Gleichgesinnte und einen zweiten Freundeskreis finden konnte, der nicht jedes Wochenende irgendeine Party mit Alkohol feiert. Später war es durch Rollenspiel eine schöne, temporäre Eskapismus-Möglichkeit. Inzwischen ist World of Warcraft mehr zu einem Ritual geworden – einige feste Termine, wie Raid-Besuche in einem neuen Patch oder gelegentliche „M+“-Abende.

Aber das ist auch genau das, was ich von World of Warcraft will. Es ist eine Welt, in die man immer zurückkehren kann. Eine Welt, die zugleich immer weniger meiner Zeit „verlangt“ und doch nahezu unendlich viel zu bieten hat, wenn ich mal wieder Tage oder Wochen an Zeit reinstecken möchte.

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Nein, World of Warcraft ist für sich genommen nicht das beste Spiel aller Zeiten – weder jetzt noch zu Vanilla, zur Wrath of the Lich King oder irgendwann sonst. Aber kein anderes Spiel ist wie World of Warcraft und bringt so viele Menschen mit unterschiedlichen Zielen, Wünschen und Vorlieben zusammen. World of Warcraft ist seit 20 Jahren mein Begleiter, weil es mir Freunde und Bekannte beschert hat, die das MMORPG von einem „guten“ zu einem „grandiosen“ Spiel gemacht haben.

Ich wünsche allen, dass sie eine ähnlich schöne Erfahrung in WoW machen – denn World of Warcraft kann all das sein, was ihr von einem Spiel erwartet. Oder auch nichts davon, wenn ihr daran scheitert, die richtigen Mitspielerinnen und Mitspieler zu finden.
Für mich ist World of Warcraft mehr als irgendein Spiel. Es ist ein kleines Stück Heimat.

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