In den verschiedenen Welten von Warhammer gibt es mittlerweile dutzende Spiele und viele davon sind… mittelmäßig. In den vergangenen Jahren hat sich das zwar gebessert, aber ein schwarzes Schaf gibt es trotzdem: Realms of Ruin. MeinMMO-Redakteur und Warhammer-Experte Benedict Grothaus hat der großen Enttäuschung eine Chance gegeben und wurde positiv überrascht.
Am 17. November 2023 ist Realms of Ruin erschienen, ein neues Strategiespiel in der Welt von Age of Sigmar. Das ist eine der drei Welten von Warhammer und war lange Zeit die unbeliebteste davon.
Dieser Eindruck hat sich damals mit Realms of Ruin bestätigt: Das Spiel ist so böse gefloppt, dass der Entwickler in Schwierigkeiten geriet. Die Fans waren überhaupt nicht glücklich. Sie sind es bis heute nicht.
Schaut man auf die Steam-Seite von Realms of Ruin, dann stehen die Reviews bei 56 % über alle Rezensionen (1.700 Stück, Stand 1. August 2025) bzw. sogar nur bei 36 % in den kürzlichen Rezensionen (19 Stück). Damit kommt das Strategiespiel nur auf eine „größtenteils negative“ Bewertung.
Vor einer Weile habe ich mir die offiziell am besten bewerteten Warhammer-Spiele auf Steam angeschaut und bin dabei natürlich auch wieder auf das Gegenbeispiel Realms of Ruin gestoßen. Dabei habe ich mich gefragt: Ist das Spiel wirklich so schlimm?
In meiner Bibliothek habe ich es schon ewig, seit es irgendwann mal im Humble Bundle war. Realms of Ruin hat mich dann sehr positiv überrascht. Ich habe nur knapp 3 Stunden gespielt, aber die waren überraschend gut.
Autoplay
Hochwertige Grafik und einzigartige Einheiten: Fühlt sich an wie Warhammer
Was mir direkt auffällt: Realms of Ruin sieht gut aus. Also richtig, richtig gut. Eigentlich bin ich keine Grafik-Hure, Gameplay ist für mich immer wichtiger. Aber die Einheiten und damit einhergehend die Cutscenes sehen erstklassig aus. Das könnte ohne Probleme ein MMORPG sein und sähe dann sogar noch besser aus als vieles auf dem Markt.
Das ist allerdings nicht der eigentliche Grund, warum mir Realms of Ruin Spaß gemacht hat. Der liegt vor allem in dem Design der verschiedenen Einheiten. Realms of Ruin bietet nur vier verschiedene Fraktionen, aber die unterscheiden sich deutlich voneinander:
Die Sturmgeschmiedeten Ewigen sind die Poster Boys (und Girls) von Age of Sigmar. Sie sind quasi die Fantasy-Version der Space Marines aus Warhammer 40.000.
Orruk-Moorpirscha sind das, was von den Grünhäuten aus Warhammer Fantasy übrig geblieben ist.
Die Nachtspuk sind eine ganz neue Fraktion, die zwar grob alle Untoten unter sich vereint, aber sich von den Gruftkönigen und Vampirfürsten deutlich unterscheidet.
Und für das Chaos gibt es die Jünger des Tzeentch die … als einzige nichts Besonderes darstellen mit der Ausnahme, dass Tzeentch von allen Chaos-Göttern in Videospielen mit am wenigsten auftaucht. Nurgle und Khorne sind häufiger die Gegenspieler.
Jede Fraktion hat ihre eigenen Einheiten. Das Design ist jedoch überall einzigartig und passt perfekt zur Fantasie des jeweiligen Volks, etwas, das etwa in Age of Empires meiner Meinung nach schon immer ein Mangel war. Da sieht einfach alles gleich aus.
Der Fokus liegt auf kurzer Action und simplem Gameplay, nicht auf komplexen Strategien
Selbst das Gameplay ist eigentlich gar nicht so mies. Die Runden sind kurz und immer wieder gleich, ja. Verfügbare Punkte begrenzen die Einheiten-Produktion massiv und die größten Units wird man so gut wie nie sehen.
Dazu funktioniert alles im Stein-Schere-Papier-Prinzip, was Abwechslung eher rar macht. Lässt man sich darauf aber ein, kann man durchaus Spaß haben und etwas entdecken. Ein Nutzer auf Steam vergleicht das mit Filmen:
Man muss das Spiel eher mit einem fulminant präsentierten Actionfilm vergleichen, bei dem man keinen Erwartung an Raffinesse hat und nur Explosionen sehen will. […] Es versorgt einen mit gemütlicher Popcorn-Unterhaltung, wo man mit simplen Bündeln aller Einheiten auch zum Erfolg kommt.
Heißt übersetzt: Wenn ich richtige Strategiespiele zocken will, spiele ich eben was anderes. Aber Realms of Ruin kann dann Spaß machen, wenn ich gerade keine halbe Stunde in Build Orders und Rush-Taktiken versenken, sondern einfach ein bisschen Warhammer spielen will.
Denn hier ist das Spiel ziemlich gut. Die Kampagne ist kurz, aber erzählt eine spannende Geschichte und man bekommt ein gutes Gefühl für Age of Sigmar, das deutlich spannender ist als viele annehmen.
Age of Sigmar existiert übrigens nur, weil die Welt von Warhammer Fantasy zerstört worden ist:
Realms of Ruin macht echt Spaß, aber lohnt es sich auch?
Bevor ihr jetzt euren Geldbeutel öffnet: Ich rate dennoch niemandem zum Kauf von Realms of Ruin. Klar, nach 3 Stunden ist meine Einschätzung sicherlich nicht so tief wie die von anderen, aber ich kann jetzt schon abschätzen, dass sich da einfach nichts mehr tut. Aus mehr als einzelnen Runden und einer kurzen Kampagne besteht das Spiel nicht und es gibt nicht einmal Basenbau.
Warum ich Realms of Ruin nicht empfehlen kann, ist vor allem der Preis: Mit 60 Euro schlägt das Strategiespiel einen harten Ton an und das ist es einfach nicht wert. Für die Kohle gibt es haufenweise Warhammer-Spiele, die deutlich mehr Spaß machen.
Könnt ihr es aber mal irgendwo im Angebot günstig schießen, solltet ihr euch von den Bewertungen nicht unbedingt abschrecken lassen, sondern zweimal schauen. Wenn ihr Age of Sigmar kennenlernen und einfach richtig hübsche Models in Aktion sehen wollt – schließlich ist Warhammer eigentlich coole Minis auf dem Schlachtfeld –, dann zieht Realms of Ruin ruhig in Betracht. Wenn ihr mehr Auswahl benötigt, findet ihr hier die 7 besten Spiele, um in die Welt von Warhammer einzusteigen.
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